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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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würde theoretisieren, ohne die Fakten zu kennen, nicht wahr? Genau das habe ich getan. Du hattest Recht. Wie dumm von mir.«
    »Mach dir keine Vorwürfe deswegen«, sagte er sanft. »Niemand hat so etwas erwartet. Wir alle hatten nicht genügend Fakten. Wir haben immer noch nicht genug.« Markby ließ ihre Hand los und starrte gedankenverloren an ihr vorbei zum Fenster, doch es war zweifelhaft, ob er die beschränkte Aussicht auf den kleinen Garten dahinter wahrnahm. »Drohbriefaffären enden normalerweise nicht mit …«
    Meredith beobachtete sein Gesicht und rieb sich die Unterarme, als wäre ihr plötzlich kalt. »Mit was? Du glaubst, dass es Mord war, richtig?«, fragte sie nüchtern.
    »Ja«, antwortete Markby und richtete den Blick auf sie. »Ja, ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Fiona Jenner ermordet wurde.«

    KAPITEL 5
    Jess Campbell erschien um vier Uhr nachmittags beim Leichenbeschauer, nachdem das Büro des Coroners seine Zustimmung erteilt hatte, dass Dr. Fuller die Autopsie durchführte. Es war zwar eine polizeiliche Ermittlung, doch technisch gesehen gehörte der Leichnam immer noch dem Coroner. Die Vorstellung, in dem großen pathologischen Saal mit seinen Hintergrundgeräuschen von fließendem Wasser und der antiseptisch riechenden Luft eingesperrt zu sein, war alles andere als einladend. Die morgendlichen Wolken hatten sich zwar aufgelöst, und die Sonne war zurückgekehrt und strahlte durch die verstaubten Scheiben, doch die Pathologie war einfach nicht der Ort, an dem man an einem Tag wie Ostern sein sollte. Sie konnte nichts daran ändern. Sie wurde begleitet von Sergeant Steve Prescott, einem freundlichen Riesen von Mann, dessen gewaltige Gestalt übersät war mit den ehrenvollen Narben zahlreicher Zusammenstöße auf dem Rugbyfeld. Er stand neben dem Obduktionstisch aus Edelstahl mit der Drainagerille in der Mitte und hatte die Hände verschränkt, als wäre er im Gottesdienst oder – alternativ – ein Leibwächter bei der Mafia, der auf neue Befehle wartete. Außerdem anwesend war ein Fotograf mit langem, schmalem Gesicht, der ständig an seiner Kamera herumfummelte und als Gesprächspartner in einer Unterhaltung nicht das Geringste taugte. Nach einer kurzen Begrüßung gleich bei ihrer Ankunft war er in Schweigen versunken. Der Leichnam war mit einem Laken zugedeckt. Das Schweigen wirkte weniger respektvoll als unnatürlich, und Jess spürte den Drang, es zu durchbrechen.
    »Zu schade, dass es ausgerechnet an Ostern passieren musste.« Eine dämliche Bemerkung, dachte sie. Der Tod blickt nicht auf den Kalender, bevor er sich sein Opfer aussucht, und die Polizeiarbeit ruht nicht, weil der Rest des Landes einen Feiertag hat.
    Prescott schien die Bemerkung aus sämtlichen Blickwinkeln zu analysieren, bevor er schließlich – ein wenig überraschend – antwortete: »Es scheint immer irgendwie das falsche Datum zu sein, wenn ein junger Mensch stirbt. Bringt einen zum Nachdenken.«
    Offensichtlich dachte selbst der scheinbar ungerührte Prescott daran, wie schnell es manchmal gehen konnte.
Vielleicht in dem Bedürfnis, seine Bemerkung zu erklären, fügte er hinzu: »Ich meine, da liegt sie nun.« Er nickte in Richtung der zugedeckten Leiche. »Sie wäre fit und gesund, wenn sie nicht tot wäre, die Familie hat säckeweise Geld – und trotzdem liegt sie jetzt kalt wie ein Fisch auf einer Metzgertafel da.«
Gegen diese Diagnose gab es nichts zu sagen.
In der Ferne knallte eine Tür, und Dr. Fuller kam herein, das rosige Gesicht immer noch zu einem Lächeln verzogen, das, wie Jess ärgerlich dachte, wohl kaum angemessen war für die Situation. Andererseits war der Pathologe eines jener beneidenswerten Wesen, die ihre Arbeit tatsächlich liebten. Seine grüne Plastikschürze reichte vom Hals bis zu den Knöcheln. Nahm man die buschigen Augenbrauen dazu, dann wirkte er nicht mehr so sehr wie ein Kinderspielzeug, sondern vielmehr wie ein lustiger grüner Gartenzwerg.
»Da sind wir wieder!«, begrüßte Dr. Fuller die Anwesenden. Er rieb sich zwar nicht die Hände, doch in Jess regte sich das Gefühl, dass er es gerne getan hätte. »An die Arbeit also! Mit ein wenig Glück dauert es nicht lange. Warten Sie, ich will nur eben den Apparat einschalten.« Fuller aktivierte sein kleines Diktiergerät, um einen laufenden Kommentar zu seiner Arbeit abzugeben. »Bevor wir anfangen – ich glaube, ich habe eine kleine Überraschung für Sie«, sagte er fröhlich wie ein kleiner Paterfamilias, der

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