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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Sonne war bleich an diesem Morgen, doch die Luft war trocken. Die Pferde waren nicht mehr auf ihrer üblichen Weide; stattdessen hatte sich dort eine Anzahl großer Vögel niedergelassen, die aussahen wie Seemöwen. Falls es Seemöwen waren, so hatte der Postbote keine Ahnung, was sie hier suchten. Sie sollten am Meer sein, den Fischerbooten folgen, oder wenigstens hatte er das gelernt. Diese Vögel hier patrouillierten das Zentrum der Koppel, umrundeten einen eng begrenzten Fleck und pickten gelegentlich im Boden.
    Als der Postbote vor dem Haus ankam, sah er, dass vor ihm ein weiteres Fahrzeug dort eingetroffen war. Es war ein Taxi, und aus diesem Taxi war eine kleine, hübsche Frau ausgestiegen mit den kürzesten Haaren, die er jemals an einer Frau gesehen hatte. Er fragte sich, ob es das Resultat einer Chemotherapie war, das erste spärliche Nachwachsen nach dem Verlust sämtlicher Haare, doch es schien mehr eine modische Aussage zu sein. Frauen machten eigenartige Dinge mit ihren Haaren, sagte er sich, auch wenn er hoffte, dass seine Freundin nie auf die Idee kommen würde, sich die Haare so kurz zu schneiden. Trotzdem, und obwohl sie nicht mehr ganz jung war, sah die Taxi-Passagierin verdammt sexy aus. Neben ihr stand ein großer Koffer, und sie hatte soeben den Fahrer bezahlt und ihre Geldbörse wieder eingesteckt.
    Der Postbote lenkte den Wagen an die Seite, um dem Taxi Platz zum Wenden zu geben, und stieg aus, die für Overvale House bestimmte Post in der Hand.
    »Guten Morgen!«, wünschte er der kleinen Frau gut gelaunt und bemühte sich angestrengt, nicht auf den eigenartigen Haarschnitt zu starren.
    »Guten Morgen«, erwiderte sie. »Läuten Sie, oder soll ich es tun?« Sie hatte einen ausländischen Akzent, vermutlich französisch, schätzte er.
    Wie dem auch sei, keiner von beiden musste läuten. Die Tür wurde geöffnet, und Jeremy Jenner stand im Eingang.
»Da bist du ja, Chantal«, begrüßte er die kleine Frau nicht sehr begeistert. »Ich habe das Taxi gehört. Oh, Post – danke sehr.« Er streckte die Hand aus.
Der Postbote reichte ihm die Briefe, und obwohl er liebend gerne erfahren hätte, was das alles zu bedeuten hatte, blieb ihm keine andere Wahl, als zu seinem Postauto zurückzukehren und dem Taxi die Auffahrt hinunter zu folgen.
    Jeremy Jenner trug den Koffer seiner ersten Ehefrau in die Halle und stellte ihn ab. Während er dies tat, öffnete sich die Tür zum Esszimmer, und seine Frau Alison kam heraus. Sie trat zu dem neuen Gast und begrüßte ihn mit ausgestreckter Hand.
    »Chantal? Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Haben Sie bereits gefrühstückt?«
Chantal ergriff die ausgestreckte Hand, schüttelte sie flüchtig und musterte ihre Gastgeberin kurz von oben bis unten. »Nein. Der Kaffee in diesem Hotel ist schrecklich, und das Bett war grauenhaft. Affreux.«
»Du meine Güte«, sagte Alison mitfühlend. »Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns. Jerry bringt Ihren Koffer nach oben, und ich bitte Mrs Whittle, Ihnen einen frisch gebrühten Kaffee und etwas Toast zu machen.«
Sie führte die Besucherin in das gemütliche Zimmer, das Jess bereits gesehen hatte, und kehrte dann auf dem Weg zur Küche in die Halle zurück. Sie kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie ihr Mann, der offensichtlich die Post durchgeblättert hatte, einen kleinen weißen Umschlag in die Tasche steckte. Er blickte schuldbewusst auf.
Alisons Herz schien für einen Moment zu stocken, dann sackte es herab. »Was ist das?«
»Nichts, Darling, nur Rundschreiben und Geschäftsbriefe.«
»Nein, ich meinte das, was du in die Tasche gesteckt hast.«
»Von der Bank«, sagte er leichthin und wollte in Richtung seines Arbeitszimmers davongehen.
»Der Brief hat weder die richtige Form noch die Größe, um von der Bank zu sein«, sagte Alison. »Es ist wieder einer von diesen Drohbriefen, habe ich Recht?«
Er drehte sich zu ihr um und sah, dass sie die Hand nach ihm ausgestreckt hatte. »Hör zu, Ally …«, begann er.
»Er ist an mich adressiert, oder nicht?«, sagte sie leise. »Gibst du ihn mir?«
»Besser, wenn ich mich darum kümmere«, drängte er.
»Ich muss ihn sehen, Jeremy«, sagte sie. »Du weißt, dass ich ihn sehen muss, und dann bringen wir ihn zur Polizei.«
Er zog den inzwischen verknitterten Umschlag aus der Tasche, doch er hielt ihn immer noch fest. »Es ist vielleicht nicht das, was du denkst.«
»Dann ist es doch egal.« Mit leiser Schärfe in der zuvor ruhigen Stimme fügte sie hinzu: »Ich bin kein Kind,

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