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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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nach Newry wollte, um mich von einem bohrwütigen Zahnarzt quälen zu lassen.
    Die Schmerzen sind weg. Das Baby vermutlich auch.
    Ich lege die freie Hand auf meinen Bauch. Ich fühle mich müde. Und leer. So hatte ich es gewollt. So hatte ich es geplant. Doch dieses Wissen bringt mir keine Erleichterung. Ich schließe die Augen und versuche, an gar nichts zu denken.

11
    Der Tag zieht sich hin wie ein Jazzkonzert. Ich schlafe fast die ganze Zeit über. Bryan hält an meinem Bett Wache und stellt keine Fragen. Leute kommen und gehen, messen meinen Blutdruck und meine Temperatur, nehmen mir Blut ab. Ich muss eine Urinprobe abliefern.
    »Wann haben Sie zuletzt etwas gegessen? «, will Dympna wissen, als sie mich an den Tropf hängt.
    Ich denke an den einäugigen Lebkuchenmann. »Gestern, glaube ich. Thunfisch.« Ich hatte ihn direkt aus der Dose gegessen. Der Großteil war in Blues Schüssel gelandet. Blue wartet bestimmt schon auf mich. Wahrscheinlich liegt er auf der Rücklehne des Wohnzimmersofas und späht gelegentlich hinaus in die Einfahrt. Ich stelle mir vor, wie Mister Ashcroft zum x-ten Mal auf die Uhr sieht und seufzend den Kopf schüttelt, als ihm klar wird, dass die für ein Uhr angekündigte Patientin nicht mehr auftauchen wird und er in dieser Zeit eine schöne Partie Golf hätte spielen können. Ich wollte eigentlich vorhin in der Klinik anrufen und Bescheid geben, aber irgendwie bin ich bei all der Herumliegerei hier nicht mehr dazu gekommen.
    Dympna betritt die Abteilung kurz nach drei und kommt auf mich zu. Ich liege in einem Bett am Fenster, »das den Töchtern berühmter Leute vorbehalten ist«, wie sie mir scherzhaft mitgeteilt hat. Ich weiß, was sie sagen wird. Ich sehe es an ihrem Gang, der jetzt gemächlicher ist, vorsichtiger. An ihrem Lächeln, das eigentlich nur der
halbherzige Ansatz eines Lächelns ist. Sie tritt an mein Bett, zieht die Vorhänge rund um mich zu und setzt sich zu mir.
    »Ich muss mit Scarlett reden«, sagt sie, zu Bryan gewandt.
    Bryan nickt und steht auf.
    »Nein, warte!«, rufe ich.
    Dympna und Bryan wechseln einen Blick und sehen dann zu mir.
    »Ich … Meinetwegen kann er ruhig bleiben«, stottere ich. »Ich … Es wäre mir lieber … Bryan, bleibst du bei mir? «
    Er nickt und setzt sich wieder.
    »Ich hatte eine Fehlgeburt, nicht?«, platze ich heraus, damit ich es möglichst rasch hinter mir habe und mich anziehen und in mein Leben zurückkehren kann. Ich umklammere die Metallstangen an beiden Seiten des Bettes so fest, dass sich die Fingerknöchel weiß unter der Haut abzeichnen.
    »Unter Umständen, ja«, sagt Dympna.
    »Unter Umständen?«
    »Nun, es könnte sich auch um einen sogenannten drohenden Abort handeln.« Sie wirft einen Blick auf ihre Notizen.
    Ihre Worte treffen mich wie eine Ohrfeige. »Der Schwangerschaftstest war positiv, aber Krämpfe und Blutungen sind eindeutig Symptome für einen Abgang«, fährt sie hastig fort.
    »Ich war auf dem Weg nach London«, flüstere ich. »Um es abtreiben zu lassen.«
    »Hören Sie, Scarlett.« Dympna legt ihr Klemmbrett auf dem Bett ab. »Wir machen jetzt mit Ihnen eine Ultraschalluntersuchung, und sobald wir wissen, was Sache ist, überlegen wir uns gemeinsam, wie es weitergeht, ja?« So viel Güte,
so viel Mitgefühl, wie in ihrer Stimme mitschwingt, habe ich nicht verdient. Aber wenigstens haben wir jetzt einen Plan, an dem ich mich festhalten kann wie an einem Treppengeländer. Ich klammere mich mit beiden Händen daran.
     
    Das Untersuchungszimmer ist still und dämmrig wie eine Kirche an einem Winternachmittag. Jeder meiner Atemzüge dröhnt in der Stille, obwohl ich mir größte Mühe gebe, leise zu sein.
    »Also gut, Scarlett …«, verkündet der Röntgenarzt (»Nennen Sie mich Pete«), ein magerer, nervöser Zeitgenosse, der im hohen, aufgeregten Tonfall eines Teenagers vor dem Stimmbruch spricht.
    Bryan drückt meine Hand. Der Arzt quetscht Gel aus einer Tube auf meinen Bauch und verschmiert es. Das Gel ist eiskalt. Ich presse die Lippen aufeinander, um nicht nach Luft zu schnappen.
    »Declan O’Hara ist also ihr Vater, ja?« Pete nimmt die Sonde zur Hand und führt sie über meinen Bauch. Es fühlt sich an, als würde er eine Acht beschreiben. Ein grobkörniges Bild erscheint auf dem Monitor. Es sieht aus, als würde man im Mondschein in eine Höhle blicken.
    »Äh, ja.« Ich nicke. Ich habe diese Unterhaltung schon unzählige Male geführt, aber hier, in diesem Raum, in diesem Augenblick, fühlt sie

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