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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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flogen an Prospero Lambertini vorbei wie rasch wechselnde Prospekte in einem Theater. Nur dass er in diesem Drama den unfreiwilligen Helden gab. Wenigstens blies ein erfrischend kühler Wind die bleierne Müdigkeit fort. Obwohl er kein besonders guter Reiter war, schlug er ein waghalsiges Tempo an. Jede Meile, die er schneller zurücklegte, würde ihn eher nach Rom zurückbringen. Und nur darum ging es, im Handumdrehen wieder in der Ewigen Stadt zu sein, um den Kampf mit dem Feind aufzunehmen. In Rom wurde er dringender gebraucht als bei einem längst skelettierten Leichnam in einem südsteirischen Provinznest.
    Ihm voran ritt Pepe. Diesmal hatte Gioacchino sich nicht davon abbringen lassen, Prospero seinen Diener zum Schutz an die Seite zu stellen. Und er hatte Recht damit gehabt.
    Sie befanden sich bereits mitten in der Campagna, als Pepe den Arm hob und seinen Rappen aus dem Galopp in den Schritt fallen ließ. Prospero tat es ihm gleich. Vor ihnen versperrten vier abenteuerlich aussehende Figuren auf Pferden den Weg. Gedungene Mörder. Wut stieg in Prospero auf, denn er besaß keine Zeit für Scharmützel. Gioacchino hatte ihm für die gefährliche Reise nicht nur Pepe, sondern außerdem einen Dolch und ein Rapier aufgenötigt. Das Rapier zog er jetzt. Die Bravi grinsten nur. Pepe gab Prospero ein Zeichen, den Degen wieder einzustecken, und beugte sich zu ihm: »Halte dich hinter mir!«
    Sie hatten sich den Meuchelmördern auf zwanzig Schritt genähert, als der Katalane blitzschnell in den Gürtel griff,
zwei riesige Pistolen herauszog und sie im gleichen Moment abfeuerte. »Los«, brüllte er in den beeindruckenden Lärm der Pulverexplosionen. Ohne die Wirkung der Schüsse abzuwarten, gab er seinem Pferd die Sporen. Sie sprengten durch die Reiter hindurch. Dabei erkannte Prospero aus dem Augenwinkel, dass ein Reiter getroffen am Boden lag, während die anderen sich abmühten, ihre aufgeregten Pferde zu beruhigen. Pepe warf mitten im Galopp einen Dolch, traf einen weiteren Bravo in den Hals, der zusammensackte und vom Pferd plumpste. Den übrigen beiden Meuchelmördern war das Grinsen vergangen. Hinter ihnen verließ der Katalane die Straße und schlug einen Weg ein, der in den Wald führte. Prospero fluchte innerlich, da dieser Pfad einen Zeitverlust bedeutete, aber er ahnte, dass sein Begleiter einen Hinterhalt befürchtete. Und er täuschte sich nicht, denn aus dem Waldstück zu ihrer Linken brachen weitere Berittene und nahmen ihre Verfolgung auf.
    »Folge dem Weg, ich halte sie auf!«, rief Pepe. Prospero gab seinem Pferd die Sporen, während Pepe seinen Rappen zügelte und sich umwandte.
    Natürlich sorgte Prospero sich um ihn, doch er durfte sich nicht aufhalten lassen. Er musste Cäcilia retten, und die Zeit verrann unerbittlich. Außerdem war der Katalane ein außerordentlich geschickter Kämpfer, der es durchaus mit einer Überzahl an Gegnern aufnehmen konnte, beruhigte Prospero sich. Der Trampelpfad schlängelte sich durch Hügel hindurch. Kurz bevor er auf die Straße zurückführte, holte ihn Pepe ein. Prospero riss verwundert die Augen auf und lachte dann erleichtert. Wortfaul wie immer informierte ihn der Katalane, dass er mit den Bravi ein wenig Fangen gespielt hatte, wobei der eine oder andere leider vom Pferd gefallen war. Als er den Dottore weit
genug entfernt vermutet habe, sei er durch die Landschaft geflohen und habe die Verfolger abgehängt.
    Pepe spuckte verächtlich aus. »Mordgesindel, aber keine Soldaten.« Und schon trieb er sein Pferd wieder an. Dem Hilfsauditor ging auf, dass Pepe seine frühen Jahre scheinbar beim Militär zugebracht hatte, bevor er aus irgendeinem Grund bei Gioacchino in Stellung gegangen war.
    Die Sorge um Cäcilia, um Velloni, aber auch um Valenti Gonzaga brannte in ihm und wuchs mit der Entfernung zu Rom. Er hatte getan, was er konnte und fühlte sich dennoch gründlich gescheitert. Der Feind war eindeutig gewitzter als er und kannte keine Skrupel. Wieder versuchte er, sich den Widersacher vorzustellen. Wer steckte hinter den Verbrechen? Poelschau? Ein eitler Handlanger! Eindeutig überschätzt. David von Fünen? Die nötige Intelligenz besaß er zweifellos. Aber sollte er dahinterstecken, dann musste er einen durchtriebenen Bundesgenossen haben. Denn Fünen war vielleicht selbstverliebt, klug, überheblich, aber er war, soweit Prospero das einschätzen konnte, nicht durchtrieben und geschmeidig genug, um sich so mächtige Leute wie den Polizeipräfekten gefügig

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