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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissenmedia
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Zeitpunkt vor etwa 1,8 Mio. Jahren zur Verdrängung bzw. zum Aussterben von baumlebenden und fruchtfressenden Säugetieren geführt haben. Eine Untersuchung an Paläoböden im Turkanabecken Kenias gibt weiteren Aufschluss: Drei Ariditätsmaxima – jeweils vor 3,58 Mio., 2,52 Mio. und 1,81 Mio. Jahren – und ein sich anschließendes höheres Ariditätsniveau zeigen, dass es zunehmend trockener wurde.
    Auf zwei Beinen im Wald
    Was bedeutet Reeds Lebensraum-Studie für einen Fundort wie Laetoli in Tansania, an dem die weltberühmten versteinerten Fußspuren entdeckt wurden, die Australopithecus afarensis dort bereits vor etwa 3,7 Mio. Jahren in der Vulkanasche hinterließ? Unter den Laetoli-Fossilien gibt es einige baumlebende Tiere und viele Fruchtfresser. Reed rekonstruiert Laetoli als geschlossenes Waldland – und diese Auffassung gilt bis heute. Es hat sich gezeigt, dass Reeds Modell allen anderen Analysen, die sich immer nur auf jeweils eine Tierfamilie beschränkten, überlegen ist. Nach einer früheren Rekonstruktion, die allein auf Antilopenfunden basierte, war Laetoli noch als trockenes, offenes Waldland beschrieben worden. Pollenanalysen hingegen lassen Laetoli als ein bewaldetes Grasland oder eine Akaziensavanne erscheinen.
    In der Laetoli-Region kann somit ein Klimawandel beobachtet werden, der sich über einen Zeitraum von etwa 1 Mio. Jahre erstreckte. In den sogenannten Ndonlaya Beds, etwa 2,6 Mio. Jahre alte Gesteinsschichten, die über den berühmten »Laetoli Beds« mit ihren Fußspuren liegen, steigt der Anteil der Grasfresser von 15 Prozent (»Laetoli Beds«) auf 40 Prozent. Dies weist auf halbtrockenes Buschland hin.
    Habitat-Rekonstruktionen geben uns also Grund zu der Annahme, dass unsere frühesten Vorfahren in bewaldeten Gebieten lebten. Der Lebensraum von Orrorin deutet auf offenes bis geschlossenes Waldland hin. Ähnlich sieht es an Fundstellen des Ardipithecus kadabba in Äthiopien aus. Am westlichen Riftrand der dortigen »Middle-Awash«-Region dominierte feuchtes und geschlossenes Waldland. Eine weiter östlich gelegene Ardipithecuskadabba-Fundstelle, in der bislang nur eine Hominide geborgen wurde, weist ebenso auf trockeneres grasiges Waldland hin. Auch Ardipithecus ramidus aus Aramis war in Waldland heimisch. Im Jahr 1994 wurde in Kanapoi, Kenia, ein Schienbeinfragment von Australopithecus anamensis entdeckt. Es ist mit 4,1 Mio. Jahren der älteste gesicherte Nachweis für Bipedie bei unseren Vorfahren. Die Fundstelle zeigt eher eine Habitat-Mixtur aus geschlossenem Waldland und Buschland. Für John Harris und Meave Leakey von den National Museums of Kenya in Nairobi ist dieses Habitat zwar offener, aber durchaus mit dem von Aramis vergleichbar.
    Segen und Fluch des aufrechten Gangs
    Was wissen wir nun abschließend über die Entwicklung des aufrechten Ganges? Schenken wir den Forschungsergebnissen Glauben, so war die Fähigkeit des aufrechten Ganges bereits bei Orrorin tugenensis vor circa 6 Mio. Jahren im Waldland ausgebildet, obwohl dieser frühe Vorfahr noch gut klettern konnte. Die Savannen-Hypothese ist damit von nur noch wissenschaftshistorischem Wert, da großräumig offene Landschaften sich in Ost- und Südafrika erst vor knapp 2 Mio. Jahren durchsetzen.
    Von über 200 Primatenarten laufen nur wir zweibeinig. Der aufrechte Gang ist ein großes Geschenk und eine Bürde zugleich. Wir haben heute mit der Doppel-S-Krümmung unserer Wirbelsäule zu kämpfen und der enge Geburtskanal einer Frau macht das Gebären beschwerlich. Andererseits lässt sich kaum bezweifeln, dass diese energetisch einfache Fortbewegung maßgeblich dazu beitrug, dass wir uns so enorm schnell entwickelt haben und die ganze Erde erfolgreich besiedeln konnten.

    DAS BECKEN – MOTOR DES GANGES
    Ein Blick auf das – unvollständige – ca. 3,2 Mio. Jahre alte Becken von »Lucy« macht dessen breite Beschaffenheit deutlich. Das Ilium (= Darmbein) von Australopithecus afarensis ist kurz und gebogen, das Ilium eines Schimpansen dagegen lang und flach. »Lucys« Becken ähnelt damit unserem eigenen. Beim Menschen ist der Oberschenkel aufgrund der Beckenbreite einwärts zum Knie hin gerichtet. Unsere Knie liegen eng beieinander (wir alle neigen daher zu X-Beinen) und unter dem Körperschwerpunkt. Beim Schimpansen sind die Oberschenkel im Unterschied dazu kaum nach innen geneigt, die Füße stehen weit auseinander. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Muskelaufwand beim Laufen: Die Kontraktion der starken

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