Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
Campbell war ein ausgezeichneter Ruf vorausgeeilt. Vielleicht war es ja Neid, der ihn erfasst hatte? Jess Campbell war jung. Sie stand am Anfang ihrer Karriere. Er hingegen näherte sich dem Ende der seinigen. Seine früheren Erfolge hatten dazu geführt, dass er immer weiter befördert worden war, bis zu einem Dienstgrad, der ihn für die meiste Zeit hinter einem Schreibtisch festhielt. Er wäre viel lieber dort draußen geblieben, wo etwas los war. Ja, verdammt, er beneidete Jess Campbell!
»Das gefällt mir nicht!«, schnappte Jenner. »Sie ist zu jung. Ich möchte jemanden mit Erfahrung. Und Sie sagen, sie ist neu?«
Markby lächelte. »Das könnte auch etwas Gutes haben. Neulinge sind in der Regel eifrig. Machen Sie sich keine Sorgen, Jeremy. Ich halte ein Auge auf die Dinge.«
»Das will ich verdammt noch mal hoffen!« Jenners Gesicht war rot angelaufen vor Ärger, doch dann sammelte er sich wieder und fügte steif hinzu: »Bitte entschuldigen Sie. Ich bin nicht ich selbst. Selbstverständlich werden Sie darauf achten, dass alles Notwendige getan wird.«
Markby verabschiedete sich und fuhr langsam nach Bamford zurück. Deswegen war er auch nicht unten am See, als einer der Constables nach Jess Campbell rief, weil er in einiger Entfernung vom Wasser Reifenspuren entdeckt hatte.
»Hier, Ma’am.« Der Constable zeigte ihr die Stelle. »Sie sind nicht besonders gut.«
Die Spuren waren fast ausgelöscht. Entweder Darren oder sein Vater mussten darübergelaufen sein, als sie die Graugans Spike um den See herumgejagt hatten.
»Zufällig oder absichtlich«, dachte Jess Campbell laut.
»Inspector?«, fragte der Constable und blickte sie verwirrt an.
»Ich schicke den Fotografen her. Die Spurensicherung soll einen Abdruck machen«, sagte Jess. »Gut gemacht, Constable.«
Markby legte den Finger auf die Türglocke und hörte es im Innern des Hauses summen. Es war ein elektronisches Spielzeug. Man drückte auf den Knopf, das Signal ging zum Summer und der Knopf leuchtete auf, als Bestätigung, dass man geläutet hatte. Das Dumme daran war, dass es die halbe Zeit über nicht funktionierte. Der Knopf leuchtete, ohne dass es summte. Jedes Mal strengte er die Ohren an und lauschte, um sicher zu sein.
Diesmal hörte er das Summen, gefolgt von Merediths rasch näher kommenden Schritten. Sie öffnete die Tür, Erleichterung im Gesicht.
»Ich habe mich schon gefragt, wo du bleibst. Es ist beinahe zwei Uhr. Laura hat angerufen. Paul ist nervös und möchte wissen, wann er das Soufflee in den Ofen schieben kann. Sie dachte, du wärst vielleicht hier oder ich wüsste, wo du bist, aber ich konnte ihr nicht helfen. Sie meinte, sie hätte bei dir zu Hause angerufen, und du hättest den Anrufbeantworter nicht eingeschaltet. Das war vor einer Stunde. Ich habe überlegt, ob ich dich auf deinem Handy anrufen soll, aber ich hatte dieses ungute Gefühl, dass du zu einem Fall gerufen worden sein könntest und dass unser Mittagessen ausfällt.«
»Es tut mir Leid, dass ich so spät komme«, sagte er zu ihr, während er ihr ins Haus folgte. »Ich rufe Laura an und entschuldige mich bei ihr und Paul, aber ich glaube nicht, dass ich Lust auf Essen habe.« Seine Stimme und sein Verhalten wurden ihr bewusst.
»Was ist passiert?«, fragte sie leise.
Er lächelte sie traurig an. »Ich scheine jedes Mal der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein. In diesem Fall geht es um die Jenners. Ich fürchte, deine Hauptverdächtige für die Rolle der Drohbriefschreiberin ist tot.«
»Fiona?«
Er sah, wie sich ihre haselnussbraunen Augen schockiert weiteten und jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich. Instinktiv streckte er die Hand aus, um sie zu stützen.
»Schon gut«, sagte sie sofort. Trotzdem nahm sie seine Hand, um sie zu halten. »Das … das ist ja furchtbar! Das arme Kind. Der arme Toby … Jeremy, Alison, alle … Was ist passiert? War es ein Unfall?«
»Um das genau sagen zu können, müssen wir das Ergebnis der Obduktion abwarten.« Er erklärte Meredith, dass Fiona allem Anschein nach einen Schlag auf den Kopf erhalten hatte und dass sie tot im See aufgefunden worden war. »Ganz genau wie Freda Kemp.«
Er beobachtete, wie es bei ihr dämmerte. Sie wandte das Gesicht ab, sodass er es nicht sehen konnte. Er spürte, wie ihre Hand in der seinen zuckte.
»Ich fühle mich grauenvoll«, sagte sie leise. »All die schlimmen Dinge, die ich über sie gesagt habe. Die Verdächtigungen, die ich gegen sie ausgestoßen habe. Du hast gesagt, ich
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