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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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Verbindung zu Stabilität und Normalität und Realität, und die wollte ich nicht kappen.«
    Wieder Schweigen. Ich fürchte schon, er könnte mir gleich befehlen, auszusteigen und dann davonbrausen. Doch er lehnt sich bloß zurück und schließt die Augen.
    »Ich hätte nicht einfach gehen sollen«, sagt er. »Ich habe alles kaputtgemacht. Ich hätte hierbleiben sollen. Oder dich mitnehmen. Oder … ich weiß auch nicht.«
    »Ich habe dich gehen lassen«, erinnere ich ihn. »Ich habe dich weder gebeten, zu bleiben, noch, mich mitzunehmen. «
    »Das Schlimmste ist, dass ich gar nicht genau weiß, warum
ich unbedingt wegwollte. Ich habe mich das schon tausendmal gefragt, und ich weiß es immer noch nicht.« Seine Stimme zittert. Ich nehme seine Hand.
    »Du wolltest mehr«, sage ich schlicht. »Ich auch, wenn ich ganz ehrlich sein soll. Ich hatte bloß Angst, es zuzugeben. Ich wollte, dass alles beim Alten bleibt, weil ich Angst hatte, dass etwas nicht so laufen könnte, wie ich es geplant hatte.« Die klappernden Hufe kommen näher.
    »Und was ist mit Ellen?«, fragt John nach einer Weile. »Womöglich ist sie gar nicht von mir. Lieber Himmel, was für ein Schlamassel.«
    Ich lasse mir seine Worte durch den Kopf gehen, obwohl ich in den vergangenen Monaten kaum über etwas anderes nachgedacht habe. Doch jetzt, da in meinem Kopf auf einmal Klarheit herrscht, erscheint mir dieses ganze Chaos gar nicht mehr so chaotisch.
    »John, sieh mich an.« Ich drehe seinen Kopf zu mir und betrachte sein vertrautes Gesicht. »Ellen wird so viele Menschen um sich haben, die sie lieben, wenn sie erst auf der Welt ist. Dich und mich und Red und Filly und Bryan und Phyllis und Declan und George und Maureen … Das ist doch eigentlich kein Schlamassel, oder?«
    Er schweigt erneut, aber es ist kein wütendes oder trauriges Schweigen, sondern ein nachdenkliches. Er überlegt gründlich, ehe er antwortet – eine Angewohnheit, die ich seit jeher sehr an ihm schätze. Ich warte ab.
    »Nun … «, sagt er schließlich. »Es ist nicht perfekt …«
    »Nein, ist es nicht«, stimme ich ihm zu, »aber dafür wird Ellen perfekt sein.«
    »Ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen«, sagt er, und der Ansatz eines Lächelns huscht über sein Gesicht.
    »Geht mir genauso.«
    »Ich wollte bloß das Richtige tun«, sagt er.

    »Ich weiß. Ich auch.«
    Der Regen hat wieder eingesetzt, und die Tropfen kullern tränengleich im Zickzack über die Windschutzscheibe.
    »Aber du hast Recht. Was uns angeht, meine ich.« Seine Worte sind so endgültig wie die Schaufel voll Erde, die auf dem Sarg landet, nachdem er ins Grab hinabgelassen worden ist. »Wir tun das Richtige. Für uns beide.«
    Und in diesem Augenblick sehe ich alles glasklar. Ich kann den Tatsachen ins Auge blicken. Ich habe es insgeheim schon lange geahnt, aber jetzt ist es mir auch bewusst. Er hat Recht. Ich habe Recht. Wir tun das Richtige.
    »Können wir trotzdem Freunde bleiben?«, frage ich unter Tränen. »Nicht nur wegen Ellen, sondern wegen uns.«
    »Natürlich«, sagt John. »Wer sonst wird mir zuhören, wenn ich über die Entwicklung des Steuerrechts im vorigen Jahrhundert und die Auswirkungen auf die Trends am Schweinebauchmarkt rede?«
    »Ich«, sage ich.
    »Weil wir Freunde sind«, sagt er.
    Ich nicke. »Weil wir Freunde sind.«
    Wir umarmen uns über die Handbremse hinweg. Mittlerweile weinen wir beide, heulen wie zwei alte Jungfern bei der Beerdigung des letzten heiratsfähigen Junggesellen in der Stadt.
    »Scarlett!« Ich fahre herum und sehe Filly und Hailey hinter dem Auto auftauchen. Filly läuft voraus, Hailey stakst hinterdrein, so schnell es geht, dicht gefolgt von Red, der Al Pacino hinter sich her zerrt.
    Ich öffne die Beifahrertür und steige aus. »Ich gehe dann wohl besser.«
    Er nickt. »Viel Glück«, sagt John, und ich erkenne an den Mienen von Red, Filly und Hailey, dass ich es brauchen
werde. Ich schließe die Tür, und John fährt davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    »Was ist los?«, frage ich, als die vier vor mir zum Stehen kommen.
    Sie antworten alle zugleich, und ihre Worte stolpern übereinander wie Betrunkene zur Sperrstunde.
    »Halt, halt, halt«, rufe ich. »Ich verstehe gar nichts.« Prompt sind sie alle wie auf ein Kommando still. Ich zeige auf Filly. »Okay, du zuerst.«
    »Also …« Sie weiß offenbar nicht, wo sie anfangen soll. »Es geht um Sofia.«
    Mist. Ich hätte vielleicht doch einwilligen sollen, als sie mich vorhin um ein Gespräch im

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