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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Ausstattung einer Prinzessin, die ich bezahlt habe.«
    »Ich meine, sie wird vermisst.«
    »Ja, auch von mir«, kommentierte David von Fünen böse und fügte einen Satz auf Hebräisch hinzu.
    »Bitte?«, fragte Prospero und spürte, dass es ihm scheinbar gelungen war, Deborahs Bräutigam in die Ecke zu treiben, wenn er schon zu so billigen Mitteln griff.
    »Die Sprache >Ihres< Alten Testaments.« David lächelte und wiederholte die Stelle auf Griechisch.
    Prospero blieb ungerührt. Der Rabbinersohn wollte ihn offensichtlich verärgern, doch er hatte die Rechnung ohne Prosperos Sprachkenntnisse gemacht. »Ich verstehe. Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen. Hiob, Kapitel 1, Vers 21. Glauben Sie wirklich, das Mädchen hätte die wertvolle Perle und den teuren Haarkranz einfach in den Tiber geworfen, wenn sie damit durchbrennen wollte?«
    »Nein, das wäre nicht logisch. Was ist mit ihr?« Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte David von Fünen überrascht.
    Entweder weiß er wirklich nichts, oder er spielt die Komödie perfekt, dachte Prospero. »Das will ich ja gerade von Ihnen wissen.«

    »Wieso von mir? Ich habe sie auf dem Corso getroffen und ins Teatro di Tor di Nona eingeladen. Vorher haben wir ihr Pulcinellenkostüm bei Giuseppe Romano gegen das einer Principessa eingetauscht.«
    »Und dann?«
    »Vergnügten wir uns im Theater.«
    »Weiter!«
    »Es gibt kein weiter. Als ich ihr noch ein Glas Champagner bringen wollte, war sie auf einmal verschwunden. Ich habe das ganze Theater nach ihr abgesucht. Nichts.«
    »Das soll ich Ihnen glauben?«, fragte Prospero skeptisch.
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Eben musste ich Ihnen noch eine Gegenüberstellung mit dem Modehändler androhen, bevor Sie mir mit der >Wahrheit< kamen.« Prospero ließ ihn nicht aus den Augen, doch in von Fünens Gesicht regte sich nichts. Deborahs Bräutigam hatte seine Aura der Überlegenheit zurückgewonnen und schaute ihn wieder kalt an.
    »Hören Sie, in einer Woche bin ich ein verheirateter Mann. Da redet man nicht allzu gern über seine allerletzten Junggesellenabenteuer. Das können Sie natürlich nicht verstehen. Wie auch?«
    »Als Untersuchungsrichter geht es mich nichts an, wie Sie es mit der Ehrlichkeit und der Treue Ihrer Braut gegenüber halten.« Prospero musste sich zur Ruhe zwingen, als er das sagte, wo er doch am liebsten den Kerl, der Deborah so schamlos hinterging, geohrfeigt und aus Rom vertrieben hätte. Er durfte sich nicht verzetteln. Seine Aufgabe bestand einzig darin, Cäcilia wiederzufinden und einen abscheulichen Verbrecher zu fangen. Damit hatte er mehr als genug zu tun. Außerdem, solange er Deborah keine gemeinsame Zukunft bieten konnte, hatte er sich in allem,
was ihr Leben, besonders aber ihre Heirat betraf, zurückzuhalten, auch wenn es seine ganze Selbstbeherrschung forderte.
    »Wo ist Cäcilia?«
    »Ich sagte doch schon, ich weiß es nicht. Wir haben uns im Theater aus den Augen verloren.«
    »Welches Kostüm haben Sie eigentlich getragen?« Prospero wollte sich die Situation vorstellen können, und dazu musste er auch ihn sehen, so wie er Cäcilia vor Augen hatte. Sie hatten sicher ein schönes Paar abgegeben, so wie Deborah und von Fünen es am Tag ihrer Hochzeit tun würden. Was war das nur für ein Schmerz, der tief aus den Eingeweiden nach oben stach?
    »Agrippa von Nettesheim«, antwortete der Rabbinersohn. Prospero machte sich Notizen. Er würde Velloni nach diesem Namen fragen, der ihm irgendetwas sagte, er wusste nur nicht was.
    David von Fünen grinste jetzt wieder selbstsicher. »Ein sonderbarer Zufall.«
    »Das Kostüm?«
    »Ja, und dass sich unsere Wege kreuzten, meine und Cäcilias.«
    »Nichts ist ein Zufall, das Kostüm nicht und nicht Ihr Zusammentreffen. Halten Sie sich zu meiner Verfügung, Signor von Fünen.«
    »Stimmt, Ihre Religion redet Ihnen ein, dass wir alle schuldig geboren sind. Da kann es keinen Zufall geben, denn alles, was geschieht, ist das Werk schuldiger Menschen.«
    »Ach Signor, so weit würde ich jetzt gar nicht gehen wollen. Ich habe hier nur über die individuelle Schuld zu befinden, der simplen Frage nachzugehen, ob Sie zum Verbrecher
geworden sind. Das hat eigentlich nichts mit der Religion zu tun.«
    »Meinen Sie, ich hätte es nötig, junge Mädchen zu entführen? Warum sollte ich das tun?«
    »Ja, warum? Stolz? Eitelkeit? Sagen Sie’s mir!«
    David von Fünen erstarb das Lächeln auf dem schönen, hochmütigen Gesicht. Er stand auf. »Wenn Sie keine

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