Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
Vom Netzwerk:
heute Morgen in eine Thermoskanne gefüllt hat. Dann stecke ich den Schlüssel ins Zündschloss und drehe ihn um. Nichts passiert. Ich versuche es ein zweites Mal. Wieder nichts. Ich steige aus und öffne die Motorhaube. Rauch quillt heraus. Ich knalle die Motorhaube wieder zu. Es riecht verbrannt. Ehe ich mir eine Lösung für mein Problem überlegen kann, muss ich mich übergeben. Schon wieder. Ich tue es in Valentino Marzonis Vorgarten, wobei ich darauf achte, einen Respektabstand zur Grotte einzuhalten. Einige der Nachbarn, die noch am Straßenrand stehen, verfolgen es mit einer Mischung aus Mitleid und Ekel. Ich krame mein Telefon hervor und wähle Johns Nummer. Er geht beim vierten Klingeln ran.
    »John, du musst mir helfen.«
    »Schon wieder?« Es ist nicht so gemeint. Er kann bloß nicht fassen, dass ich ihn binnen so kurzer Zeit gleich zweimal brauche.
    »Mein Auto springt nicht an.«
    »Bist du noch bei Sofia zu Hause?«
    »Ja.«

    »Ich bin in fünf Minuten dort.«
    Er legt auf, ehe ich ihm danken kann. Ich schließe die Augen, um die Tränen zurückzuhalten und stelle mir vor, wie Ellen mit achtzehn zu Weihnachten in der Stadt ist und es weit und breit kein freies Taxi gibt. Sie wird John anrufen, um zwei Uhr morgens, und er wird aus seinem warmen Bett steigen, eine Hose und seinen Arran-Wollpulli über seinen Pyjama anziehen, und dann wird er sich ins Auto setzen und in die Stadt fahren, um sie abzuholen. Er wird immer für sie da sein, das weiß ich.
    Ich stehe auf dem Bürgersteig und warte. Auf meinem Rock ist ein Fleck Erbrochenes. Ich rubble mit einem Taschentuch daran, werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist zwölf Uhr und sechsunddreißig Minuten. Noch vierundzwanzig Minuten bis zur Hochzeit.
    Johns Wagen biegt um die Kurve. Ich höre die Hupe und versuche, ihm entgegenzulaufen, muss aber stehen bleiben und mich an die Gartenmauer lehnen, weil mich wieder eine Braxton-Hicks-Kontraktion ereilt.
    »Scarlett! Ist alles in Ordnung?« John ist mitten auf der Straße stehen geblieben und aus dem Auto gesprungen. Er rennt auf mich zu, ohne die Tür zu schließen. Bis er bei mir ankommt, ist der Schmerz verebbt und ich richte den Oberkörper auf und lächle matt.
    »Was ist los, Scarlett? Kommt das Baby?« Er ist blass, was sein Gesicht schmaler aussehen lässt.
    »Nein, nein«, sage ich. »Das war bloß eine Braxton-Hicks-Kontraktion. «
    »Über die habe ich gerade gelesen«, sagt er, was mich nicht im Geringsten überrascht.
    Wir wirbeln herum, als ein Auto mit quietschenden Reifen hinter Johns Wagen stehen bleibt. Der Fahrer hupt und streckt den Arm aus dem Fenster, um eine obszöne Geste
zu machen, ehe er das Lenkrad herumreißt und um das Hindernis kurvt.
    »Ich schätze, wir sollten uns auf den Weg machen«, sagt John. Er hält mir den Arm hin, und ich klammere mich dankbar daran. Der Schmerz ist zwar verschwunden, aber ich bin etwas außer Atem.
    Wir steigen ins Auto, und obwohl es in Strömen regnet und John fährt wie eine Schnecke, sind wir in zwölf Minuten und zweiundzwanzig Sekunden an der Kirche angekommen. Ich sehe erneut auf die Uhr. Noch gute fünf Minuten, ehe Sofia aufkreuzt.
    »Danke, John.«
    »Du würdest dasselbe für mich tun«, sagt er ohne den geringsten Zweifel in der Stimme.
    Ich nicke, weil er Recht hat.
    Ich nehme meine Handtasche. »Ich muss dann mal …«
    »Ich weiß. Geh nur«, sagt er und beugt sich über mich, um mir die Tür zu öffnen. Ich rieche Pfefferminz und Mottenkugeln. »Ich warte noch ein paar Minuten hier, nur falls du noch etwas brauchst … eine Mitfahrgelegenheit oder so …«
    »Danke«, sage ich erneut.
    »Los, los«, sagt er. »Du willst doch nicht zu spät kommen. «
    Ich laufe, so schnell ich kann, zur Kirche, um mich davon zu überzeugen, dass alles so ist, wie es sein soll. Drinnen erwartet mich ein Meer aus allen erdenklichen Rosatönen. Ich lächle, als ich es sehe, und komme mir vor wie auf dem Kindergeburtstag einer Sechsjährigen. Ein rosaroter Teppich erstreckt sich wie Al Pacinos Zunge über den gesamten Mittelgang. Rechts und links davon eine Orgie aus rosaroten Blumen, Bändern und Ballons.
    Auf dem Altar stehen rosarote Kerzen, deren Flammen
tanzen und flackern und alles möglich scheinen lassen. Auch die Musiker tragen samt und sonders Rosa, was an den Frauen vom Streichquartett und der Organistin ganz okay aussieht, am einzigen Mann, dem Banjospieler, dagegen etwas albern wirkt.
    Alle Bänke sind voll besetzt, das Geflüster der

Weitere Kostenlose Bücher