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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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vorbeidränge, losspurte, atemlos und mit hochrotem Kopf am Gate ankomme. Aber selbst wenn ich den ganzen Weg im Laufschritt zurücklegen würde, wäre es nicht zu schaffen. Und auch wenn ich es schaffen würde: Wozu wäre es gut?
    Der Flug nach London geht pünktlich in einer Stunde von Gate zweiunddreißig. Ich habe also noch Zeit für einen Kaffee. Oder etwas Bovril? Nein, Kaffee. Ich habe bereits online eingecheckt. Noch einmal schnell nachsehen, ob ich alles habe: Pass, Buchungsnummer, den Ausdruck mit der Wegbeschreibung zur Klinik. Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich glaube, es sind bloß die Nerven, obwohl es sich eher wie ein Krampf anfühlt. Ich warte, bis er nachlässt und steuere dann auf das nächstbeste Café zu.
     
    Der Kaffee ist lauwarm, der Pfefferkuchenmann altbacken. Er hat eines seiner Smarties-Augen verloren, was ihm ein schiefes, verwahrlostes Aussehen verleiht. Ich drehe ihn um und schiebe den Teller von mir.
    Dann nehme ich mein Telefon zur Hand. Ich habe drei Anrufe verpasst, zwei von Bryan und einen von Filly. Ich habe ihnen erzählt, ich müsste nach Newry zum Zahnarzt.
    »Aber deine Zähne sind tipptopp in Ordnung«, wandte Filly misstrauisch ein.
    »Ich … ich brauche eine neue Füllung.«
    »Aber du gehst doch sonst zu dem Zahnarzt in der Morehampton Road.«
    »Der ist seit vergangener Woche im Ruhestand.« Seit wann kommen mir Lügen so leicht über die Lippen?
    »Ich begleite dich, wenn du willst. Damit du ein bisschen Gesellschaft hast«, bot mir Bryan an. »Ich bin ohnehin
auf der Suche nach einer neuen Filmlocation. Ich brauche etwas mit Bergen. Nordirland strotzt doch vor Bergen, oder?«
    Bryan arbeitet für eine Film-Produktionsfirma, offiziell als Post-Production Assistant Manager, glaube ich jedenfalls. Vielleicht war es auch Pre-Production. Wie dem auch sei, er ist eine Art Mädchen für alles, und die Suche nach potentiellen Drehorten gehört auch zu seinen Aufgaben.
    Ich zähle sämtliche Bergketten in den betreffenden sechs Counties auf, um Filly und Bryan zu demonstrieren, dass es mir gutgeht.
    »Danke Bryan, aber du würdest dich bloß langweilen. Ich muss auch noch ein paar Läden abklappern.«
    »Klamottenläden?« Bryan liebt es, Kleider zu kaufen. Und Accessoires. Er ist der einzige Mann, den ich kenne, der sich Herrenhandtaschen kauft, und weil er klein und stämmig ist, kann er es sich leisten, damit herumzulaufen.
    »Nein, ich brauche eine Mikrowelle.«
    »Für Blue?« Blue liebt es, wenn man sein Abendessen wärmt. Und seine Milch. Und Sahne (die kriegt er allerdings bloß noch sonntags; sein Cholesterinspiegel war bei der letzten Untersuchung ein bisschen erhöht).
    »Ja.«
    Filly ließ nicht locker. »Du hast also Zahnschmerzen?«
    »Äh, ja.« Ich legte mir eine Hand auf die Wange.
    »Hast du bislang gar nicht erwähnt.«
    »Hab ich doch. Wahrscheinlich hast du mir nicht zugehört. « Dagegen kann Filly nichts einwenden, denn es liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Wenn ihre Mitmenschen bestimmte Themen (Zahnweh, die Achse des Bösen oder Gartenarbeit) anschneiden, klinkt sie sich einfach geistig aus und denkt stattdessen an Kokosbällchen, die TV-Sendung Countdown oder Brendans Hintern.

    Ein weiterer Krampf holt mich jäh in die Gegenwart zurück. Ich zähle rückwärts bis zehn und warte darauf, dass der Schmerz nachlässt. Er fühlt sich an wie eine Faust, die meine Eingeweide zusammenquetscht. Bei fünf höre ich auf zu zählen. Die Faust hat sich wieder geöffnet, der Schmerz verschwindet. Ich messe ihm keine weitere Bedeutung bei, sage mir, dass ich in letzter Zeit eben nicht viel gegessen und geschlafen habe. Was im Grunde nicht ungewöhnlich ist, aber vermutlich hat es unter diesen außergewöhnlichen Umständen stärkere Auswirkungen als sonst.
    Ich versuche, an die Arbeit zu denken; an die neue Stelle, um die ich mich bemühe; an die Tatsache, dass ich noch immer nichts von Sofia Marzoni gehört habe. Stattdessen schließe ich die Augen und wünsche mir, alles wäre so wie früher. Als ich noch wusste, was die Zukunft für mich bereithielt und wann. Als ich noch Pläne hatte, die sich erfüllten. Ich wünsche mich so heftig in diese Zeit zurück, dass es geradezu körperlich schmerzt, wie ein Ziehen im Rücken oder im Unterleib.
    Ich denke daran, wie John und ich zusammengekommen sind. Es war absolut unspektakulär. Kein Feuerwerk, keine große Aufregung. Ich hatte einen Golfnachmittag für einen unserer wichtigsten Klienten –

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