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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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anrufen«, sagt Filly. Sie hat die winzigen Hände in die Jackentaschen vergraben, aber ich weiß, dass sie zu Fäusten geballt sind. »Sie hat doch erst heute ihre Verlobung bekanntgegeben.«
    »Wie auch immer, ich muss los. Ich habe mit der Organisation von Tanya Forsythes Hochzeit beide Hände voll zu tun. «
    Ich sehe auf die Uhr. Zwölf Sekunden. Nicht übel.
    »Wie heißt noch gleich ihre Girl-Group? Eight? Oder war es Nine? Ich kann es mir einfach nicht merken«, sagt Filly.
    »Ten«, korrigiert Gladys sie und mustert sie prüfend, als wüsste sie nicht recht, ob sich Filly über sie lustig macht oder nicht. »Hierzulande mag die Band noch nicht sonderlich bekannt sein, aber in Norwegen sind die Mädels äußerst erfolgreich, jawohl.« Damit marschiert sie aus der Küche.
    »Wie wär’s, wenn du Sofia anrufst?«, schlägt Filly vor, weicht jedoch meinem Blick aus.
    Ich schüttle den Kopf. »Auf keinen Fall. Das würde viel zu verzweifelt wirken.«
    »Aber du bist verzweifelt«, wendet Filly ein.
    »Bin ich nicht. Ich habe so einiges um die Ohren. Ich muss die Hochzeit für Jane Browne organisieren, und dann
ist da noch die Smithson-Carling-Zeremonie. Ich bin beschäftigt. «
    »Nicht beschäftigt genug. Du brauchst etwas, in das du dich so richtig hineinknien kannst, um auf andere Gedanken zu kommen. Du brauchst Sofia Marzoni.«
    Sie hat Recht. Müsste ich morgens nicht aufstehen, um für Blue Frühstück (Sardinen auf Vollkorntoast) zu machen, ich würde wahrscheinlich den ganzen Tag im Bett bleiben.
    Aber ich kann unmöglich eine Klientin anrufen und darum betteln, dass sie mich engagiert. Vor allem, wenn sie Marzoni heißt. So groß ist meine Verzweiflung dann doch nicht. Noch nicht jedenfalls.

7
    Sechs Tage lang ist meine neue Freundin (die Fähigkeit, die Augen vor den Tatsachen zu verschließen) nun bei mir zu Gast. Sie räkelt sich ungeniert auf dem Wohnzimmersofa in meinem Kopf und ermöglicht es mir, von einem Tag zum nächsten zu stolpern. Dann verabschiedet sie sich urplötzlich, obwohl ich noch nicht bereit bin, ihr Lebewohl zu sagen.
    Nach ihr hält die Angst Einzug. Die Angst ist wie einer jener Gäste, die einen ständig an ihre Anwesenheit erinnern, indem sie im ganzen Haus ihre Sachen verstreuen, überall Spuren hinterlassen und ins Bad stürmen, wenn man sich gerade die Zehennägel schneidet. Es ist schrecklich, Angst zu haben. Es frisst einen auf. Sie nistet sich in den Eingeweiden ein wie ein Bandwurm. Ich spüre, wie die Fassade, hinter der ich mich versteckt habe, Risse bekommt. Wie eine dünne Eisschicht unter der grellen Wintersonne.
    Ich nehme meinen Kalender zur Hand und schlage ihn ganz hinten auf, wo ich immer meinen Fünfjahresplan notiere. Ich bin so weit vom Kurs abgekommen, dass eine Korrektur beim besten Willen nicht mehr möglich ist. Ich werde mir wohl oder übel einen ganz neuen Plan zurechtlegen müssen.
    Der Entschluss, den ich fasse, fühlt sich nicht an wie ein Entschluss, weil ich das Gefühl habe, ich hätte gar keine andere Wahl. Außerdem ist es noch so früh. Eigentlich ist es doch fast so, als würde ich die Pille danach nehmen. Ich
war ohnehin stets der Ansicht, jede Frau solle diese Entscheidung für sich treffen dürfen. Aber es ist einfacher, dafür zu sein, wenn man nicht selbst vor der Entscheidung steht. Ich kaue auf meinem Bleistift herum, bis er zwischen meinen Zähnen splittert. Dann greife ich zu meinem BlackBerry und suche die Nummer der Klinik heraus, die ich damals wegen Charlotte Crosby alias Bridezilla konsultiert habe, die sechs Wochen vor der Hochzeit plötzlich guter Hoffnung war. Ich erinnere mich so deutlich daran, wie man sich an eine Amputation ohne Narkose erinnert. Es war ihr egal, wer davon erfuhr, sie wollte lediglich, dass jemand das Problem aus der Welt schaffte. Und genau das habe ich getan. Die Klinik ging äußerst diskret (Bridezillas Zukünftiger war einer von Irlands Top-Jockeys) und effizient vor (Anruf am Freitag, Termin am Montag), und der Eingriff war beruhigend kostspielig.
    »Guten Morgen, Davenport Clinic. Was kann ich für Sie tun?« Die Stimme kommt mir bekannt vor. Könnte dieselbe Angestellte sein wie die, mit der ich damals wegen Charlotte telefoniert habe.
    »Äh, ich … ich würde gern einen Termin ausmachen.« Meine Stimme zittert. Ich räuspere mich.
    »Selbstverständlich. Bei einem bestimmten Arzt?«
    »Bei Mister Ashcroft, wenn möglich.«
    Die Davenport Clinic ist eine dieser Institutionen, bei denen die

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