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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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Schon wieder. Gin und Zigaretten. Manche Leute hätten sie als sexy bezeichnet. Einen Augenblick frage ich mich, ob ich mich wohl einfach hinausschleichen kann, ohne bemerkt zu werden. Wenn nur Declan hier wäre, könnte ich es schaffen, doch Red Butler dreht genau in der Sekunde, als ich den ersten Schritt mache, den Kopf in meine Richtung.
    »Scarlett O’Hara«, sagt er, als hätte er mich erwartet. Sein Lächeln breitet sich langsam über das ganze Gesicht aus. Er thront verkehrt herum auf einem Stuhl, die Arme über die Rückenlehne drapiert. Seine Anwesenheit lässt den Raum kleiner erscheinen, als er tatsächlich ist. Unordentlicher.
Es wirkt, als würde Red Butler schon immer hier wohnen.
    Ehe ich den Mund aufmachen kann, ertönt ein durchdringendes Kreischen, bei dem ich unwillkürlich herumfahre. Ich sehe einen schwarzen Strich an der offenen Wohnzimmertür vorbeizischen, der entfernt an Blue erinnert, gefolgt von einem Fellbündel, das an einen Wolf erinnert. Instinktiv renne ich los, durch den Korridor und die Treppe hinauf. Ihre Krallen kratzen über die vergilbten Holzdielen. Blue ist schnell, aber die Bestie holt auf und erwischt ihn schließlich in meinem Zimmer. Dort sitzt der Kater dann fauchend und knurrend auf der Fensterbank des Erkerfensters, steif vor Wut, die Krallen ausgefahren, so weit es geht, was aber nicht so weit ist, wie er es gerne hätte. Selbst ich muss zugeben, dass sein Versuch, bedrohlich auszusehen, eher kümmerlich wirkt in Anbetracht des Riesenviehs, das über ihm aufragt. Ich balle die Fäuste, weil mir ein Zeitungsartikel einfällt, laut dem Tiere in der Lage sind, die Angst eines Menschen anhand seiner schweißnassen Handflächen zu wittern. Meine Handflächen triefen förmlich. Ich bewege mich langsam auf die beiden zu, zwinge mich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, bis ich am Fenster angelangt bin. Behutsam beuge ich mich über Blue, und er lässt sich widerstandslos von mir hochheben, so verängstigt ist er. Er vergräbt die Nase in meiner Armbeuge, und so verharren wir, alle beide zitternd wie Espenlaub.
    »Al Pacino! Bei Fuß! Hab ich nicht gesagt, du sollst dich benehmen und nett zu Blue sein?« Red Butler hetzt in mein Zimmer und wird sogleich stürmisch empfangen. Die wolfsartige Kreatur erhebt sich auf die Hinterbeine, legt ihm die Vorderpfoten auf die Schultern und leckt ihm laut schlabbernd über Gesicht, Hals und Ohren. »Alles
okay?«, erkundigt sich Red, sobald sich ihm die Gelegenheit dazu bietet.
    Ich hebe den Kopf und zwinge mich, seinen vierbeinigen Freund genauer in Augenschein zu nehmen. Es handelt sich unbestritten um einen Hund, wenngleich er viel größer ist, als es ein Hund von Rechts wegen sein dürfte. Er hat ein zottiges graues Fell und trägt statt dem Hundehalsband ein Seil um den Hals. Obwohl ich (seit dem Vorfall auf einem Filmset, bei dem ich von einem Hund angefallen wurde, der Lassie spielen sollte) Angst vor Hunden habe, muss ich zugeben, dass dieser Hund nicht gerade angsteinflößend wirkt. Er hat sich jetzt vor Red auf die Hinterläufe niedergelassen und klopft mit dem Schwanz auf den Boden. Es klingt wie Hammerschläge. Als er das Maul aufmacht, entrollt sich seine lange rosa Zunge wie eine Papierschlange. Von den Lefzen hängen dicke Speichelfäden. Im Nu hat sich auf dem Boden eine Sabberpfütze gebildet.
    Red beugt sich über ihn, zieht sanft an seinen Ohren und flüstert beschwichtigend auf ihn ein.
    »Was für eine Hunderasse ist das?«, frage ich atemlos, mit der hohen Stimme der Siebenjährigen, deren Arm zwischen Lassies Ober- und Unterkiefer gefangen ist.
    Red richtet sich auf. »Ein Mischling. Ein Drittel irischer Wolfshund, ein Drittel deutscher Schäfer und ein Drittel Pudel, würde ich sagen.«
    »Pudel?«, wiederhole ich ungläubig. Nichts an diesem Ungetüm erinnert auch nur im Entferntesten an einen Pudel.
    »Nur, weil er so eitel ist. Er liebt Schleifchen und lässt sich für sein Leben gern einseifen und bürsten. Und er bewundert sich ständig im Spiegel.«
    Nun, da er sich in meinen Armen sicher wähnt, legt Blue wieder das ihm eigene hochnäsige Verhalten an den
Tag und starrt verächtlich auf dieses Monster aus Pelz und Reißzähnen hinunter, das auf den Namen Al Pacino hört.
    Und dann geschieht etwas Bemerkenswertes.
    Blue windet sich aus meinen Armen, hopst auf den Boden und baut sich neben dem Hund auf. Er sieht winzig aus, obwohl er sich nach Kräften reckt und streckt, wie immer, wenn er versucht,

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