Und plotzlich ist es Gluck
nickt, und ich merke, wie sie einen Augenblick zögert. Im Geiste zücke ich bereits meinen Stift, um in der To-do-Liste einen Haken neben den Posten »Farbschema« zu setzen.
»Nein.« Sofia schüttelt den Kopf, und ich lege den imaginären Stift wieder ab. Wie töricht von mir, anzunehmen, dass irgendein Aspekt einer Marzoni-Hochzeit so rasch entschieden sein könnte.
Red packt das nächste Stück Teegebäck aus. Ich nehme ihn aus dem Augenwinkel wahr, obwohl ich mich auf Sofia konzentriere. Er lümmelt in einem meiner Sessel, in meinem Büro. Kritzelt mit einem Bleistiftstummel, von dem die Farbe abblättert, etwas auf die Rückseite des Umschlags. Vermutlich porträtiert er Sofia. Der hat vielleicht Nerven!
»Ich will Rosarot«, verkündet Sofia. »In sämtlichen Schattierungen – von Rosé bis Knallpink. Für die Kleider, die Torte, die Blumen, die Kerzen, das Geschirr, das Schloss … einfach alles. Und ich will diese Sängerin, wie heißt sie noch gleich …?«
»Pink«, sagt Red, ohne den Kopf zu heben.
»Genau, Pink. Ich weiß zwar nicht, was für eine Art von Musik sie macht, aber sie heißt Pink, und deshalb möchte ich, dass sie ein paar Songs spielt.« Sie unterbricht ihren
Redeschwall, um Luft zu holen. »Und die Vögel müssen rosa sein.«
»Die Vögel? «
»Keine Sorge«, beruhigt sie mich. »Keine Schwäne. Nicht nach allem, was bei Carmellas Hochzeit passiert ist.« Sie lächelt mich an, als wollte sie mir versichern, dass sie nicht so verrückt ist wie ihre Schwester. Mag ja sein, aber es fehlt nicht viel.
»Schwäne leben in Einehe«, hatte Carmella geflüstert, als sie mir die Idee unterbreitet hatte. Laut Plan hätten die beiden extra für diesen Tag angemieteten Schwäne friedlich ihre Runden in dem Springbrunnen in der Mitte des Speisesaales ziehen sollen. Der männliche Schwan wartete ab, bis es Zeit war für die Reden, dann schwang er sich auf den weiblichen Schwan und flatterte mit den großen Flügeln, als wollte er sagen: »Was hältst du von einer schnellen Nummer?« Seine gefiederte Gefährtin hielt offenbar nicht viel davon, denn ihre Reaktion fiel alles andere als freundlich aus. Sie setzte sich mit ohrenbetäubendem Gekreische zur Wehr, schlug ihrerseits wild mit den Flügeln und versuchte, ihm mit dem Schnabel die Augen auszuhacken.
»Welche Art von … Vögeln schwebt dir denn so vor, Sofia?«, erkundige ich mich, als wäre das eine völlig normale Frage.
»Rosarote Vögel.« Sie sieht zu Red. Dieser überlegt.
»Wir könnten Flamingos nehmen«, schlägt er vor.
»Hmmm …«
»Flamingos sind eindeutig rosarot«, versichert er ihr.
»Ich weiß«, sagt Sofia. »Aber sind sie rosarot genug?«
»Absolut«, sagt er. »Lachsrosa, würde ich sagen.«
Sofia lächelt ihn an, als könnte sie ihr Glück darüber, dass sie sich gefunden haben, kaum fassen. Er erwidert ihr
Lächeln. Ich beuge mich über meinen Laptop und tippe »Flamingos« in die Datenbank.
Sofia reißt sich vom Anblick ihres Verlobten los. »Und, wie sieht es mit dem Schloss aus, Scarlah?«
»Ich habe eines.«
»Großartig.«
»Allerdings … «, sage ich, und sie beugt sich gespannt nach vorn, »ist es nicht rosa.«
»Lieber Himmel, Scarlah, das war mir schon klar.« Sie mustert mich mit einer Miene, als wäre ich die Verrückte und nicht sie. »Aber du kannst doch sicher dafür sorgen, dass es rosa wird, nicht?«
Ich überlege. »Naja, ein zartrosa Schimmer ließe sich vielleicht einrichten«, sage ich schließlich.
Sie strahlt mich an. »Ein zartrosa Schimmer reicht vollkommen. Hat das Schloss einen Wassergraben?«
»Ja.«
»Und eine Zugbrücke?«
»Selbstverständlich. Die Zugbrücke ist der einzige Weg ins Schloss.«
Sie sieht so glücklich aus, dass ich mich zum ersten Mal seit langem wieder daran erinnere, warum ich meine Arbeit liebe. Zumindest diesen Teil meiner Arbeit. Die Erfüllung eines Traums.
»Türme hat es übrigens auch«, füge ich hinzu, obwohl doch jedes Kind weiß, dass ein ordentliches Schloss über mindestens einen Turm verfügt.
»Gibt es ein kleines Zimmer ganz oben in einem richtig hohen Turm?«
Sofia hält gespannt die Luft an, und ich weiß, dass sie gerade an Dornröschen denkt, die Prinzessin, die sich mit einer Spindel in den Finger gestochen hat. Auch diesen Traum kann ich erfüllen.
»Ja«, sage ich. »Aber es ist so klein, dass wir es nicht benutzen können.«
»Macht nichts«, sagt Sofia mit verträumtem Blick. Wahrscheinlich sieht sie sich in Gedanken
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