Und taeglich grueßt die Evolution
bestehen diesen Test im Allgemeinen nicht, obwohl sie die Funktion des Spiegels verstehen können.
Die Entstehung des Bewusstseins aus der Zeitdimension
Trotzdem glauben viele Wissenschaftler, dass eine differenzierte Form von selbstreflektiertem Bewusstsein vermutlich eine menschliche Spezialität ist. Das bewusste Durchdringen der Zeitdimension war vermutlich einer der wichtigsten Beschleuniger der kognitiven Evolution des Menschen. Sobald man sich die Zukunft vorstellen konnte, begann man auch, sich Gedanken über ihre Ausgestaltung zu machen. Dies führte zu einem ungeheuren Wandel des Verhältnisses des Menschen zu der ihn umgebenden Natur. Anstatt sich einfach ihren Launen auszusetzen, versuchte man die zukünftigen Ereignisse vorwegzunehmen und kalkulierbar zu machen. Dies führte zu einer bis heute andauernden Umkehr der Verhältnisse: Statt sich selbst den Begebenheiten der Natur anzupassen, versuchte man nun immer stärker, die Natur den eigenen Bedürfnissen anzupassen.
FLIPPERS GEFÜHLSTASTE
Mit einem neuen Test versuchen Wissenschaftler derzeit herauszufinden, ob Tiere auch Aussagen über ihre Gefühle machen können. Zu diesem Zweck sollten Delphine versuchen, Töne zu unterscheiden: Hörten sie einen hohen Ton, drückten sie eine erste Taste, war er tief, eine zweite Taste. Anschließend spielten die Forscher den Tieren immer schwerer zu unterscheidende Tonfrequenzen vor. Die Delphine wurden also unsicher, welche Taste sie drücken sollten. Jetzt bot man ihnen eine dritte Taste an. Diese Unsicherheitstaste konnten sie bedienen, um einen einfacheren Ton vorgespielt zu bekommen. Auf diese Weise konnten sie die Aufgabe dennoch korrekt lösen und die Belohnung einstreichen. Tatsächlich benutzten die Delphine diese Taste bei ambivalenten Frequenzen und brachten so ihre Unsicherheit zum Ausdruck. In einem analogen Testverfahren sollten Rhesusaffen angeben, ob sie sich an ein früher gesehenes Bild noch erinnern konnten oder nicht. Ratten scheinen diese Tests hingegen nicht bewältigen zu können. Einfache Formen von Bewusstsein sind also zumindest zum Teil auch bei anderen Spezies vorhanden. Die Forschung dazu steckt allerdings noch in den Kinderschuhen.
Wechselnde Stimmungslage: Zwischen Depression und Euphorie
Während Gefühle in der abendländischen Kultur jahrhundertelang als das irrationale Gegenteil von Vernunft betrachtet wurden, hat die Forschung mittlerweile ihren Einfluss auf die Entwicklung der Intelligenz und der Persönlichkeit erkannt. Die Beherrschung der Stimmungen, Affekte und Leidenschaften gehört zu den unverzichtbaren Kulturanstrengungen jedes Menschen und jeden Kollektivs, und doch gelingt sie nur mit unterschiedlichem Erfolg und niemals ganz. Der Volksmund beschreibt den sprunghaften Wechsel der Stimmungslagen als »himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt«. Die frühere »Melancholie« gilt seit der Entwicklung der Psychoanalyse als die seelische Erkrankung »Depression«. In Deutschland leiden etwa 5 Mio. Menschen an ihr.
Das instinkthafte Eingebettetsein in ihre vertraute Umwelt bewahrt Tiere vor heftigen Stimmungsschwankungen, die ihr Überleben gefährden. Immerhin gibt es Anzeichen von Trauer bei Affenkindern, die ihre Mutter verloren haben, und Mitleidsbekundungen bei Primaten, die ein angegriffenes Gruppenmitglied trösten. Bei Haus-tieren, die ihrer ursprünglichen Umwelt entfremdet sind, treten bisweilen sogar depressive Zustände auf. Wenn ein Hund nach dem Tod seines Besitzers sich bedrückt in eine Ecke zurückzieht und die Nahrungsaufnahme verweigert, kann er unter Umständen ein Fall für den Tierpsychologen werden. Und doch ist das Gefühlsleben keines Tieres so komplex wie das des Menschen.
Von der Gemütsverfassung zum Krankheitsbild
Die bewusste Wahrnehmung der eigenen Vergänglichkeit und die Fähigkeit, den Dingen Bedeutung zu verleihen, ist die Grundlage der menschlichen Empfindungsfähigkeit. Der Schatten eines Baumes kann den Betrachter an einem heißen Sommertag glücklich stimmen und im Winter eine depressive Verstimmung auslösen. Die frühere »Melancholie« ist eine Gemütsverfassung, die heute als Depression bezeichnet wird. Manchen gilt die Schwermut als die abendländische Gemütseintrübung schlechthin, die mit dem jüdischchristlichen Schuldkomplex verbunden sei. Doch schon einer der bedeutendsten Philosophen der griechischen Antike und vorchristlichen Zeit, Aristoteles, bemerkte, dass alle berühmten Männer in Politik, Philosophie und in
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