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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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darauf, dass der Geburtstagskuchen angeschnitten wird. Ellen sitzt zufrieden in ihrem brandneuen Sandkasten, der die Form des Esels I-Ah hat. Ihre Hand ist voller Sand, aber sie lutscht trotzdem an ihrem Daumen.
    Declan hat sein neuestes Spielzeug mitgebracht, eine monströse Kamera samt Stativ. »Eigentlich sollte man das Ding in fünf Minuten montiert haben«, sagt er zu mir, nachdem er sich eine halbe Stunde damit herumgeärgert hat. Bis jetzt hat er es immerhin geschafft, zwei der drei Stativbeine zusammenzuschrauben und die zweite Seite aus der Bedienungsanleitung zu reißen, die verkehrt herum auf seinen Knien liegt.
    »Warte, lass mich mal«, sage ich.
    Es stimmt. Binnen fünf Minuten – genau genommen
sind es nur vier Minuten und zweiunddreißig Sekunden – steht das Stativ.
    Ich schenke reihum Rosé-Champagner ein und trage allen Anwesenden auf, sich um den Sandkasten zu versammeln, wo Ellen gerade sorgfältig einen Matschkuchen fabriziert.
    Das Foto hänge ich später im Wohnzimmer über den Kamin. Ich betrachte es viel öfter, als man Familienfotos gemeinhin betrachtet. Es entlockt mir stets ein Lächeln, dieses Bild.
    »Ich kann Ellen nicht im Sucher sehen«, ruft Declan, der unter einer großen schwarzen Decke gebückt hinter der Kamera steht. »John, kannst du dich in den Sandkasten setzen und sie auf den Schoß nehmen?« Er stellt den Selbstauslöser auf dreißig Sekunden, dann gesellt er sich im Galopp zu uns.
    Dabei stolpert er über die im Gras liegende Angelina-Ballerina-Plüschmaus, und so kommt es, dass Declan, als die Kamera die Szene festhält, auf dem Boden liegt und sein Champagnerglas in die Höhe hält – er hat keinen Tropfen verschüttet –, während Maureen die Arme nach ihm ausstreckt, mit einem breiten Lächeln im Gesicht, das allerdings auch ein Aufschrei sein könnte, weil es einen Moment lang so aussah, als würde Declan geradewegs im Sandkasten landen, direkt neben, wenn nicht sogar auf Ellen und ihrem Vater. Alle anderen sitzen im Gras und lächeln. Phyllis steckt George das Hemd in die Cordhose, Sofia befestigt eine Rosenknospe hinter Haileys Ohr, und Hailey lächelt ihr vorsichtiges, kleines Lächeln.
    Al Pacino und Blue haben ihre übliche Stellung eingenommen: Al sitzt hoch erhobenen Hauptes da, Blue thront zwischen den Vorderpfoten seines Freundes und schärft seine Krallen an einem Feuerstein. Neben ihnen sitzt Filly,
die den Rock ihres gepunkteten Kleides im Gras ausgebreitet hat wie eine Picknickdecke.
    Red sitzt mit überkreuzten Beinen barfuß im Gras neben der Sandkiste. Ellen beugt sich zu ihm, um die Nase an der seinen zu reiben. Das ist eine Art Ritual zwischen ihnen. Auf dem Foto sind sie noch in der Annäherungsphase, kurz bevor sich ihre Nasen berühren.
    Dann dreht sich Ellen zu ihrem Vater um und drückt ihm einen dicken, nassen Kuss auf die Nase. John küsst sie ebenfalls. Er hält sie an der Taille, nur ganz leicht, damit sie glaubt, sie würde von allein stehen, aber doch so fest, dass sie nicht umfallen kann. Seine Nase glänzt feucht, aber er wischt sie sich nicht ab. Ich glaube, er bemerkt gar nicht, dass sie voller Speichel ist. Er strahlt, genau wie damals, als er Zweiter in der irischen Schach-Amateurmeisterschaft wurde.
    Bryan und Elliot haben sich im warmen Gras ausgestreckt und lächeln das Lächeln zweier Männer, die den Mund voller Schoko-Reis-Krispie-Plätzchen haben.
    Ich stehe hinter dieser Ansammlung von Menschen und denke an später.
    Später werden John, Red und ich Ellen gemeinsam ins Bett bringen. Jeder von uns übernimmt eine Aufgabe: John badet sie, ich ziehe ihr den Pyjama an, Red liest ihr eine seiner hundert Geschichten vor, die er für sie geschrieben und illustriert hat. Dann werden wir uns zu dritt vor das Gitterbett stellen und ihr »Sarah« von Thin Lizzy vorsingen, bis sie die Augen schließt und ihr der Daumen aus dem Mund rutscht und sie ihr leises Babyschnarchen hören lässt. Dann wird John zu Fuß den kurzen Weg zu sich nach Hause zurücklegen, wo Andrea ihn bereits in ihrem Kimono erwarten wird. Und ich werde mich zu Red Butler auf die Couch legen, und er wird mir vorlesen, was er heute
geschrieben hat, und ich werde ihm von den liebestollen Lamas erzählen, und davon, wie Ellen – selbst, wenn sie in den Buggy geschnallt ist – tanzt, wenn ich ihr die Titelmelodie der Serie The Sopranos vorsinge. Und dann wird er mich umarmen und ich ihn, und wir werden uns fühlen wie zwei Puzzleteile, die einander jahrelang

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