Und plotzlich ist es Gluck
und Ohrenklappen. Ihre Ohren sind so ziemlich das Einzige an Filly, das von durchschnittlicher Größe ist, und weil sie ansonsten so zierlich ist, wirken sie total überdimensioniert, so dass Filly jede Gelegenheit recht ist, sie vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Die Mütze ist knallrot, was überhaupt nicht zum Rest ihres Outfits passt, aber an Filly sieht selbst das umwerfend aus.
»Ab Donnerstag ist Simon wieder da«, informiere ich sie. »Nächste Woche sollen die Bewerbungsgespräche für die neue Stelle über die Bühne gehen.«
»Das ist ja großartig«, ruft Filly, die selbst im Angesicht der größten Katastrophen noch ungebremst optimistisch ist. Doch ein kleiner Funke ihrer Begeisterung springt auf mich über. Ich setze mich aufrecht hin.
»Warum genau ist das großartig?«, frage ich sie.
»Na, weil du ihm dann nicht vorher gestehen musst, dass du schwanger bist.«
»Elliot findet, ich sollte es ihm trotzdem sagen.«
»Weil er ein Mann ist«, erwidert sie abschätzig. Sie hat sich ein gesundes Misstrauen gegenüber dem anderen Geschlecht bewahrt, obwohl sie mit Brendan einen Hauptgewinn gelandet hat (»Es ist DGL – die große Liebe«, sagt sie immer).
»Dann bist du also der Ansicht, ich sollte es ihm nicht sagen?«, hake ich sicherheitshalber nach.
»Nicht, wenn du den Job willst«, sagt sie, und ich weiß, sie hat Recht.
Wieder klingelt mein Telefon. Ich nehme den Hörer ab.
»Red Butler möchte dich sprechen«, sagt Hailey.
Ich umklammere den Hörer.
»Scarlett?«
»Auf welcher Leitung?«, frage ich, sobald ich mich wieder gefangen habe.
»Er ist hier.«
»Hier im Haus?« Hoppla. Das war lauter als beabsichtigt.
»Jawohl. An der Rezeption. Er steht direkt vor mir.«
»Oh.«
»Soll ich ihn raufschicken? Er sagt, er kennt den Weg.«
»Ich …«
»Ja?«
»Äh, danke. Ich meine, ja. Schick ihn rauf. Das wäre …«
Doch Hailey hat bereits aufgelegt.
Ich scheuche Filly aus meinem Büro und wische die Zuckerstreusel ihres Frühstücks von meinem Schreibtisch.
Und dann bleibt mir nichts anderes übrig, als abzuwarten.
27
»Haben wir einen Termin?«, frage ich spitz, obwohl ich genau weiß, dass dem nicht so ist.
»Nein, haben wir nicht.«
Ich mustere ihn prüfend, kann jedoch kein Bedauern feststellen. Nicht die Spur. Er lächelt mich an und deutet auf einen Stuhl. Ich werfe einen Blick in meinen Kalender, um mich zu sammeln, was er offenbar als Zustimmung auffasst, dabei will ich Red Butler auf keinen Fall in meinem Büro haben, ob er nun einen Termin hat oder nicht.
»Also«, sage ich kühl, »was kann ich für dich tun?«
»Nun …« Er schlägt die Beine übereinander und wirkt viel gelassener als ein Mann, der ohne Termin aufkreuzt, von Rechts wegen wirken dürfte. »Ich habe über das nachgedacht, was du neulich Abend gesagt hast … Über das Baby. Ellen. Über Ellen.« Er zupft an seinem Ohrläppchen.
Seine Finger sehen viel zu lang aus für seine Hände. »Schöner Name übrigens.«
»Oh.« Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich Ellen erwähnt hatte. Den Namen, meine ich.
»Sofia hat mir davon erzählt«, erklärt er.
»Oh.«
»Sie hat mir auch von John Smith erzählt.«
»Was hat sie gesagt?« Ich greife nach einem Stift und halte ihn mit beiden Händen fest, nur, um irgendetwas zu tun.
»Bloß, dass du ihn angerufen hast und dass er zurückkommt. Und dass er glaubt, er sei Ellens Vater.«
»Er ist ihr Vater«, fauche ich und füge etwas leiser hinzu: »Mit großer Wahrscheinlichkeit.«
»Ja, natürlich. Ich wollte auch nur…«
Ich blicke auf meine Armbanduhr. »Hör zu, ich muss …«
Red erhebt sich, und der Raum scheint zu schrumpfen. »Ich wollte nur sagen, dass ich kein Problem damit habe«, platzt er heraus. »Ich meine, falls ich der Vater bin. Was ich vermutlich nicht bin … Schließlich haben wir ja nur ein einziges Mal …« Er schüttelt den Kopf, als hätte er Wasser in den Ohren. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich für dich und Ellen da sein werde, falls sich herausstellen sollte, dass ich der Vater bin«, stößt er atemlos hervor, und erst da wird mir klar, dass er nicht so gelassen ist, wie es den Anschein hat.
»Und noch etwas«, fügt er hinzu, »Ich werde niemandem etwas sagen. Weder über dich und mich noch über das Baby.«
»Über uns beide gibt es auch nichts zu sagen.«
»Richtig, richtig«, stimmt er mir zu. »Genau deshalb werde ich diesen Abend im Love Shack auch nie wieder erwähnen …«
»Und warum erwähnst du
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