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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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Erwägung gezogen, dich anzurufen, aber ich wusste nicht … Ich war nicht sicher, ob …«
    »Wie ist das Wetter?«, frage ich und kneife mich dann kräftig in den Oberarm. Das Wetter in Brasilien ist mir egal. John jedoch scheint über diese Wendung in unserem Gespräch erleichtert zu sein und beantwortet bereitwillig und sehr ausführlich meine Frage. Im Wesentlichen ist es heiß dort.
    Dann entsteht eine Pause. Eine unheimliche Stille, wie bei einem Gewitter, unmittelbar bevor der Donner grollt. Knisternd vor Spannung. Es ist John, der dem Schweigen ein Ende setzt, indem er in gewohnt direkter Manier fragt:
»Warum hast du mich angerufen?« Er ist nicht absichtlich kurz angebunden, Telefongespräche sind einfach nicht sein Ding.
    »Es ist etwas passiert«, würge ich hervor.
    »Etwas Schlimmes?«, fragt er in seiner sachlich-nüchternen Art, und ich höre förmlich, wie er sich innerlich rüstet.
    »Na, ja …« Ich scheue vor jedem einzelnen Satz wie ein Dressurpferd vor den Hürden. Es fällt mir schwer, meine Schwangerschaft in die Kategorien gut oder schlecht einzustufen. Auf den ersten Blick mag es nach einer schlechten Nachricht aussehen, aber Ellen fühlt sich für mich nicht so an. Ganz im Gegenteil. Ich konsultiere die Dialogzeilen, die ich mir gestern Nacht notiert habe. Keine davon erscheint mir brauchbar.
    Ich klappe meinen Terminplaner zu.
    »Ich bin schwanger. «
    In der Stille der Küche klingen meine Worte so deutlich, so vernehmlich, dass sogar Blue flüchtig den Blick von dem Loch in der Bodenleiste abwendet und mich mit seinen wissenden Augen ansieht.
    John schweigt. Die Kilometer erstrecken sich endlos zwischen uns wie ein Weg durch die Wüste.
    Schließlich sagt er: »Das hatte ich nicht erwartet.«
    »Was hast du erwartet?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte, vielleicht willst du für Blue einen Besuch bei Pythagoras und Newton organisieren. «
    Pythagoras und Newton sind Johns Katzen, mit denen sich Blue dreieinhalb Jahre lang die Wohnung geteilt hat. Meistens hat er sie einfach ignoriert, und wenn er ihre Gegenwart doch einmal zur Kenntnis nehmen musste, tat er es mit einer misstrauischen Duldsamkeit, die beim besten Willen nicht als Zuneigung bezeichnet werden konnte. Vermutlich
hat die mehrwöchige Absenz Johns Erinnerung an Blue verklärt.
    »Wo hast du die beiden eigentlich untergebracht?« Ich kann nicht fassen, dass ich daran bislang keinen Gedanken verschwendet habe.
    »Bei meinem Bruder und seiner Frau in Kildare.«
    »Oh.«
    »Mir ist unbegreiflich, wie das geschehen konnte«, sagt er nach einer Weile. »Wir haben doch immer aufgepasst.«
    »Tja, es ist aber nun einmal geschehen.« Jetzt macht sich die Anspannung des Tages in meiner Stimme bemerkbar.
    »Obwohl …«, fährt er fort, als hätte ich überhaupt nichts gesagt, »ich erinnere mich, dass du dir eine Magenverstimmung zugezogen hattest, kurz bevor … kurz bevor mein Flug nach Brasilien ging.«
    Richtig. Das war mir völlig entfallen. Ich hatte Durchfall gehabt, von der übelsten Sorte, doch John ist zu wohlerzogen, um so etwas laut auszusprechen. Zu wohlerzogen auch, um zu erwähnen, dass er gegangen ist. Vielmehr war es der Flug, der gegangen ist, und er saß rein zufällig in der Maschine.
    »Ich hatte Durchfall«, sage ich, und sein missbilligendes Schnauben verschafft mir Genugtuung, obwohl ich mir davon auch nichts kaufen kann.
    »Eine Magenverstimmung«, beharrt er. »So etwas kann durchaus die Wirkung der Pille beeinträchtigen. Ich werde das nachher mal googeln.« Schweigen.
    »Also«, setze ich an, »was … sagst du dazu?«
    Das ist alles Neuland für uns. Wir gehören – gehörten – nicht zu den Paaren, die solche Unterhaltungen führen.
    »Ich komme natürlich nach Hause«, sagt er.
    »Wirklich?« Ich kann nicht glauben, wie einfach das war. Ich weiß nicht, wie meine Antwort lauten würde,
wenn er auf die Idee käme, mich zu fragen, was ich von der ganzen Chose halte.
    »Selbstverständlich«, erwidert er mit der ihm eigenen ruhigen Bestimmtheit. »Aber bis Ende Juli muss ich noch hierbleiben. So war es vereinbart, und …«
    »Natürlich bleibst du«, sage ich. »Das Baby kommt nicht vor Oktober.« Aus unerfindlichen Gründen will ich John ihren Namen nicht verraten. Noch nicht.
    »Ich erwarte nicht, dass wir wieder zusammenkommen oder so«, versichere ich ihm hastig und verhasple mich fast dabei. »Ich wollte nur, dass du es weißt. Ich war sicher, dass du es wissen wollen würdest. «
    »Ich bin froh, dass

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