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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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ist denn los, Scarlett?« Filly kommt aus dem Schloss gerannt, gefolgt von Brendan, Sofia, Hailey und Glynis. Sie bleiben wie angewurzelt stehen, als sie mein Gesicht sehen.
    »Weinst du etwa?«, fragt Filly.
    Bei ihren Worten muss ich nur noch heftiger schluchzen, als wollten die in all den Jahren unvergossenen Tränen diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sie schießen mir förmlich aus den Augen und stürzen sich wasserfallartig über meine Wangen.
    »Und wie sie weint«, stellt Sofia fest. »Das ist ja wohl kaum zu übersehen.« Sie hasst es, wenn jemand überflüssige Fragen stellt. Dann bekreuzigt sie sich plötzlich und flüstert: »Oh Gott, ist etwas mit dem Baby?«
    »Soll ich einen Krankenwagen rufen?«, fragt Hailey und mustert mich verwirrt und verängstigt zugleich.
    Red Butler drängt sich durch die kleine Menschenansammlung und ruft »Macht Platz! Zurück!«, als hätte ich einen Herzinfarkt erlitten oder so. Er kniet sich auf den Kiesweg, nimmt mich in die Arme und tätschelt mir den Rücken, wie man es bei einem Baby tut, damit es Bäuerchen macht.
    »Blue ist weg«, würge ich nach einer Weile hervor. »Ich kann ihn nirgendwo finden.«
    »Das darf doch nicht WAHR sein«, schnaubt Sofia und ringt die Hände, als wollte sie die Götter beschwören.
    »Und ich dachte schon, es sei etwas wirklich Schlimmes passiert.«
    Red hebt den Kopf und gibt Filly leise irgendwelche Anweisungen. Diese nickt und fordert die anderen auf, ihr ins Schloss zu folgen. »Los, kommt mit, wir suchen ihn drinnen.«
    Ich vergrabe erneut das Gesicht an Reds weichem Hals und weine und weine, bis sein T-Shirt ganz mit meinen Tränen vollgesogen ist.
    »Nicht weinen«, murmelt er. »Ich werde Blue schon finden. «
    »Es geht gar nicht nur um Blue«, schluchze ich. »Sondern auch um alles andere.«
    »Alles wird gut. Du wirst sehen.«
    »Nein, wird es nicht. Du verstehst nicht. Es ist alles meine Schuld.«
    »Unsinn. Es ist nicht deine Schuld. Jetzt beruhige dich erst einmal. Tief durchatmen.«
    »Ich wollte abtreiben.«
    »Hast du aber nicht.«
    »Und ich habe das zweite Baby verloren. Ellens Bruder oder Schwester. Genau wie ich Blue verloren habe.«
    »Aber Ellen ist noch da. Ellen hast du nicht verloren«, flüstert er.
    Ich klammere mich an seine Worte und spüre, wie die Tränen allmählich versiegen. Die Flut ist eingedämmt. Aber ich will Red nicht loslassen. Er kommt mir vor wie ein Bett, auf dem ich mich ausstrecken kann. Auf dem ich schlafen kann.
    »Ich werde Blue finden«, gelobt er mir erneut, und ich mache mich von ihm los, um ihm in die Augen zu sehen. Nach meiner Enthüllung habe ich Angst vor dem, was ich dort womöglich erblicken werde. Doch in seinem Gesicht,
das mir inzwischen so vertraut ist, spiegelt sich nichts als Mitgefühl.
    »Versprochen?«, flüstere ich.
    »Versprochen.« Er reicht mir ein Knäuel Toilettenpapier, und ich putze mir die Nase und wische mir die Tränen und den Schnodder und die verlaufene Wimperntusche von den Wangen. Er steht auf. »Geht’s wieder?«, fragt er.
    Ich nicke, und er macht sich auf in Richtung Burggraben. Ich kann es nicht mit ansehen.
    Irgendwie schaffe ich es, ins Schloss zurückzukehren, wo mir Glynis eine Tasse ihres selbst zusammengemischten Kräutertees verordnet. Er schmeckt grauenhaft, aber solange ich mich darauf konzentrieren muss, das Gebräu hinunterzuschlucken, bin ich wenigstens abgelenkt.
    »Es ist vier Uhr«, bemerkt Filly in dem Versuch, mich aufzumuntern. Sie weiß, dass ich nichts mehr liebe, als meinen Zeitplan einzuhalten. Eigentlich sollten wir jetzt mit Sofia und Red über das Treuegelübde für die Hochzeit reden, doch im Augenblick ist mir das Treuegelübde schnurzpiepegal.
    »Wer hat Lust auf eine Scheibe Toast mit gebratenem Speck?«, fragt Brendan.
    »Ich!«, schreien alle fröhlich.
    »Wer hat Lust auf eine Partie Scrabble?«, fragt Hailey, und wieder antworten alle im Chor »Ich!«, und sie spurtet los, um das Spiel zu holen.
    Sie spielen. »Du kannst ja einfach zuschauen, Scarlett«, sagt Hailey, da ich keine Anstalten mache, mich daran zu beteiligen. Alle achten peinlich genau darauf, Wörter wie »blau«, »Kater«, »verloren« oder »Wassergraben« zu vermeiden. Brendan könnte sogar das Wort Katze legen, doch er entscheidet sich stattdessen für Akte, was ihm weniger Punkte einbringt und letztendlich dazu führt, dass er Hailey,
die offenbar wie ich ein Hardcore-Scrabble-Fan ist, den Sieg überlassen muss.
    Ellen verhält

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