...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
Ursache dafür eine viel zu naive Herangehensweise. Man musste die örtlichen Gepflogenheiten kennen, die Mentalität der Leute verstehen, wissen wie und vor allem ob überhaupt Geld verdient wurde.
***
„Hallo Franco..., kennst du mich noch?“, hatte die Stimme geflüstert: „Hier spricht dein Gewissen, erinnerst du dich?“
Sie klang leise, emotionslos, ja fast freundlich, aber Franco Manzo spürte die Gefahr die von ihr ausging: „Ich erwarte dich um Mitternacht, in Vignola, im Torbogen der Burg...“, hatte sie gesagt. Dann hatte der Mann aufgelegt und einen völlig verstörten Manzo zurückgelassen.
***
Der Regen prasselte an die Fensterscheiben, es war kalt in seinem Zimmer und doch fing er an zu schwitzen. Tief in seinem Inneren hatte er immer gewusst, dass der Tag der Abrechnung einmal kommen würde, auch wenn er besonders in den letzten Jahren gehofft hatte mit diesem unseligen Mord doch noch davonzukommen. Der Anblick der Leiche auf dem sonnendurchfluteten Waldboden, das blutige Messer in seiner Hand, es hatte ihn nie wirklich losgelassen. Auch wenn die Bilder nicht mehr so häufig kamen, so durchlebte er die Tat immer intensiver, je seltener sie kamen.
Der Anruf am frühen Samstagmorgen hatte ihn in die verregnete emilianische Nacht hinausgetrieben. So sehr er sich zu erinnern versuchte, aber er hatte die Stimme nicht erkannt. Und doch wusste er sofort, dass es sich um Maria Wagedorn handeln musste. Es war die vermaledeite Vergangenheit die sich bei ihm gemeldet hatte und sie hatte ihm keine Wahl gelassen, er hatte zum Treffen kommen müssen. Auch wenn er gewiss nicht erwartet hatte, dass es so übel für ihn ausgehen würde.
Den ganzen Tag über konnte er sich nicht konzentrieren. Er hatte fürchterliche Angst. Die Vergangenheit holte ihn ein. Er hatte den Tag im Juni 1971 nie vergessen können, auch wenn die Abstände in denen er Nachts davon träumte immer länger wurden. Und manchmal wünschte er sich, er wäre damals einfach zur Polizei gegangen und hätte alles gestanden. Heute nach so langen Jahren wäre alles vergessen, vergeben und gesühnt.
***
Es war Mario Micoliç der darauf sah, dass niemand von den drei Freunden aus der Reihe tanzte und ständig drohte er mit dem was Malte Pieper geschehen war. Auch wenn er nie sagte, was genau das gewesen war. Aber eins stand fest: Malte war tot. Er starb so kurz nach seiner Vernehmung, dass keiner der drei Freunde an einen natürlichen Tod glauben konnte.
Anfangs rief Mario jedes Jahr, seine Freunde an. Immer genau am 27. Juni. Nur zur moralischen Unterstützung, wie er behauptete, aber jeder wusste, es war eine Drohung. Nach einigen Jahren hörte das auf und er meldete sich gar nicht mehr. Niemand der vier hatte das Bedürfnis eine enge Freundschaft mit den anderen zu pflegen, sie gingen sich nach der Tat alle aus dem Wege. Mario Micoliç ging nach Hamburg und gründete dort seine Anwaltskanzlei. Peter Pavliç hatte eine Stelle als Lehrer in der Nähe von Augsburg gefunden. Und er selbst hatte ein Jahr danach die Firma seines Vaters übernehmen müssen. Die Arbeit tat ihm gut und ließ ihn den Mord vergessen, aber als dann alles lief, die Firma sogar expandierte und etwas Ruhe in sein Leben einkehrte, da kamen die Bilder wieder. Er versuchte sie in Alkohol zu ertränken, aber es gelang ihm nicht. Bis dann die Anrufe von Mario nicht mehr kamen, da fing er sich wieder etwas. Er hörte sogar mit dem Trinken auf, das rettete seine angeknackste Beziehung vor dem endgültigen Aus.
Nur von Gabler hatte er nie wieder etwas gehört. Nach einigen Jahren verschwand er spurlos. Seine Mutter sagte, er hätte etwas mit Betriebs- oder Volkswirtschaft studiert, aber niemand der drei interessierte sich wirklich dafür. Jeder war froh, dass einer aus ihren Reihen verschwunden blieb.
***
Franco Manzo grübelte. Ob es Gabler war, der angerufen hatte? Den Anruf hätte er eher Mario Micoliç zugetraut. Nur was konnte der von ihm wollen? Er hätte doch am allerwenigsten Grund in den alten Sachen herum zu stochern. Als Anwalt hatte er doch am meisten zu verlieren. Und Peter Pavli ç ? Der war ein Feigling und Waschlappen. Ein solcher Anruf passte einfach nicht zu ihm. Er verkroch sich lieber in einem kleinen Kaff in der Provinz, hätte bestimmt auch einen anderen Namen angenommen, wenn das möglich gewesen wäre. Er würde niemals versuchen die Sache wieder aufzurühren. Ihn konnte er getrost ausschließen.
Was konnte der Anrufer nur von ihm wollen? Niemand der
Weitere Kostenlose Bücher