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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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fünfundzwanzig Jahre her. Sie wurde freigesprochen.«
»Ich will verdammt sein!«, entfuhr es Jess. Hastig fügte sie hinzu: »Das mache ich, Sir.«
»Ja«, sagte Markby düster. »Verdammt ist genau das richtige Wort für diese Geschichte.«
    Dorcas Stebbings saß an ihrem Küchentisch. Es war spät und dunkel geworden draußen. Sie konnte kaum bis zur anderen Seite des Raums sehen. Versunken in Gedanken hatte sie nicht bemerkt, wie düster es geworden war, und erst das Klappern und Dröhnen des alten Allrad-Geländewagens brachte sie in die Gegenwart zurück. Sie erhob sich, um das Licht einzuschalten.

Die Bewegung schien einen weiteren Strom von Gedanken auszulösen, denn sie verharrte an der Wand, die Hand am Lichtschalter, und starrte in die Dunkelheit der Küche. All diese Dinge berührte sie jeden Tag. Der geschrubbte Küchentisch aus Kiefernholz, fürs Abendessen gedeckt, die Stühle, der Küchenherd, der walisische Küchenschrank mit seiner Reihe von alten dekorativen Tellern, von denen die meisten ihrer Mutter gehört hatten. Jedes Möbelstück hatte seinen Platz, so unveränderlich, dass sie selbst dann, wenn sie von einer Sekunde auf die andere blind geworden wäre, immer noch alles wiedergefunden hätte, ohne irgendwo anzustoßen. Und doch erschien diese Vertrautheit mit einem Mal als etwas Zerbrechliches. Fast, als würde sie eine Fata Morgana ansehen, die im Begriff stand, sich aufzulösen und für immer zu verschwinden.
    Sie hörte die schweren Schritte ihres Mannes und Geräusche auf der hinteren Veranda, die ihr verrieten, dass er seine Stiefel auszog. Sie trat weg von der Wand, ordnete in automatischen Bewegungen ihr Haar und straffte ihre Schürze, dann ging sie zum Herd, um den Deckel von einem Topf zu nehmen und einen Blick hineinzuwerfen. Was sie dort sah, war nicht sonderlich erbauend. Die Kartoffeln waren trocken gekocht und klebten am Boden des Topfs. Sie schüttelte den Topf kräftig, bis sie sich lösten. Eine oder zwei Minuten länger und sie wären angebrannt.
    Die Hintertür öffnete sich. Stebbings zog den Kopf ein und betrat die Küche.
»Du bist zu spät«, beobachtete sie vom Küchenherd her.
»Natürlich bin ich zu spät! Hast du nicht gehört, was passiert ist? Ich hab sie gefunden. Die Polizei hat mir immer und immer wieder die gleichen dummen Fragen gestellt. Und als wäre das nicht genug gewesen, musste ich quer durch das County fahren, um diesen verdammten Vogel loszuwerden, auf Befehl von Mr Jenner. Ich hätte dem Vieh am liebsten den Hals umgedreht.«
»Das hast du doch hoffentlich nicht gemacht?«, fragte sie und blickte ihn erschrocken an. »Mrs Jenner würde das überhaupt nicht gefallen.«
»Mrs Jenner würde es nicht erfahren, oder? Nein, ich hab’s nicht gemacht, aber ich schwöre dir, wenn er wieder herkommt, dann tue ich es. Ich hab ihn zu einem von diesen Wildparks gebracht. Sie meinten, sie würden ihn bei sich behalten, bis der nächste Schwarm kanadischer Graugänse vorbeikommt. Sie haben eine große Voliere, wo sie verletzte Vögel unterbringen, und er ist jetzt dort drin. Die Schwärme ziehen regelmäßig bei ihnen vorbei. Sie meinen, dass es nicht mehr lange dauern kann.« Stebbings setzte sich an den Tisch. »Wie sieht’s aus mit meinem Essen?«, fragte er.
»Ich hab einen Hackbraten gemacht, aber ich schätze, er ist inzwischen vertrocknet. Die Kartoffeln wären auch beinahe angebrannt.«
»Schätze, ich hätte dich anrufen sollen«, sagte ihr Mann. »Aber ich hab einfach nicht dran gedacht, bei allem, was heute passiert ist. Eine verdammte Geschichte nach der anderen, und keine Ahnung, was als Nächstes kommt! Noch so einen Tag brauche ich wirklich nicht.«
»Es ist doch nicht schlimm.« Sein Versäumnis, sie anzurufen und Bescheid zu geben, dass er später kommen würde, war nicht der wahre Grund für das verdorbene Essen. Sie war nicht imstande gewesen, die schrecklichen Neuigkeiten aus ihren Gedanken zu vertreiben. Mit den Händen in schützenden Topfhandschuhen bückte sie sich, um den Hackbraten aus der Backröhre zu nehmen und zum Tisch zu tragen, wo sie ihn auf einem Holzbrett absetzte.
»Was stimmt denn nicht bei dir?«, fragte Stebbings, der sie genau beobachtete.
»Wieso? Sollte irgendwas nicht stimmen?«, erwiderte sie.
»Du machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Nur, weil der Hackbraten vertrocknet ist?«
»Ich bin erschüttert, das ist alles! Genau wie du!« Sie sank auf den nächsten Stuhl und streifte die Topfhandschuhe ab.

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