Und plötzlich warst du wieder da
durch seinen Körper ging. Er spannte die Muskeln an, und ein paar Mal keuchte er auf. Sie hatte seine Selbstbeherrschung erschüttert und genoss diesen Triumph.
Aber auch jetzt sprach er kein einziges Wort. Früher war er nicht so schweigsam gewesen. Er hatte ihr die schönsten Kosenamen ins Ohr geflüstert. Er hatte ihr gesagt, wie sehr er ihren Duft liebte, den Geschmack ihrer Haut, wie weich und schön ihr Körper war, wie gut sie sich anfühlte. Und wie sehr er sie liebte. Sie war süchtig nach diesen Worten gewesen.
Was er jedoch an diesem Abend nicht in Worte kleidete, sagte ihr sein leidenschaftlicher Blick. Und sie fühlte sich von ihm erfüllt, begehrt, wieder ganz als Frau. Er gab ihr in diesem Augenblick das Selbstvertrauen und die Energie zurück, die sie schon verloren geglaubt hatte. Erneut spürte sie, wie sie sich dem Höhepunkt näherte. Ihre Muskeln zogen sich zusammen, ihr stockte der Atem, ihre Gedanken schwanden ins Nichts. Dann brach es über sie herein – mit plötzlicher, unbezwingbarer Macht. Nur Sekunden später war sein Rhythmus entfesselt. Laut stöhnte er auf. Und noch einmal ging ein heftiges Beben durch ihn hindurch, und auch er folgte ihr auf den Gipfel der Lust.
Erschöpft lag sie unter ihm, kaum fähig, die Hand zu heben, um ihn zu streicheln. Lucas stützte sich ab, damit nicht sein volles Gewicht auf Nadia lastete. Mit jedem ihrer Atemzüge berührten ihre Brüste sacht seine glatte Haut. Es fühlte sich herrlich an. Alles fühlte sich herrlich an. Es war nicht das gewesen, was Nadia sich vorgenommen hatte. Nein, sie hatte nicht einfach wilden Sex mit ihm gehabt, um alles andere für eine Weile vergessen zu können. Mit Lucas zu schlafen war mehr, es war einfach überwältigend. Und es kam ihr so natürlich und selbstverständlich vor, wie zu essen oder zu atmen. Deshalb konnte es kein Fehler sein.
Oder doch?
8. KAPITEL
Lucas drehte sich auf die Seite. Dann stand er auf und zog sich ins Badezimmer zurück, wo er sich als Erstes das Gesicht mit kaltem Wasser wusch. Er brauchte Abstand von Nadia. Was er eben erlebte hatte, war – zu gut.
Seufzend stützte er sich auf den Rand des Waschbeckens, sah in den Spiegel und schüttelte den Kopf. Wie konnte ein Mann sich darüber beklagen, dass der Sex, den er gerade gehabt hatte, zu gut war?
Er musste zur Vernunft kommen. Er hatte sich etwas vorgenommen, und daran wollte er festhalten. Bisher lief es ja auch wie am Schnürchen. Er hatte es geschafft, Nadia in sein Bett zu bekommen. Sie vertraute ihm, war ehrlich zu ihm. Bald hatte er sie so weit, dass er mit ihr ganz offen über KCL reden konnte. Dann würde sie ihm alles erzählen, was er wissen wollte. Und es wurde sehr viel einfacher, seine Pläne umzusetzen.
Dass es dann noch so fantastisch war, mit Nadia zu schlafen, und so schön, ein paar angenehme Erinnerungen wieder aufleben zu lassen – das war doch umso besser. Nur durfte er sich davon nicht ablenken lassen. Lucas richtete sich auf. Er schlüpfte in seinen Morgenmantel und ging zurück ins Schlafzimmer.
Nadia hatte sich inzwischen sein Hemd übergezogen und saß gegen das Kopfteil gelehnt auf dem Bett. Aufmerksam verfolgte sie seine Bewegungen, als er von der Kommode das Tablett mit dem Kuchen und dem Champagner holte. Lächelnd rückte sie ein Stück zur Seite, damit Lucas das Tablett zwischen sie auf das Bett stellen konnte, bevor er sich zu ihr setzte.
Er hielt ihr ein gefülltes Champagnerglas hin. „Wie wäre es jetzt mit Nachtisch?“, fragte er. „Sex hat dich doch sonst immer hungrig gemacht.“
Nadia drehte das Glas zwischen den Händen und schlug den Blick nieder. War sie verlegen geworden, errötete sie sogar? Das kannte er gar nicht von ihr. Früher war sie so tough gewesen und hatte sich von nichts und niemandem einschüchtern lassen. Diesen Zug an ihr hatte er damals sehr aufregend gefunden. Aber diese Schüchternheit, die er gerade an ihr entdeckte, gefiel ihm genauso gut.
Sie begannen den Kuchen mit der dickflüssigen Schokoladenfüllung zu essen. Lucas entdeckte einen winzigen Tropfen von der Schokolade in ihrem Mundwinkel und überlegte, ob er ihn ihr mit einem Kuss stehlen sollte, hielt sich dann aber zurück.
„Lucas“, setzte Nadia nach einer Weile an, „warum hast du damals das Geld genommen?“ Sie warf ihm einen ernsten Blick zu.
Bevor er antwortete, zögerte er einen Augenblick und trank einen Schluck Champagner. Warum sollte er ihr nicht die Wahrheit sagen? „Ich hatte Angst,
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