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Und taeglich grueßt die Evolution

Und taeglich grueßt die Evolution

Titel: Und taeglich grueßt die Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissenmedia
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herausgefunden, dass die hochrangigen Weibchen während der Schwangerschaft wesentlich größere Mengen des männlichen Geschlechtshormons Testosteron produzieren als ihre unterlegenen Artgenossinnen. Offenbar beeinflusst dieser Hormonschub die Entwicklung des ungeborenen Nachwuchses in der Gebärmutter. Denn je höher die Testosteron-Konzentration ist, desto aggressiver verhalten sich später die Jungtiere. Schon vor der Geburt entscheidet sich also, ob eine kleine Hyäne auf der sozialen Stufenleiter einmal ganz nach oben kommt oder nicht.
    Eine ähnliche Vererbung der Führungsposition haben Wissenschaftler auch bei anderen Tieren gefunden. Bei Rhesusaffen zum Beispiel hängt der Status jedes Tieres vom Rang seiner Mutter ab. Den Weibchen bleibt diese Position in der Regel zeit ihres Lebens erhalten. Die meisten heranwachsenden Männchen aber verlassen ihre Geburtsgruppe und suchen sich ihre Partnerinnen anderswo. In ihrer neuen Gruppe aber fangen sie in der Regel ganz unten auf der sozialen Leiter an und müssen sich erst nach oben kämpfen.
    Sozialer Aufstieg unter Affen
    Bei einem solchen Aufstieg kommt es gerade in Affengesellschaften nicht nur auf die Stärke an. Ähnlich wie in menschlichen Gemeinschaften kann es auch helfen, entsprechende Beziehungen zu haben oder zum richtigen Zeitpunkt auf eine gute Idee zu kommen. So hat die Verhaltensforscherin Jane Goodall bei Freilandstudien in Tansania den ungewöhnlichen Aufstieg eines Schimpansen namens Mike beobachtet. Anfangs stand das Tier auf der sozialen Stufenleiter ganz unten und musste sich von den anderen erwachsenen Männchen einiges gefallen lassen. Mike kam immer als Letzter ans Futter und war zeitweise fast kahl, weil ihm seine Gefährten büschelweise Haare ausrissen. Doch eines Tages hatte er eine Idee, die sein Leben verändern sollte. Er schnappte sich leere Kanister aus dem Forscher-Lager und rannte dann schreiend und die Gefäße mit gewaltigem Lärm vor sich her schubsend auf seine Widersacher zu. Die männliche Schimpansen-Elite stob erschrocken auseinander, Mike hatte den ersten Schritt auf seinem Weg an die Spitze der Macht getan. Er entthronte den bis dahin unangefochtenen Herrscher und unterstrich seine neue Position immer wieder mit Drohgebärden. Bis er sich seiner neuen Position nach einem Jahr einigermaßen sicher fühlte, hatten Weibchen und Jungtiere nichts zu lachen: Bei der geringsten Provokation wurden sie angegriffen.
    Weibchen sind in der Schimpansen-Gesellschaft den Männchen untergeordnet, haben aber untereinander eine eigene Hierarchie. Bei beiden Geschlechtern lässt sich am Verhalten ablesen, auf welcher Stufe der sozialen Leiter die einzelnen Tiere stehen. So benutzen rangniedrige Schimpansen eine ganze Reihe von Beschwichtigungs- und Unterwerfungsgesten. Die Überlegenen spielen gern ihre Dominanz aus, indem sie ihre Haare sträuben, sich aufrichten und möglichst groß erscheinen. Sie erwarten dann, dass die rangniedrigeren Tiere mit der angemessenen Demut reagieren. Dabei unterscheidet sich die Herrschsucht der einzelnen Tiere gravierend. Nicht jedes Schimpansen-Männchen möchte ein Alpha-Tier werden und nicht jeder Anführer gebärdet sich gleich aufbrausend.
    Frauen an der Macht
    Bei den auch als Zwergschimpansen bekannten Bonobos lassen sich diese Machtdemonstrationen ihrer engsten Verwandten hingegen kaum beobachten. Die Affen haben ihre Gesellschaft ganz anders organisiert, denn bei ihnen haben die Weibchen das Sagen. Das scheinbar schwache Geschlecht ist dem Männchen gegenüber oft dominant. Wie unterschiedlich die Rollen der Geschlechter bei Schimpansen und Bonobos sind, haben Wissenschaftler im Stuttgarter Zoo beobachtet. In dem Versuch konnten die Menschenaffen mit Stöckchen Honig aus kleinen Löchern stochern. Der männliche Schimpanse zog daraufhin eine Imponierveranstaltung ab und beanspruchte die Leckerei komplett für sich. Die Weibchen kamen erst zum Zug, als sich der Pascha satt gefressen hatte. Bei den Bonobos dagegen ließen sich die Weibchen vom männlichen Imponiergehabe überhaupt nicht beeindrucken: Sie saßen gemeinsam vor der Nahrungsquelle und teilten praktisch ohne Konkurrenz.
    Überhaupt sind Bonobo-Weibchen gegenüber ihren Artgenossinnen erstaunlich tolerant. Es gibt zwar eine Hierarchie, die allerdings weniger auf Drohgebärden als vielmehr auf Erfahrung beruht. Ältere Weibchen stehen in der Rangordnung fast immer höher als jüngere. Die Weibchen mit dem niedrigsten Rang sind meist erst

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