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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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zu machen. Wer war dieser große Unbekannte? Das x, mit dessen Kenntnis man die Gleichung lösen konnte? Prospero spürte, dass er existierte, aber er konnte ihn nicht sehen. Ein Teufel, eine Maske ohne Gesicht? Oder tatsächlich ein Vampir? War es vielleicht sogar denkbar, dass Fünen oder Poelschau dem schaurigen Volk der Blutsäufer angehörten?
    Während des scharfen Rittes durch das Latium und dann weiter durch die Abruzzen ging er die Ereignisse noch einmal im Geiste durch, in der Hoffnung, dabei auf ein Detail zu stoßen, das er bisher übersehen hatte. Vergeblich
hatten sie die Keller und das gesamte Untergeschoss des Palastes durchstöbert. Sie waren sogar auf die Geheimverliese und Verstecke des Palazzos gestoßen und hatten bei dieser Gelegenheit jede Menge zwielichtiger Gestalten aufgescheucht. Doch es gab keine Spur von Cäcilia, und keinerlei Hinweise auf die abscheulichen Verbrechen an den anderen Mädchen.
    Eigentlich hatte er schon während der Audienz beim Papst gewusst, dass sie Cäcilia nicht finden würden. Es war alles zu leicht gegangen. Cavalcanti, der allen Grund hatte, ihn zu hassen, war sogar zu seinem Fürsprecher geworden. Was für eine Schmierenkomödie! Aber Prospero hatte sich wider besseres Wissen in die Hoffnung gesteigert, dass er Cäcilia finden und der Alptraum enden würde. Als er am Ende der ergebnislosen Visitation des Palastes in Cavalcantis grinsende Visage blickte, wusste er, dass der Polizeipräfekt von San Angelo mit den Verbrechern unter einer Decke steckte. Es war noch viel schlimmer, als er gedacht hatte. Und ausgerechnet in dieser Situation sah er sich gezwungen, die Ewige Stadt zu verlassen. Er hatte im Beisein des Papstes einen heiligen Eid geleistet. Wenn er diesen Schwur brach, konnte er gleich um seine Exkommunikation bitten.
    Gemeinsam mit Caprara hatte er Velloni Mut gemacht und ihn bei Gioacchino einquartiert, so dass er nicht allein war, sondern Schutz und Trost in dieser wunderbaren Bologneser Familie finden konnte. Wenn jemand den verzweifelten Philologen nach diesem katastrophalen Fehlschlag am Leben erhalten konnte, dann war es Gioacchino.
    Und dann bereitete ihm auch noch Valenti ernsthafte Sorgen. Irgendetwas Geheimnisvolles verband ihn mit der Gräfin. Prospero hatte Valenti nach seiner Beziehung zur
Gattin des Gesandten gefragt, der hatte sich aber nur gewunden und Prospero gebeten, ihm nach seiner Rückkehr die Beichte abzunehmen. Also beschwor er den Freund, sich von der Gräfin fernzuhalten.
    Am schlimmsten peinigte ihn, dass Cäcilia weiterhin verschwunden blieb. Seit der Nacht in der Morgue wusste er, dass sein Hauptfeind die Zeit war. Der Vampir, oder wer auch immer hinter den Verbrechen stecken mochte, würde sich Tag für Tag an Cäcilias Blut bedienen - bis er ihr, wie den anderen Mädchen, auch den letzten Lebenstropfen ausgesaugt hätte.
    Da man mit Cavalcanti Prosperos Überzeugung nach einen Mittäter zum Untersuchungsrichter gemacht hatte, war es notwendig, dass auch in seiner Abwesenheit die Ermittlungen weiterliefen. Er hatte Valenti gebeten, ihn zu vertreten. Prospero wusste, dass er in der Stadt zahllose Helfer finden würde, denn zu viele waren in ihrem Rechtsempfinden verletzt und gedemütigt worden. Einigen hatte man das Wichtigste in ihrem Leben genommen, andere waren dem Hilfsauditor einfach etwas schuldig. Zuerst sollte sich Valenti mit Marcello in Verbindung setzen. Der Tischler würde unter der Anleitung des Grafen die Väter der ermordeten Mädchen versammeln, um mit ihnen, ihren Familien und zuverlässigen Freunden die unauffällige Observation Cavalcantis, seines Faktotums Stronzio und des Gesandtschaftspalastes zu organisieren. Die Beobachtung der Flussseite des Palastes konnten die Fischer übernehmen. Zu diesem Zweck würde Valenti mit Giovanni reden müssen. Prospero hatte den Freund beauftragt, weiter nach Fünen zu suchen, und gleichzeitig ein Auge auf Deborah zu haben.
    Der Gedanke an Deborah schmerzte ihn. Bevor sie aufgebrochen
waren, hatte er sie aufgesucht, um sie vor ihrem Bräutigam zu warnen. Aber Deborah hatte nicht auf ihn gehört. Als er ihr sagte, dass David von Fünen irgendwie mit den Morden an den Mädchen in Verbindung stand, verwies sie ihn des Hauses. Im Streit hatten sie sich getrennt. Er verfluchte ihren Dickkopf und hoffte, dass Valenti den Rabbinersohn aufspürte. Poelschau mochte sich aus dem Staub gemacht haben, Fünen nicht. Da war er sich sicher. Irgendwo in Rom schlich der Mann aus Prag

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