Und taeglich grueßt die Evolution
vor kurzem zugewandert. Sie versuchen in der Regel sich unauffällig zu verhalten und durch eine Freundschaft mit einem ranghohen Weibchen selbst aufzusteigen.
Unter den Bonobo-Männchen kommt es hingegen deutlich häufiger zu Kämpfen. Doch auch bei ihnen spielen Dominanz und Unterwerfung offenbar eine geringere Rolle als bei den Schimpansen. Sie haben keine Unterwerfungsrituale, aggressive Verfolgungsjagden enden oft rasch mit einer Versöhnung. Und die entscheidenden Auseinandersetzungen finden oft nicht zwischen den Männchen statt, sondern zwischen ihren Müttern. Ein relativ junges Männchen kann durchaus an die Spitze kommen, wenn es eine einflussreiche Mutter hat. Und umgekehrt sinkt oft der Stern solcher Männchen, deren Mütter alt oder schon tot sind.
Modelle für den Menschen
Diese Vielfalt der Affengesellschaften stellt Anthropologen vor ein Problem. Zu gern würden sie aus dem Verhalten heute lebender Primaten Rückschlüsse auf die Gesellschaftsformen der frühen Menschen ziehen. Allerdings lässt sich unmöglich mit Sicherheit sagen, ob unsere frühesten Vorfahren eher wie die Bonobos, die Schimpansen oder gar wie die Gorillas gelebt haben. Möglicherweise gibt es auch unterschiedliche Antworten für die verschiedenen Menschenarten. Wenn die Menschenaffen so unterschiedliche Sozialsysteme kennen, warum sollte dann eine Gruppe Menschen aus der Gattung Australo-pithecus genauso gelebt haben wie eine Gruppe Neandertaler?
Modelle für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft haben Wissenschaftler auch schon abseits der Menschenaffen gesucht. In den 1960er Jahren wurden beispielsweise Parallelen zur sozialen Organisation von Löwen und anderen sozial lebenden Raubtieren diskutiert. Diese Überlegungen beruhten auf der Hypothese, dass die Jagd in Gruppen bei zwei- und vierbeinigen Jägern zu ähnlichen Gesellschaftsstrukturen geführt habe. Inzwischen sind jedoch viele Wissenschaftler zu der Ansicht gelangt, dass die Menschen erst relativ spät in ihrer Geschichte gemeinsam auf die Pirsch gegangen sind, nachdem sie bereits Formen ihres Zusammenlebens gefunden hatten.
Als ein anderes mögliches Vorbild der menschlichen Gemeinschaften gilt der Pavian, der bis heute die Savannen Afrikas bewohnt. Da er mit der frühen Menschenverwandtschaft denselben Lebensraum teilte, könnte er auch ähnliche Sozialstrukturen entwickelt haben. Das würde bedeuten, dass auch die frühen Menschen in Gruppen gelebt haben, die aus verwandten Frauen mit ihrem Nachwuchs und aus nicht miteinander verwandten Männern bestanden.
Ein gesellschaftliches Grundmuster
Mittlerweile sind viele Wissenschaftler auf der Suche nach den Wurzeln des menschlichen Verhaltens wieder bei der Menschenaffen-Forschung angelangt. Beispielsweise haben sie verschiedene Verhaltensmuster bei Gorillas, Schimpansen, Bonobos und modernen Menschen verglichen. Die Gewohnheiten, die allen vier Arten gemeinsam sind, könnten ein Erbe des letzten gemeinsamen Vorfahren aller Menschenaffen und Menschen sein. Den Ergebnissen zufolge müsste dieser Primat ein Tier mit einem ausgefeilten System sozialer Beziehungen gewesen sein. Die Männchen paarten sich mit mehreren Weibchen und verteidigten ihre Gruppe gegen fremde Artgenossen. Das führte zu angespannten Nachbarschaftsbeziehungen. Die verschiedenen Gruppen begegneten sich demnach mit allerhand Drohgebärden und verwickelten sich immer wieder in Auseinandersetzungen. Aus diesem Grundmuster des Zusammenlebens könnten die verschiedenen Menschenarten dann später jeweils eigene Gesellschaftsstrukturen entwickelt haben.
Die Savannen-Gesellschaft
Wie aber sahen die aus? Wissenschaftler wie Robert Foley von der University of Cambridge vermuten, dass die frühen Menschen ihr Leben ähnlich organisierten wie die heutigen Schimpansen. Denn das würde zu den Lebensbedingungen passen, mit denen die Menschen vor etwa 10 Mio. Jahren konfrontiert waren. Damals wurde das Klima kühler, in der afrikanischen Wiege der Menschheit entstanden Savannen. Dort aber war die Nahrung über größere Gebiete verteilt als im Wald, zudem ließen sich die verschiedenen Nahrungsquellen nur zu bestimmten Jahreszeiten anzapfen. Bei solchen Umweltbedingungen aber scheinen sich Primaten mit Vorliebe zu größeren Gruppen zusammenzuschließen. Auch die frühen Menschen aus der Australopithecus-Verwandtschaft sind nach Einschätzung Foleys diesem Beispiel gefolgt. Ihre Gemeinschaften setzten sich nach dieser Theorie aus Vertretern beider
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