Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
Vom Netzwerk:
festhalten.«
    »Wenigstens habe ich genügend Haare«, stellt er trocken fest, aber das Grinsen ist ihm gründlich vergangen. Er wirkt besorgt.
    »Das sind die Wehen, Letty«, informiert mich Filly, die inzwischen ihr Handbuch für Geburtspartner konsultiert hat. »Es gibt ein Kapitel über die Entbindung ab Seite hundertfünfundvierzig, aber ich bin dummerweise erst auf Seite dreiundzwanzig.«

    »Es können noch nicht die Wehen sein«, widerspreche ich. »Ich bin in der achtundzwanzigsten Woche.« Dann kommt schon die nächste Kontraktion und fegt mich seitwärts, wie eine riesige Welle, die sich auf den Strand zuwälzt. »Ich habe noch keine Atemtechnik gelernt«, japse ich, sobald der Schmerz abgeklungen ist. »Ich war noch kein einziges Mal beim Geburtsvorbereitungskurs.«
    »Atme einfach«, rät mir Red.
    »Was meinst du?«
    »Na, einatmen, ausatmen, ganz normal. Aber konzentrier dich darauf, als wärst du beim Yoga. Du hast doch bestimmt schon mal Yoga gemacht, oder?«
    »Äh, ja.« Ich kann mich im Augenblick zwar nicht genau erinnern, ob ich tatsächlich schon mal Yoga gemacht habe, aber ich würde es mir jedenfalls zutrauen.
    »Okay, alles raus«, befiehlt Red den anderen.
    »Aber …«, erheben alle gleichzeitig Einspruch.
    »RAUS!«, schreit Red, und diesmal leisten sie seiner Anordnung Folge. »Sofia, lass deine Stola hier, damit sich Scarlett drauflegen kann.«
    »Aber die ist aus Seide. Hat mich vierhundertfünfunddreißig Tacken gekostet – im Ausverkauf.«
    »Wie viel?«, röhrt Valentino, als Sofia ihre Stola an Red übergibt und zusieht, wie dieser sie auf die Rückbank breitet, ehe er mich daraufbettet.
    »Ich weiß, ich weiß«, seufzt Sofia. »Aber sie war runtergesetzt! Da musste ich doch zuschlagen!«
    »Tut mir leid, Sofia«, presse ich hervor. »Ich werde versuchen, keine Flecken darauf zu hinter …« Ich habe den Satz noch gar nicht zu Ende gesprochen, da ergießt sich die nächste Welle Fruchtwasser aus mir und auf den zartrosa Seidenstoff.
    »Ach, herrje. Ruft einen Krankenwagen«, sagt Sofia,
ohne ihre ruinierte Stola auch nur mit einem Wort zu erwähnen.
    Filly drängt sich aus der Kutsche. Ich höre, wie sie ins Telefon keift. »… einen Krankenwagen, aber dalli. Wir haben hier eine Frau, die in den Wehen liegt.« Pause. »Ja, natürlich sind es richtige Wehen. Ich weiß verdammt nochmal, wie das aussieht. Ich sage doch, ich bin in Australien aufgewachsen und habe das bei Schafen oft genug erlebt.« Wieder Pause. »Ja, ja, ich weiß, sie ist kein Schaf, aber …«
    Red steckt den Kopf durch die Tür. »Filly, das ist ein Notfall, also hör auf, hier Vorträge über irgendwelche dämlichen Schafe zu halten, ja? Frag lieber, wann der Krankenwagen hier sein wird.«
    »Wie lange dauert es, bis der Krankenwagen hier ist?«, fragt Filly pflichtschuldigst.
    »Zwanzig Minuten? Bis dahin ist das Baby längst da, wenn das in diesem Tempo weitergeht«, und obwohl sie ständig maßlos übertreibt, befürchte ich fast, sie könnte diesmal Recht behalten. Ich krümme mich erneut, während die nächste Wehe wie eine Büffelherde quer über meinen Bauch trampelt.
    Red kniet sich vor mir auf den Boden und wischt mir mit einem großen, relativ sauberen Stofftaschentuch den Schweiß vom Gesicht. »Schaffst du es bis zu meinem Auto? Dann fahre ich dich in die Klinik. Das geht schneller, als auf den Krankenwagen zu warten.«
    Ich öffne die Augen und nicke, dann kommt die nächste Wehe. Ich kauere mich auf den Boden und schaukle vor und zurück. Das ist die einzige Stellung, in der ich den Schmerz einigermaßen ertrage.
    »Keine Zeit«, brülle ich. »Die Abstände sind schon zu kurz.«
    Red sieht mich an, wirft einen Blick auf seine Mickey-Maus-Uhr,
überlegt kurz, dann steckt er den Kopf zur Tür hinaus und befiehlt dem Kutscher: »Zur Geburtsklinik in der Holles Street! Geben Sie Gas!«
    »Ich kann doch unmöglich in einer Pferdekutsche beim Krankenhaus vorfahren«, murmle ich matt, doch mittlerweile ist mir alles egal. Sogar Ellen, die viel zu früh kommt. Gefährlich früh. Ich kann nur noch an die Schmerzen denken, die überall sind, in mir und um mich herum. Ich verliere jegliches Zeitgefühl.
    Red hält meine Hand und presst sich mit der anderen sein Handy ans Ohr. Er telefoniert mit dem Krankenhaus.
    »Keine Ahnung«, höre ich ihn sagen. »Die Wehen kommen praktisch ohne Pause … Wie schmerzhaft sie sind? Woher soll ich das wissen? Sieht jedenfalls ziemlich schmerzhaft aus. Was ist denn das

Weitere Kostenlose Bücher