Und plötzlich warst du wieder da
sitzenden Prada-Jeans. Dieser Mann wusste seine Vorzüge zur Geltung zu bringen.
Hör auf zu glotzen, rief Nadia sich zur Ordnung. „Ich hasse es, meine Morgenzeitungen mit jemandem zu teilen. Und mit dir teile ich sie schon gar nicht. Außerdem will ich weder mit dir frühstücken, noch habe ich Lust, dich überhaupt zu sehen.“
„Sagtest du gestern nach dem Essen schon.“ Er nahm die Zeitung und ging einfach damit in sein Apartment.
Nadia wusste nicht, was sie tun sollte. Lucas raubte ihr den letzten Nerv. Sicherlich könnte sie die Tür zuschlagen und auf ihre Morgenlektüre verzichten – aber wieso eigentlich? Die Zeitungen waren so etwas wie ihre letzte Verbindung zur Außenwelt, seit Nadia nicht mehr im Berufsleben stand. Hinter Lucas herzurennen, um ihm gewaltsam zu entreißen, was ihr gehörte – das hatte sie schon bei seinem albernen Spiel mit der Einkaufstüte verworfen. Es gab schließlich noch die Möglichkeit, ihre Brüder anzurufen und sie zu bitten, ihr ein Flugticket nach Miami zu schicken, damit das Ganze endlich ein Ende fand. Das wäre Nadia am liebsten gewesen, aber es kam nun einmal nicht infrage.
Sie seufzte. Wieder blieb ihr nicht anderes übrig, als sich mit den Tatsachen abzufinden und Lucas’ Gesellschaft zu ertragen. Wenn er sich einbildet, dass ich mich für seine „Einladung“ auch noch umziehe, hat er sich aber geschnitten, dachte sie, nahm Schlüssel und Handy von ihrem Garderobentisch, schloss die Tür und folgte ihm auf die Dachterrasse.
Draußen war es schon früh warm und schwül geworden. Lucas’ Terrasse war fast doppelt so groß wie Nadias. Sogar einen Swimmingpool gab es. Zu Gruppen angeordnet standen große, teils mit farbenprächtigen Blumen, teils mit merkwürdigen Kakteen bepflanzte Terrakotta-Gefäße auf dem Boden.
Lucas legte die Zeitungen auf den Glastisch, rückte ihr einen Stuhl zurecht und lud sie ein, sich zu setzen. Der Tisch war gedeckt. Daneben stand ein Buffetwagen mit verschiedenen Speisen.
„Warum lässt du eigentlich deinen Fahrlehrer zweimal die Woche vergeblich auf dich warten?“, fragte er unvermittelt.
„Woher willst du wissen, dass er auf mich wartet?“
„Ich habe mich erkundigt.“
Diese Männer von der Security beobachteten anscheinend jede ihrer Bewegungen und erstatteten haarklein Bericht. Die bekamen keine Kekse mehr von ihr. „Geht dich nichts an“, entgegnete Nadia.
„In Manhattan könnte ich verstehen, dass man keinen Wert auf einen Führerschein legt. Aber in Miami? Dort fährt jeder mit dem Auto.“
„Was kümmert es dich? Du hast kein Recht, in meinem Privatleben herumzuschnüffeln.“
„Selbstverständlich kann ich Erkundigungen über die Bewohner in meinem Haus einziehen.“
Noch etwas, das Nadia in diesem Haus nicht gefiel.
Lucas hob die Deckel von den Tellern. Es gab Pilzomelettes, Bacon und Bratäpfel. Allein bei dem köstlichen Duft bekam Nadia Appetit. Dazu der starke Kaffee, den Lucas ihr einschenkte. Sie überlegte ernsthaft, ob sie Lucas’ Unverschämtheiten als Preis für ein fürstliches Frühstück gelten lassen konnte. Was sie sich normalerweise morgens zubereitete, fiel im Vergleich dazu sehr dürftig aus. Manchmal ließ sie das Frühstück sogar ausfallen.
Er schob ihr einen Teil der Zeitungen hinüber, bediente sich, nachdem sie ihren Teller gefüllt hatte, und bemerkte dabei:
„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“
„Ich habe nie einen Führerschein gebraucht. Ich hatte einen Chauffeur.“
„Aber hier hast du keinen.“
Selbst wenn sie früher in Miami einen Führerschein hätte machen wollen, hätte ihr übervorsichtiger Vater das niemals gestattet. Sogar ihre Brüder hatten darum kämpfen müssen. Und nach dem Unfall war Autofahren für Nadia sowieso zu einem Gräuel geworden. Vorn neben dem Fahrer zu sitzen, konnte sie auch heute kaum ertragen.
Aus zusammengekniffenen Augen sah Lucas sie aufmerksam an. „Hast du nach dem Unfall Angst zu fahren?“
Warum musste er ihre Gedanken erraten und es aussprechen? Sie ließ die Gabel sinken. Wenn sie daran dachte, bekam sie keinen Bissen herunter. Ihren Mann hatte sie nun zwar wiedergefunden, aber ihren Sohn hatte sie verloren, unwiederbringlich verloren.
„Es hat keinen Sinn, sich sein Leben lang von seiner Angst bestimmen zu lassen“, fuhr Lucas fort. „Ich könnte dir das Fahren beibringen.“
Sie wagte nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. „Ich will nichts mehr davon hören, okay?“
„Du hast erzählt, das Testament
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