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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissenmedia
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menschliche Verhaltensweisen.
    Ähnlichkeiten dieser Art legen den Schluss nahe, dass der Drang zum Spielen ein altes Erbe aller Säugetiere ist. Auch der Mensch hatte bisher offenbar keinen Grund, dieses Verhalten abzulegen. Gespielt hat er vermutlich in allen Epochen und Kulturkreisen. Zwar unterscheiden sich die Spiele in den verschiedenen Erdregionen, aber der grundsätzliche Drang zu Spielen ist allen Kindern gemeinsam. Ähnlich wie kleine Tiere brauchen sie bestimmte Fähigkeiten, um ihr späteres Leben meistern zu können. Sie müssen lernen, sich mit ihren »Artgenossen« auseinanderzusetzen und Strategien zur Lösung diverser Probleme zu entwickeln. Und natürlich müssen auch sie ihre Umgebung erforschen.
    Entscheidende Faktoren: Gene und Umwelt
    Was sie in dieser Umgebung vorfinden, spielt für die Lernprozesse eine wichtige Rolle. Zwar bestimmt bis zu einem gewissen Grad auch das Erbgut, was ein Mensch oder Tier lernen kann und was nicht. Doch noch wichtiger sind offenbar die Umwelteinflüsse. So haben Wissenschaftler Ratten darauf getestet, wie gut sie bestimmte Aufgaben in einem Labyrinth lösen konnten. Dabei fielen immer einige besonders innovative und einige vollkommen überforderte Exemplare auf. Züchtet man diese nun untereinander weiter, so erhält man schon nach zehn Generationen einen Ratten-Stamm, der mit Labyrinthen besonders gut zurechtkommt und einen zweiten, der damit gar nichts anfangen kann. Diese unterschiedlichen genetischen Voraussetzungen bestimmen jedoch keineswegs über das gesamte weitere Leben der Tiere. Wenn die genetisch »dummen« Nager in einer abwechslungsreichen Umgebung aufwachsen, schneiden sie in späteren Lernversuchen sogar besser ab als ihre genetisch »intelligenteren« Artgenossen, die ohne Anregung in einem kahlen Käfig groß geworden sind. Langeweile ist offenbar Gift für das Lernvermögen.
    Sogar im Gehirn der Tiere schlägt sich die Komplexität des Lebensraums nieder. Ratten, die in einer abwechslungsreichen Umgebung aufgewachsen sind, haben zum Beispiel in bestimmten Bereichen des Gehirns mehr Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen. An diesen so genannten Synapsen werden Informationen von einer Nervenzelle zur nächsten übertragen. Außerdem sind die Dendriten, so der Name der Zellfortsätze, an denen diese Informationen aufgenommen werden, bei diesen Tieren verzweigter. Der Grund dafür ist vermutlich, dass die Tiere in einer abwechslungsreichen Umgebung mehr Informationen aufnehmen und verarbeiten. Das prägt zunächst das Gehirn und Nervensystem und später das Verhalten. Auch beim Menschen wirkt sich Abwechslung positiv auf den Lernerfolg aus. Nicht umsonst plädieren moderne Erziehungskonzepte dafür, kleinen Kindern eine möglichst abwechslungsreiche Umgebung zu bieten, die ihre Neugier weckt.
    Treibende Kraft: Neugier
    Neugier spielt im Leben aller Säugetiere eine ähnlich wichtige Rolle wie das Spiel. Ihre Jungen legen einen unbändigen Forscherdrang an den Tag und sind ständig auf der Suche nach neuen Entdeckungen, ähnlich wie Kinder. Oft gehen Neugier und Spiel sogar unmittelbar ineinander über, so dass beide Verhaltensweisen kaum voneinander zu unterscheiden sind. Wissenschaftler wie der Verhaltensforscher Norbert Sachser von der Universität Münster betrachten vor allem den Menschen als typisches »Spiel- und Neugierwesen«.
    Schon wenige Stunden nach der Geburt beginnen Babys damit, den eigenen Körper zu betasten und Bewegungen in ihrem Blickfeld mit den Augen zu verfolgen. Später drehen sie dann auch den Kopf in die entsprechende Richtung und schon im Alter von ein paar Wochen unterscheiden sie Bekanntes von Neuem. Hält man einem Säugling zum Beispiel ein Bild mit immer dem gleichen Gesicht hin, so erlahmt das Interesse mit der Zeit. Sobald man aber das Motiv austauscht, hat man seine Aufmerksamkeit wieder geweckt.
    Allmählich wird das Kind dann zum aktiven Entdecker. Mit vier bis fünf Monaten kann es Gegenstände greifen, die es oft genau betrachtet und in den Mund steckt. Später macht es regelrechte Experimente, um herauszufinden, was man mit einem Stock oder einer Kiste alles anfangen kann. Für die Eltern beginnt eine anstrengende Zeit, wenn der Nachwuchs beginnt, Schubladen zu erforschen, die Funktion aller erreichbaren Knöpfe und Schalter auszuprobieren und die Farbeffekte zu ergründen, die Orangensaft auf dem Teppich oder an der Tapete erzielt. Mit den jeweiligen Gegenständen und den eigenen Händen umzugehen, müssen

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