Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
Vom Netzwerk:
sich still. Ich stelle mir vor, wie sie zusammengerollt in meinem Bauch ruht und auf Nachricht von Blue wartet. Ich habe das Gefühl, sie enttäuscht zu haben, noch ehe sie das Licht der Welt erblickt hat. Und zwar schon das zweite Mal. Ich fange erneut an zu schniefen, und Sofia verdreht die Augen, reicht mir aber eine Packung Papiertaschentücher und schlägt vor, Hailey solle meinen Teesatz lesen, um herauszufinden, wo Blue steckt.
    Als Red in die Küche kommt, ist er allein. Selbst Al Pacino hat ihn im Stich gelassen. Von Blue keine Spur. Ehe ich aufstehen und mir verzweifelt die Hand auf den Mund pressen kann, verkündet er: »Ich habe ihn gefunden«, und alle atmen sichtlich erleichtert auf. »Er sitzt im beheizten Wäscheschrank«, fährt Red fort. »Ich habe versucht, ihn herauszuholen, aber er hat mich angefaucht und gekratzt.« Er hält den Arm in die Höhe und zeigt uns die langen roten Striemen, die sich über seinen gesamten Unterarm erstrecken. Wir nicken. Er hat ihn gefunden, kein Zweifel.
    »Es gibt einen beheizten Wäscheschrank im Schloss?«, fragt Brendan etwas enttäuscht.
    »Ja, und einen überdachten Pool, und eine Sauna und einen Whirlpool«, sagt Glynis, damit er einmal so richtig enttäuscht ist statt immer wieder aufs Neue, über das ganze Wochenende verteilt.
    Meine Beine zittern, aber sie tragen mich zur Küchentür. Vor Red bleibe ich stehen. »Ich … Ich …« Ich habe einen Kloß im Hals und bin ganz heiser vom Weinen.
    »Ich weiß«, sagt er lächelnd und legt mir eine Hand auf den Arm, ehe er sich über seine Portion gebratenen Speck hermacht.

    Ich gehe ein paar Schritte, dann halte ich es nicht mehr aus und spurte los. Ich reiße die Tür des beheizten Wäscheschranks auf, und tatsächlich, dort liegt er und schläft. Ich lege die Hand auf seinen warmen, pelzigen Kopf, und er zuckt heftig mit den Ohren, lässt es aber geschehen. Ellen bohrt mir einen Fuß in die Seite, und ich presse die andere Hand auf die kleine Beule, schließe die Augen und atme tief durch, als wäre es das allererste Mal.
     
    Nachdem Blue wieder aufgetaucht ist, fühlt sich die Welt anders an. Die Luft riecht aromatischer, süßer, die Sonne scheint wärmer, und die Spinatquiche, die Glynis gemacht hat, schmeckt so lecker wie das erste Schokoladenosterei nach einer langen Fastenzeit. Ich finde sogar den Duft des halben Rindes, das Brendan im Ofen brät, lecker. Wir sind hoffnungslos im Verzug, aber statt mich darüber aufzuregen, spiele ich mit Red und Al Pacino und Blue im Garten Frisbee. Wobei Blue eigentlich nicht mitspielt. Er legt sich in die Sonne, leckt sich das Schokoladen-Mousse, das Glynis für ihn gemacht hat, von den Schnurrhaaren und döst dann ein.
    Brendan und Filly haben sich vor geraumer Zeit auf ihr Zimmer zurückgezogen, »um sich für einen Spaziergang umzuziehen«, und sind seither nicht wieder aufgetaucht.
    Nach einer Weile legen wir uns neben dem Kräutergarten ins lange Gras. Es duftet intensiv nach Lavendel und Geißblatt und Jasmin, und das träge Summen der Bienen ist wie eine Unterhaltung zwischen uns. Red liegt auf dem Bauch und flicht eine Kette aus Gänseblümchen, die so lang ist wie er selbst. Ich beobachte ihn verstohlen. Es ist entspannend, ihm zuzusehen. Seine Bewegungen sind gemächlich, fließend, wie Wasser. Al Pacino rückt ihm auf die Pelle, so nah es geht, ohne sich direkt auf ihn zu legen. Die fleischige
rosarote Zunge hängt ihm aus dem Maul, baumelt sanft schwingend hin und her wie ein Pendel.
    »Es ist fünf Uhr«, bemerkt Red, obwohl er keine Uhr trägt. »Sollten wir jetzt nicht über die Lesung reden?« Er grinst hinterlistig.
    »Woher … ? Hast du etwa meinen Terminkalender gelesen? «
    »Na, klar. Er lag offen auf dem Bett.«
    »Meinem Bett.«
    »In unserem Zimmer.«
    Ich lache. In einer Welt, die irgendwie anders ist, seit Blue wieder aufgetaucht ist, kann ich gar nicht anders.
    »Außer mir scheint sich ohnehin niemand sonderlich für die Hochzeit zu interessieren«, sage ich.
    »Was gibt es da schon groß zu besprechen?« Red stützt sich auf die Ellbogen und mustert mich. »Man geht in die Kirche, sagt ›Ja, ich will‹, und dann schmeißt man eine Party. « Er hängt mir die Gänseblümchenkette um den Hals. Seine Finger streifen mein Ohr und jagen einen Stromstoß durch meinen gesamten Körper. Sofort bekomme ich eine Gänsehaut auf den Armen. »Ist dir kalt?«, fragt Red, und ich richte mich auf und ziehe mir die Jacke über.
    »Ein bisschen«,

Weitere Kostenlose Bücher