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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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geht’s?«, sage ich.
    »Komm her!« Sofia umarmt mich stürmisch und drückt mich kräftig an ihren großen Vorbau. Sie ist umgeben von einer Wolke Chanel No. 5, die, kombiniert mit der Hitze, einen akuten Brechreiz bei mir hervorruft. Als ich schon befürchte, ich würde gleich in Ohnmacht fallen, schiebt sie mich endlich von sich, aber nur so weit, dass ich noch immer das winzige Loch in ihrem Nasenflügel sehen kann, den vor Jahren einmal ein Piercing zierte.

    »Du siehst ja furchtbar aus, Scarlah. Was ist mit dir los?«
    Die anderen Wartenden recken die Hälse, um einen Blick auf mein Gesicht zu erhaschen. Bilde ich es mir nur ein, oder sehe ich tatsächlich einige mit dem Kopf nicken?
    »Ich … Es geht mir gut.« Ich ziehe meinen Blazer zurecht, der mir bei der Umarmung beinahe von den Schultern gerutscht ist. »Ich bin nur ein wenig erschöpft, das ist alles.« Ich spreche bewusst leise, in der Hoffnung, dass sich Sofia ein Beispiel an mir nehmen und ebenfalls den Ton ein wenig zurückdrehen wird. Vergebliche Liebesmüh.
    »Hast du es schon gehört, Scarlah? Ich heirate!«
    »Ich glaube, Filly hat etwas darüber gelesen«, sage ich. Sie darf nicht merken, wie verzweifelt ich bin.
    »Tut mir leid, dass ich mich noch nicht gemeldet habe, aber in letzter Zeit hatte ich echt alle Hände voll zu tun. Es kriselt in der Fish-and-Chips-Branche – die Ölpreise oder irgend so ein Mist. Ich bin auf dem Weg zu einer Vorstandssitzung in London. Die Knaben in der Chefetage führen sich auf wie die reinsten Babys. Brauchen immer noch jemanden, der ihnen beim Pinkeln den Schniedel hält.«
    Ich lasse den Blick über meine Umgebung gleiten, um zu überprüfen, ob uns jemand zuhört. Die ganze Warteschlange hängt förmlich an Sofias Lippen. Tja, es kann eben sehr langweilig sein, vor den Sicherheitskontrollen zu warten. Vor allem am Dubliner Flughafen, wo die Schlangen so lang sind wie der Tag vor Weihnachten.
    »Ich dachte, du wolltest zu einem Zahnarzt in Newry?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, frage ich.
    »Hat Filly erzählt, als ich sie vorhin angerufen habe.«
    Ich sehe auf die Uhr. Es ist erst zwanzig nach neun. Um welch unchristliche Zeit hatte sie denn im Büro angerufen? Und warum zum Teufel hatte sie Filly dort erreicht, obwohl
sie nicht mehr vor neun aufsteht, seit die Ausstrahlung der Serie Skippy das Känguru eingestellt wurde?
    Sofia scheint meine Gedanken zu lesen. »Ich habe sie via Handy angerufen und Brendan erklärt, dass es ein Notfall ist, also hat er sie aus dem Bett geworfen.« Sie lacht, ein lautes, dröhnendes Lachen.
    »Hör mal, Sofia, ich muss jetzt zusehen, dass ich hier weiterkomme, sonst schaffe ich es nie durch die Sicherheitskontrolle. Komm doch nächste Woche bei mir im Büro vorbei, und dann besprechen wir alles, ja?«
    »Wann genau?«
    »Wie wär’s mit Freitag?« Ich muss möglichst viel Zeit schinden, um mir einige angemessen aufwändige Ideen einfallen lassen zu können.
    »Wie wär’s mit Mittwoch? «
    »Äh, okay«, sage ich. Die Schmerzen in meinem Unterleib sind wieder da. Diesmal sind es zwei Fäuste.
    »Um welche Uhrzeit?« Sofia ist unerbittlich.
    »Nach dem Mittagessen? Vierzehn Uhr?«
    »Geht’s nicht auch nach dem Frühstück? Halb zehn?«
    »Okay.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln, das sich für mich eher wie eine Grimasse anfühlt, und bücke mich nach meiner Tasche. Doch Sofia ist noch nicht fertig mit mir.
    »Ich will nicht bloß eine simple Hochzeit, sondern eine richtige Show«, sagt sie. »Ein Spektakel. Ein Riesen-Event. «
    Das sind gute Neuigkeiten. Ein Riesen-Event setzt ein Riesen-Budget voraus.
    »Allerdings werden wir kein allzu großes Budget zur Verfügung haben, wegen der Ölkrise und so.«
    Das Ende des Satzes registriere ich kaum noch. Ein weiterer, noch stärkerer Schmerz durchzuckt mich, und ich krümme mich, nach Luft ringend, als hätte man mir einen
Tritt in den Bauch verpasst. Ohne es zu wollen, umklammere ich Sofias Arm, bis der Kelch an mir vorübergegangen ist.
    »Liiieber Himmel, Scarlah, was ist denn los?«
    Während ich krampfhaft versuche, den Kopf zu heben, geschehen mehrere Dinge gleichzeitig. Ich sehe, wie sich Sofias Lippen bewegen, aber ich höre nicht, was sie sagt, was ich bei ihrem lauten Organ einigermaßen beunruhigend finde. Außerdem kommt es mir so vor, als wäre Sofia – und mit ihr alle anderen in meiner Umgebung, plötzlich weiter weggerückt. Dann sehe ich nur noch verschwommen. Die typischen Flughafengeräusche

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