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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissenmedia
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entstehende rechtsradikale Lager. Der Nationalsozialismus inszenierte die »Wiederauferstehung« des deutschen Volkes mit einer Fülle von Aufmärschen und Feiern. Als auch der Zweite Weltkrieg verloren war, folgte erneut eine Phase tiefster Depression, die wiederum im euphorisch gefeierten »Wirtschaftswunder« endete.
    Antidepressivum »Event-Kultur«
    In der »Erregungsgesellschaft« des frühen 21. Jahrhunderts gibt es inzwischen eine regelrechte Erlebnisindustrie, die Highlights am laufenden Band produziert. Ursprünglich überschaubare Feiern wie die Loveparade oder der Christopher Street Day wurden binnen kürzester Zeit zu Massenspektakeln. Nach dem aus römischer Zeit stammenden Motto »Brot und Spiele« dient diese »Erregungskultur« dem Zweck, die Massen über bestimmte gesellschaftliche Konflikte hinwegzutrösten. Der realen Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, die viele Menschen von jeder gesellschaftlich nützlichen Arbeit ausschließt, steht die inszenierte Kollektivierung der Massen gegenüber. Die ekstatische Stimmung vermittelt ihnen ein Gefühl von Stärke und Vitalität. Die Menschen erleben im Zustand des »Außersichseins« ein Gefühl des »Einsseins« mit der Gemeinschaft. Großereignisse wie Fußball-Weltmeisterschaften verwandeln den öffentlichen Raum in ein Stadion. An zahllosen Plätzen finden sich Hunderttausende von Fußballbegeisterten ein, um vor riesigen Leinwänden weniger ein Spiel zu verfolgen, als ein Gemeinschaftserlebnis zu zelebrieren.
    Hinter solchen Spektakeln verbirgt sich nicht selten ein »erschöpftes Selbst«. Die Depression hat inzwischen den Rang einer Volkskrankheit, deren Spannbreite die Winterdepression genauso umfasst wie den Selbstmord. Depressive Erkrankungen werden in der Regel medikamentös behandelt. Eine tiefenpsychologische Heilung ist langwierig und mühsam. Weitere Verbesserungen erhofft man sich von den Einsichten der Neurowissenschaften und der Gentechnologie. Biologische Befunde deuten darauf hin, dass es sich bei der Depression um eine Stoffwechselstörung mit genetischer Ursache handelt. Offensichtlich ist die Wirkung chemischer Botenstoffe wie des Serotonins, das Nervensignale weiterleitet, bei Depressiven verändert. Die Biowissenschaften interessieren sich auch für die Depression, um die biochemischen Bedingungen von Glückszuständen besser zu verstehen und möglicherweise eines Tages den Glückspegel des Menschen zu erhöhen. Auch wenn Medikamente oft unumgänglich sind, kann eine Depression nur durch die Bewältigung der zugrunde liegenden Konflikte langfristig beeinflusst oder geheilt werden.
    Geballte Wut: Aggression ist überall
    Sowohl im Tierreich als auch in der menschlichen Gesellschaft sind Aggressionen für die Durchsetzung von Überlebensinteressen mitunter unverzichtbar. Die Bandbreite des aggressiven Verhaltens reicht von der minimalen, zur Selbsterhaltung des Einzelnen wie der Gesellschaft notwendigen Form bis hin zu einem gefährlichen Überschuss an Gewalt, der nicht nur für das Opfer, sondern auch für den Täter zerstörerisch wirkt. Die Beherrschung der aggressiven Anteile des eigenen Selbst ist nach Sigmund Freud eine der wichtigsten Aufgaben jedes einzelnen Menschen und zugleich die elementare Voraussetzung aller Zivilisation. Nicht zufällig finde sich das Verbot, seinen Nächsten zu töten, in nahezu allen Kulturen.
    Tiere verbringen viel Zeit damit, ihre Feinde durch aggressive Drohgebärden und Rituale von der eigenen Gefährlichkeit zu überzeugen. Ihre Aggressionsäußerungen reichen von der reinen Machtpose bis zum tödlichen Kampf. So demonstriert ein Schimpanse seine Überlegenheit, indem er sein Fell aufstellt und mit seinen Muskeln protzt, um seine Herrschaft über die anderen Männchen und die Weibchen der Gruppe zu behaupten. Wenn ein neuer Rivale auftaucht, kommt es zum Kampf, den meist der Eindringling verliert. Ob ein Tier auch versucht, den Gegner zu töten, hängt vor allem davon ab, wie sehr es sich bedroht und in die Enge getrieben fühlt. Aggressives Verhalten unter Tieren resultiert in der Regel aus dem Kampf um Fortpflanzungspartner, Nahrungsangebote und Lebensraum. Vor allem wenn die beiden letzteren Ressourcen knapp sind, steigt die Anzahl der Kämpfe und die Erbitterung der Auseinandersetzung nimmt zu.
    Männliche Rivalität und Frauentausch
    Aggressive Neigungen, gleich ob aus Angst oder Wut, drücken sich immer in einer Reihe von körperlichen Signalen aus. Die Mimik verändert sich, die Haare

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