Und plotzlich ist es Gluck
ihn dann ständig?«
»Nur, um dir zu versichern, dass es nicht wieder vorkommen wird.«
»Du wirst es also auch Sofia nicht erzählen?«
»Ich erzähle es ihr nur, wenn du das willst.«
»Ich will nicht, dass du irgendetwas tust. Und was du Sofia Marzoni erzählst und was nicht, ist ganz allein deine Sache. Du bist derjenige, der sie heiratet.« Meine Worte sind spitz wie Pfeile.
Red reagiert souverän. »Überlass Sofia mir«, sagt er.
»Du kannst dich ganz auf dich und das Baby und John Smith konzentrieren, wenn es das ist, was du willst.«
»Das ist es.«
»Gut«, sagt Red. »Das ist gut.« Und er lächelt mich an, als wäre alles in bester Ordnung.
Er macht einen Schritt in Richtung Tür, legt eine Hand auf den Knauf. Hält inne, dreht sich noch einmal zu mir um. »Eines noch.«
»Ja?« Mittlerweile gebe ich mir keine Mühe mehr, mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen.
»Falls du irgendwie Hilfe brauchst … oder jemanden, der mit dir zu den Vorsorgeuntersuchungen geht oder so … Was auch immer es ist …«
Ich stehe auf, komme aber nicht hinter meinem Schreibtisch hervor. Wenn ich das täte, würde er sehen, dass meine Beine heftig zittern.
»Das wird nicht nötig sein«, presse ich hervor. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest …«
»Aber klar doch, ich bin schon weg. Du musst mich auch nicht hinausbegleiten oder den Sicherheitsdienst alarmieren. « Er lacht, als wollte er mir signalisieren, dass das ein Scherz war.
Ich schaffe es nicht einmal, ein falsches Lächeln aufzusetzen.
»Falls du deine Meinung ändern solltest, was die Untersuchungen angeht …«
»Das werde ich nicht.«
Er schweigt, und in der nun herrschenden Stille vernehme ich Hundegebell.
»Oh, Mist, das ist Al Pacino. Ich muss los.« Es klingt, als fände er es schade, dass er gehen muss.
Sobald er weg ist, sehe ich aus dem Fenster. Unten auf dem Bürgersteig vor dem Haus hat sich eine kleine Menschenansammlung
um Al Pacino gebildet, dessen Leine an einem Laternenpfahl befestigt ist. Er zerrt daran und wirft den Kopf in den Nacken, um ein langes, klagendes Geheul auszustoßen. Dann klappt er das Maul zu, und ich könnte schwören, dass er zu mir hochstarrt, obwohl ich hinter den halb geschlossenen Lamellen der Jalousie stehe. Er verharrt einen Augenblick regungslos, ohne zu blinzeln, stiert mich nur an. Dann tritt Red Butler aus dem Gebäude, und der Hund stranguliert sich beinahe in dem Versuch, ihn anzuspringen. Red geht vor ihm auf die Knie, um ihn loszubinden, und Al Pacino stürzt sich auf ihn und wirft ihn um, und sie rollen ein paar Sekunden über den Bürgersteig, als wären sie mutterseelenallein, und es ist schwer zu sagen, wer von beiden den anderen inniger liebt. Ich greife nach der Kordel, schließe die Jalousie und sperre das Licht aus.
28
Irgendwie überstehe ich das erste Drittel der Schwangerschaft. Ich gestatte mir, mich zu entspannen. Nur ein klein wenig. In erster Linie bin ich erleichtert. Darüber, dass Ellen noch da ist. Sie macht sich in so vielen Kleinigkeiten bemerkbar – in den roten Striemen, die der Rockbund auf meinem Bauch hinterlässt, in den Apfel-Drops, die ich viertelkiloweise in einem Eckladen in Roskerry kaufe, im Glanz von Fillys und Bryans Augen, wenn sie sich nach ihr erkundigen. Und auch in Johns zögernder Stimme, wenn er nach ihr fragt. Er ruft jeden Freitagabend um Punkt acht an, genau, wie er es versprochen hatte. Unsere Unterhaltungen drehen sich ausschließlich um Ellen. Ich habe keine Ahnung, worüber wir reden würden, wenn es Ellen nicht gäbe. Red Butler habe ich noch nicht erwähnt. Ich warte auf den passenden Moment.
Das zweite Drittel der Schwangerschaft gestaltet sich sowohl schlimmer als auch besser als das erste. Die morgendliche Übelkeit etwa plagt mich tatsächlich nur noch morgens und nicht mehr den ganzen Tag über. Sie ist mittlerweile ein fixer Bestandteil meines Aufstehrituals, genau wie das Zähneputzen mit Zahnseide oder das Erstellen meiner To-do-Liste im Kalender. Auch was mein Haar angeht, ist eine Veränderung zum Positiven zu verzeichnen. Es glänzt und ist noch schwärzer als sonst, ein tiefes Blauschwarz, und es scheint schneller zu wachsen, so dass ich es nun einmal im Monat nachschneiden lassen muss statt
wie bisher alle sechs Wochen. Außerdem hat die lähmende Müdigkeit nachgelassen. Zum ersten Mal seit Wochen habe ich wieder ein Leben nach zweiundzwanzig Uhr, statt nach dem Abendessen einzuschlafen und um eins aufzuwachen. Nicht,
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