Und ploetzlich sind sie 13
Freiraum zu geben. Freundschaft gründet sich ja auf das Miteinander von zwei gleichberechtigten Partnern und nicht darauf, dass der eine überlegen und der andere unterlegen ist.
Wenn man Kinder aus der Reserve locken muss
Was macht man mit einem Jugendlichen, aus dem man kein Wort herauskriegt, der einfach nicht reden will? Jemand hat einmal die Pubertät beschrieben als eine Phase, in der Kinder nicht mit anderen Familienmitgliedern reden, in einem Chaos hausen, das sie „mein Zimmer“ nennen und aus dem sie dreimal am Tag auftauchen, um etwas Essbares hinunterzuschlingen und die Familie anzuknurren. Was kann man da tun, um ein Gespräch in Gang zu bringen?
Eine Studie befragte Jugendliche: „Möchtest du über die folgenden fünf Themen mehr mit deinen Eltern sprechen oder weniger oder so viel, wie du es jetzt tust?“ Die angegebenen Themen waren: Drogen, Freundschaften, Schule, Vorstellungen von Richtig und Falsch, Sexualität.
Dabei wurde festgestellt, dass „Jugendliche … sich mehr an ihren Eltern orientieren als an ihren Freunden. Sie finden es gut, wenn sie mit ihren Eltern über Dinge sprechen können, die sie beschäftigen. Das Alter zwischen 10 und 12 ist eine besonders günstige Zeit für Eltern, ihrem Kind zu helfen, Gespräche in Gang zu bringen und zu lernen, wie man miteinander so reden kann, dass auch die Gefühle zur Sprache kommen.“
Die Verfasser der Studie bemerken aber auch: „Das Interesse von Jugendlichen, mit ihren Eltern über ihre Anliegen zu sprechen, nimmt zwischen dem fünften Schuljahr (58 Prozent) und dem neunten Schuljahr (37 Prozent) stetig ab. Die Anzahl derjenigen, die sich mehr Gespräche mit ihren Eltern über die fünf relevanten Themen wünschen, geht deutlich zurück.“ 12
Wenn Sie diese wertvollen Jahre nutzen wollen, empfehlen wir das Buch
So sag ich’s meinem Kind: wie Kinder Regeln fürs Leben lernen
von Adele Faber und Elaine Mazlish. 13 Sie finden darin viele kluge Hinweise, wie Sie die wertvollen Jahre vor der Pubertät nutzen können, um mit Ihrem Kind ins Gespräch zu kommen. Wenn Sie so eine Basis gelegt haben, können Sie auch in den kommenden Jahren, wenn Ihr Kind sich nicht mehr so bereitwillig öffnet und von sich erzählt, darauf aufbauen. Die folgenden drei Grundregeln für Kommunikation können dabei helfen:
Achten Sie auf offene Türen
Oftmals wollen Jugendliche zu den unpassendsten Zeiten mit uns reden – wenn beispielsweise gerade der Braten anbrennt, wenn wir müde sind und gerade mal ein paar Augenblicke allein sein möchten oder zwei Minuten bevor Gäste eintreffen.
Einer unserer Söhne kam um zwei Uhr nachts von seinem allerersten Schülerball zurück. Es war ein wunderbarer Abend gewesen! Er saß bei uns auf der Bettkante und sprudelte all die aufregenden Einzelheiten heraus, erzählte und erzählte, bis wir nur noch schlafen wollten. Schließlich sagten wir: „Erzähl uns den Rest morgen, okay?“ Sie ahnen es vielleicht schon – der „Rest“ wurde nie erzählt. Zwei Uhr nachts war die „offene Tür“ gewesen, nicht der Morgen danach.
Als unsere Kinder noch kleiner waren, war es nicht schwer, Zeiten zum Gespräch einzuplanen. Wir brauchten nur mit ihnen Eis essen zu gehen. Das funktioniert allerdings keineswegs mit Jugendlichen! Man könnte ja zufällig Freunden begegnen, und dabei ertappt zu werden, wie man mit den Eltern ausgeht, wäre für einen 14-Jährigen etwa gleichbedeutend mit sozialem Selbstmord.
Fangen Sie an, nach „offenen Türen“ Ausschau zu halten, und wenn sich eine auftut, halten Sie sie offen! Z. B. durch kleine Bemerkungen wie: „Das finde ich interessant!“ „Darüber musst du mir mehr erzählen.“ „Mich würde deine Meinung dazu interessieren.“ Solche Bemerkungen geben Jugendlichen die Möglichkeit, sich wirklich zu öffnen. Jugendliche sind oft wie Schildkröten: Sie strecken vorsichtig den Kopf heraus und testen, ob sie es wagen können, zu sagen, wie ihnen wirklich ums Herz ist. Das kann so aussehen, dass sie beispielsweise eine schockierende Behauptung in den Raum schleudern. Wenn darauf keine entrüstete Reaktion erfolgt, können sie weiterreden. Folgt eine Belehrung, ziehen sie sich wieder in ihren Panzer zurück.
Finden Sie einen Platz für Gespräche
Vor mehreren Jahren zogen wir in ein anderes Haus um. Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl von Verlorenheit, wenn man nichts findet und nicht weiß, wohin man die Sachen räumen soll, die man gerade auspackt. Ein Umzug bedeutet viel
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