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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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dass mein Leben nach zweiundzwanzig Uhr sonderlich aufregend wäre. Ich verbringe die Abende mit Blue und einer großen Schüssel Popcorn auf der Couch und schaue mir die Wiederholungen der Krimiserie Inspektor Morse an. Trotzdem ist es tröstlich, ein wenig Normalität zurückzugewinnen. Ich habe zwar noch keinen Babybauch, aber mein Körper lagert Fett ein. Meine Hüften wirken weiblicher, mein Gesicht ist runder, und obwohl ich nach wie vor totenblass bin, höre ich oft, ich würde gut aussehen. Die Leute sehen verwirrt drein, wenn sie das sagen, als könnten sie sich nicht so recht erklären, woran es liegt.
    Am Anfang des zweiten Schwangerschaftsdrittels habe ich auch ein besonders schönes Erlebnis. Ich will eben zu einem Meeting aufbrechen, als ich etwas spüre, das mich alles andere einen Augenblick vergessen lässt. Es ist keine Bewegung, sondern eher ein Gefühl. Ganz zart. Ein dezentes Flattern. Wie ein Schmetterling, der eben aus seinem Kokon geschlüpft ist und zögernd seinen Jungfernflug antritt. Es fühlt sich weder angenehm noch unangenehm an. Ich hebe den Saum meines Oberteils an und lege die Hände auf meinen Bauch, doch es ist vorbei. Hat mir meine Fantasie einen Streich gespielt?
    »Würdest du bitte einen Zahn zulegen, Scarlett?« Filly stürmt in mein Büro und bleibt wie angewurzelt stehen, als sie mich erblickt. »Was stehst du denn da so rum, mit nacktem Bauch?«, fragt sie, gefolgt von einem neidischen »Meine Güte, dein Busen ist ja riesig geworden!«
    »Ich glaube, das Baby hat sich bewegt«, flüstere ich.
    »Wie hat es sich angefühlt?«, will sie wissen.

    »Hm, lass mich überlegen … Wie ein Löffel wackelnder Götterspeise. «
    »Naja, du bist jetzt in der dreizehnten Woche, da ist es zwar noch eher ungewöhnlich, die Bewegungen des Kindes zu spüren, aber es kann vorkommen.« Filly liest gerade Was alles anders wird, wenn Ihre Chefin in anderen Umständen ist.
    »Sie ist jetzt so groß wie eine Gartenbohne«, informiert sie mich.
    »Eine Gartenbohne?«, wiederhole ich und stelle mir eine grüne Bohne mit Augen, Nase und Mund vor. Und mit winzigen Händen und Füßen und einem Büschel Haare auf dem Kopf.
    Das zweite Schwangerschaftsdrittel hat aber auch seine schlechten Seiten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Da ist einerseits der Job. Die Beförderung, meine ich. Simon kam nicht wie geplant am Donnerstag zurück. Er wurde nach Spanien beordert, wo sich die Angestellten einer kleinen Firma nach dem Verkauf an Extraordinary Events International in ihrem Büro verbarrikadiert hatten und einen Sitzstreik abhielten, um ihren Protest gegen die feindliche Übernahme zum Ausdruck zu bringen, die Simon perfekt verkörperte. Es dauerte über eine Woche, bis er das Problem gelöst hatte, und danach musste er sich in einem sehr teuren Hotel in Barcelona mit Blick über die Ramblas erholen. Wie es der Zufall wollte, war Gladys Montgomery genau zu dieser Zeit wegen einer einseitigen peripheren Gesichtslähmung krankgeschrieben und kam exakt an dem Tag wieder ins Büro, als Simon von Barcelona aus auf die Seychellen flog, um etwas Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern zu verbringen. Von dort musste er schnurstracks zu einer Konferenz in Belfast, gefolgt von einer Tour durch Europa wegen eines großen Gemeinschaftsprojektes,
an dem wir seit Jahren beteiligt sind. Danach hatte er dringend ein paar Tage Erholung in einem Chalet in den Schweizer Alpen nötig. Wenn ich meinen Quellen Glauben schenken kann (und normalerweise kann ich das) waren eine junge Skilehrerin namens Sasha und jede Menge Moët-Champagner maßgeblich am Erholungsprozess beteiligt.
    Ich habe Simon in letzter Zeit also weder gesehen noch habe ich von ihm gehört. Und Gladys Montgomery wirkt jeden Tag noch selbstgefälliger. Und der Fleck auf dem Ultraschallbild, der Ellen einmal war, wächst allmählich zu einer Beule heran, die sich immer schwieriger kaschieren lässt.
    Das zweite Drittel gestaltet sich aber auch schlimmer wegen Red Butler, der nun oft im Haus meiner Eltern in Tara anzutreffen ist. Manchmal mit, meistens ohne Sofia, um mit Declan zu »proben«, wie sie es nennen. Zu diesem Zweck spielen sie Vier gewinnt oder liegen (ohne Schuhe, auf Anweisung von Phyllis) auf der überdimensionalen Eck-Couch, wobei sich ihre Füße berühren. Ich halte mich im Hintergrund, wenn Red im Haus ist, aber selbst von meinem Beobachtungsposten in der Ferne aus kann ich nicht leugnen, dass Declan in seiner Gegenwart ein anderer Mensch

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