Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
Vom Netzwerk:
du es mir erzählt hast.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Ich muss dir noch etwas sagen.« Ich kneife die Augen zu. Hole tief Luft. Wie soll ich …?
    »Es tut mir leid, Scarlett, aber ich muss jetzt auflegen. Mein Akku ist fast leer, und ich muss mich an die Arbeit machen. Eigentlich hätte ich heute Abend frei, aber Miguel und Lolita sind beide krank. Sie haben heute Nachmittag Burritos gegessen, die noch so gut wie roh waren …«
    Lolita. Ich horche in mich hinein. Was empfinde ich bei der Erwähnung ihres Namens? Nichts. Nicht einmal Schadenfreude, weil sie wegen eines rohen Burritos darniederliegt. John redet noch immer.
    »… deswegen muss ich für sie einspringen. Meine Schicht beginnt in fünf Minuten. Ich will nicht zu spät kommen.« John ist in seinem ganzen Leben noch nie zu spät gekommen, außer bei seiner Geburt – er war ganze neunzehn Tage überfällig.
    »Es ist … es gibt da noch etwas, das du wissen solltest. «
    »Nämlich?« Ich höre, wie er auf meine Antwort wartet,
zappelnd vor Ungeduld, wie immer, wenn er Gefahr läuft, sich zu verspäten. Der Vorhang fällt, die Chance ist vorbei, und es wird sich auch nicht allzu bald eine neue ergeben. Dieses Thema kann man nicht in Eile abhandeln. Vielleicht ist es ohnehin besser, dieses Gespräch von Angesicht zu Angesicht zu führen. Feigling, zischt mein Kopf meinem Herzen zu.
    »Vergiss es«, sage ich. »Es eilt nicht. Mach’s gut, John.«
    »Wiedersehen, Scarlett.« Klick. Aufgelegt. Ich stelle mir vor, wie er kerzengerade und mit undurchdringlicher Miene dahinmarschiert, eingehüllt von der Hitze des Tages. Er wird weitergehen, bis er sein Ziel erreicht hat, und dort wird er einen Hammer oder eine Schaufel oder was auch immer zur Hand nehmen und arbeiten, bis die Schicht vorbei ist.

22
    Tags darauf verspätete ich mich auf dem Weg ins Büro, weil Maureen ihren Wagen quer vor dem Garagentor geparkt hatte, so dass ich nicht wegfahren konnte. Was an sich kein allzu großes Problem gewesen wäre, hätte sie nicht ihren Autoschlüssel verlegt. Ich fand ihn schließlich hinter der Waschmaschine, doch die Suche hat länger als sonst gedauert.
    So kommt es, dass ich bei meiner Ankunft Elliot und Filly in meinem Büro antreffe. Sie erheben sich, als ich die Tür öffne und mit Blue auf dem Arm eintrete.
    »Was hat er gesagt?«, fragen sie wie aus einem Mund, fast, als hätten sie es geprobt.
    Blue springt erschrocken zu Boden und huscht hinaus in den Korridor. Bestimmt macht er sich gleich auf den Weg in die Kantine, um den Angestellten schönzutun und sich ein paar übrig gebliebene Scheiben Frühstücksspeck zu erbetteln.
    »Hat er angerufen?«, will Filly wissen.
    »Ja.«
    »Hast du ihm von Ellen erzählt?«, fragt Elliot. Seine Tränensäcke und sein fahler Teint lassen darauf schließen, dass er noch weniger geschlafen hat als sonst.
    »Ja.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Er sagt, er wird nach Hause kommen.« Weiter komme ich nicht, denn Elliot und Filly tanzen johlend durch mein
Büro und klatschen einander triumphierend auf den Rücken. Elliot singt »Hab ich’s nicht gesa-hagt?« und streckt die rechte Faust in die Höhe.
    Das Thema Red Butler wird stillschweigend unter den Teppich gekehrt. Ich werde mich hüten, ihn zu erwähnen. Was sollte ich auch groß sagen?
    »Okay …«, sage ich schließlich, da Elliot und Filly offenbar nicht vorhaben, ihren Siegestanz allzu bald zu beenden. Die beiden schwanken ein wenig, als sie zum Stehen kommen, wie Kinder, die sich auf einer Wiese zu lange mit ausgestreckten Armen im Kreis gedreht haben. Sie sehen mich an.
    »Ich habe zu tun«, stelle ich fest.
    Sie sehen einander an und sagen: »Sie ist wieder da.« Ich nicke und schenke ihnen ein Lächeln, ehe sie sich anschicken, mein Büro zu verlassen. Sie versprechen, um die Mittagszeit noch einmal vorbeizuschauen.
    Zum ersten Mal seit langem bin ich in der Lage, mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Sofia Marzoni hat sich für heute Vormittag angesagt, und ich muss klingen, als würde ich ihrer Hochzeit die Aufmerksamkeit schenken, die sie erwartet.
    Ich versuche nicht an den Tag zu denken, an dem ich sie zuletzt gesehen habe. Es kommt mir so vor, als wäre das eine Ewigkeit her. Als wäre es einem anderen Menschen widerfahren.
    Also, los. Ich mache mich ans Werk.
    Ich bin wieder da.
    Ein gutes Gefühl.

23
    Filly steckt den Kopf zur Tür herein. »Sofia Marzoni steht unten am Empfang.«
    Ich hebe den Kopf, der sich gerade zwischen meinen Knien befand, und

Weitere Kostenlose Bücher