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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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Dinge nicht beim Namen genannt werden. Die Dame am anderen Ende weiß auch so, worum es geht.
    »Augenblick, ich konsultiere mal seinen Terminkalender. «
    Ich höre Papier rascheln. Meine Hände umklammern den Hörer noch fester. Ich warte.
    »Wann würde es Ihnen denn passen?«, tönt es freundlich aus der Leitung.

    Wann es mir passen würde? Jetzt, sofort. Auf der Stelle. Noch heute. Die Angst schnürt mir die Kehle zu, so dass ich kaum atmen kann.
    »Äh, morgen?«, sage ich, um eine möglichst feste Stimme bemüht. Noch ein Wochenende stehe ich auf keinen Fall durch.
    »Tut mir leid, aber Mister Ashcroft ist heute Nachmittag außer Haus, und Freitag ist normalerweise sein freier Tag. «
    »Können Sie mir einen anderen Arzt empfehlen?«
    »Waren Sie schon einmal in unserer Klinik?«, will sie wissen.
    »Ich selbst nicht, aber ich habe vor ein paar Monaten einen Termin für eine meiner Klientinnen vereinbart. Vielleicht erinnern Sie sich ja an mich, ich heiße Scarlett O’Hara. «
    »Natürlich erinnere ich mich, Miss O’Hara. Ihre Stimme kam mir gleich so bekannt vor. Ich werde mal sehen, was sich machen lässt. Ich rufe Sie gleich zurück, ja?«
    Also, entweder ist sie ein herzensguter Mensch, der meine Verzweiflung spürt, oder sie glaubt, ich hätte noch einen ganzen Stall voller Klientinnen, die auf die Dienste ihrer Klinik angewiesen sein könnten. Wie dem auch sei, ich bedanke mich überschwänglich (»Vielen, vielen, vielen, vielen, vielen Dank!«) und lege auf.
    Als eine halbe Minute später mein Telefon klingelt, stürze ich mich mit beiden Händen darauf, aber es ist bloß Filly.
    »Mit wem hast du da gerade telefoniert?« Normalerweise erledigt sie alle Anrufe für mich, vor allem deshalb, weil sie gerne weiß, was läuft.
    Ich komme mir vor, als hätte ich es bereits getan. Die Schuldgefühle überziehen meine Haut wie ein Schweißfilm.
    »Äh, mit niemandem. Ich habe bloß …«

    »War es Sofia Marzoni?« Sie hält die Luft an, und ich weiß, sie wartet darauf, dass ich sage: Ich habe den Auftrag!
    »Nein«, erwidere ich. »Sie hat die Verlobung doch erst vor drei Tagen bekanntgegeben …« Ich verstumme. Drei Tage, das ist viel zu lang, vor allem, wenn es um eine Marzoni-Hochzeit geht. Lucia Marzoni – die Zweitälteste – hat mich noch in derselben Sekunde angerufen, in der ihr Freund Giovanni ihr den Antrag gemacht hat. Noch ehe sie eingewilligt hat, meine ich. Sie wollte sich vergewissern, dass ich Zeit habe, und erst als ich sagte, das ginge in Ordnung, hat sie ja gesagt. Ich durfte sogar mithören.
    »Mit wem dann?«, hakt Filly nach.
    »Was?«
    »Ich habe gefragt, mit wem du telefoniert hast.«
    »Oh … äh … mit Bryan.«
    »Hast du nicht. Er hat nämlich bei mir angerufen, während du am Telefon warst. Wir haben uns sogar über dich unterhalten.«
    Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll.
    »Er meinte, du hättest dich diese Woche sehr seltsam verhalten. Du hast ihn nicht zurückgerufen und nicht auf seine SMSe reagiert. Er sagte, er hätte dir sogar eine E-Mail geschickt, weil er eventuell eine neue Klientin für dich hat, und du hättest sie nicht beantwortet.«
    »Ich hatte es vor. Ich … ich muss es vergessen haben.« Ich vergesse nie einen potentiellen neuen Kunden. »Wer ist es denn?«
    »Niemand«, räumt Filly ein. »Er hat das bloß geschrieben, weil er wollte, dass du dich meldest.«
    »Oh.« Ich würde gern etwas anderes sagen, irgendetwas, aber mir will beim besten Willen nichts einfallen.
    »Also«, sagt Filly. »Was ist los?«

    »Nichts«, winke ich ab. »Mein Freund, mit dem ich vier Jahre zusammen war, hat mich verlassen, um irgendwo in Brasilien Maulwurf zu spielen.«
    »Das ist doch noch nicht alles.« Fillys Wahrnehmungsvermögen grenzt an Übersinnlichkeit.
    »Tut mir leid, Filly, aber ich muss dringend Maureen anrufen. Sie war heute Morgen ganz aufgelöst, weil in ihrem Horoskop stand, dass sie heute stark sein und sich den Tatsachen stellen muss.« Ich lege auf, ehe Filly reagieren kann, so ungern ich dergleichen auch tue. Obwohl das mit dem Horoskop nicht gelogen war.
    Ich kann nicht mit Filly reden. Ich kann mit niemandem reden. Nicht heute. Später vielleicht, danach. Aber nicht jetzt.
    Wieder klingelt das Telefon, und diesmal sehe ich auf die Rufnummernanzeige, ehe ich hingehe.
    Es ist die Klinik.

8
    Am Flughafen wimmelt es vor Menschen. Lachende, polternde Menschen mit überdimensionalen Taschen und riesigen Hüten. Wichtig aussehende, geschäftig

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