Und taeglich grueßt die Evolution
beeindrucken. Beide Verhaltensweisen gelten bei erwachsenen Schimpansen als aggressiv. Zudem fangen die kleinen Männchen früher an, anderen zu drohen und sie zu attackieren. Und auch das sexuelle Interesse erwacht bei ihnen eher, so dass sie bald mit dem spielerischen Besteigen ihrer Artgenossen beginnen.
Auch in den Spielen anderer Säugetiere lassen sich viele Aktionen erkennen, die eigentlich zum Rangverhalten oder dem Sexualleben, zum Beutefang oder zur Fortbewegung gehören. Im Unterschied zu diesen Verhaltensweisen scheint das Spiel auf den ersten Blick kein richtiges Ziel zu verfolgen. Bis heute haben Verhaltensforscher deshalb Schwierigkeiten, den Begriff »Spiel« zu definieren. Dennoch erkennen auch Laien sofort, ob ein Tier gerade spielt. Wenn ein Wurf junger Hunde umhertollt, eine Katze ein Wollknäuel attackiert oder ein Schimpanse einen Purzelbaum schlägt, ist das nicht schwer als Spielverhalten zu erkennen, zumal Homo sapiens ähnliche Spiele vom eigenen Nachwuchs kennt. Wenn es beispielsweise um das spielerische Kitzeln von Artgenossen geht, gibt es zwischen Menschen und Schimpansen kaum Unterschiede.
Gefährlich - aber lehrreich
Viele Tiere haben offensichtlich Spaß am Spiel. Und doch sind die meisten Verhaltensforscher der Ansicht, dass auch das Spiel auf einen Zweck gerichtet ist. Schließlich kosten die spielerischen Verhaltensweisen viel Energie. Diese kostbare Ressource setzen Lebewesen normalerweise nur für »wichtige« Zwecke ein. Zudem sind viele Spiele auch noch mit einem gewissen Risiko verbunden. Schließlich kann ein Ast brechen und mitsamt dem daran turnenden Schimpansenkind zu Boden stürzen. Oder die Tiere sind so sehr mit ihren Balgereien beschäftigt, dass sie einen heranschleichenden Feind nicht bemerken.
Auch menschlichen Eltern macht das Spielverhalten ihrer Kinder oft Angst, etwa wenn der Nachwuchs halsbrecherisch auf hohen Mauern balanciert, dem Ball ohne nach rechts und links zu schauen auf die viel befahrene Straße nachläuft oder alles Unbekannte erst einmal in den Mund steckt. Angesichts dieser großen Gefahren muss das Spiel massive Vorteile haben, denn sonst hätte es sich nicht über Jahrmillionen im evolutionären Prozess entwickelt und erhalten. Sein Nutzen besteht offenbar darin, dass sowohl Kinder als auch kleine Tiere beim Spielen viel lernen.
Training für das »wahre« Leben
Rennende und springende Schimpansenkinder zum Beispiel trainieren nicht nur ihren Körper und sie lernen auch nicht nur, ihre Fähigkeiten besser einzuschätzen. Sie erfahren auch, welche Äste sie gefahrlos betreten können, welche vermutlich brechen und wie man am schnellsten von einem Baum auf den anderen gelangt. All dies sind Erfahrungen, die sie später bei Auseinandersetzungen mit ranghöheren Tieren brauchen.
Bei anderen Spielen lernen sie, wie man Beute macht. Junge Schimpansen bohren oft mit Grashalmen und Stöckchen in Termitenhügeln und tüfteln dabei die richtige Technik aus, mit der man die begehrten Insekten aus ihrem Bau angeln kann. Auch viele Raubtiere lernen ihre Jagdmethoden im Spiel. Kleine Katzen zum Beispiel können sich stundenlang damit beschäftigen, alles anzuspringen und zu packen, was sich bewegt. Irgendwann sind sie dann geschickt genug, um ihre erste Maus zu fangen. Oft bringen auch die Katzenmütter dem Nachwuchs noch lebende Mäuse mit, an denen sie ihre Fähigkeiten trainieren können.
Spiele bieten zudem die Möglichkeit, sich mit den Regeln des sozialen Zusammenlebens vertraut zu machen. Schimpansenkinder lernen beispielsweise, welcher ihrer Altersgenossen sich durch Drohgebärden einschüchtern lässt, welcher Spielkamerad stärker ist und mit wem man sich besser nicht anlegen sollte, weil er unter dem Schutz einer ranghohen Mutter steht. Sie üben, Verbündete zu gewinnen, Konflikte zu lösen und die Absichten anderer zu erraten. Und sie lernen, sich in den verschiedenen Situationen des Zusammenlebens angemessen zu verhalten.
Spieltrieb als Erbe der Evolution
Bei all diesen Lernprozessen gehen die erwachsenen Tiere oft erstaunlich tolerant mit ihrem Nachwuchs um. Manche Kängurus wie die Rotnacken-Wallabys zum Beispiel passen ihre Spiele an das Alter ihres Gegenübers an. Spielen sie mit einem jüngeren Tier, nehmen die Älteren oft eine defensive Position ein und mimen den Unterlegenen. Bei Rangeleien teilen sie nur sehr sanfte Pfotenschläge aus und sehen großzügig über taktische Mängel der Kleinen hinweg. Das alles erinnert sehr an
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