Und taeglich grueßt die Evolution
dem Arbeitgeber, zusammen mit der Einlage auch Strafen anzudrohen, wenn der Geldrückfluss seinen Erwartungen nicht entsprechen sollte, ließen die Verwalter sich keineswegs schrecken: Im Schnitt gaben sie sogar deutlich weniger Geld zurück als in der straffreien Spielvariante. Verzichtete der Arbeitgeber hingegen auf die Androhung von Strafen, obwohl er die Möglichkeit dazu gehabt hätte, zahlte der Verwalter sogar erheblich mehr Geld zurück als im Spiel ohne Strafmöglichkeit. Zwar bietet die Möglichkeit zur Bestrafung dem Arbeitgeber zunächst einige Vorteile, allerdings zerstört sie leicht die Vertrauensbasis zwischen beiden Seiten, weil der Arbeitgeber ja gar nicht wissen kann, wie viel Geld der Verwalter zurückgibt und trotzdem vorab mit Strafe droht. Umgekehrt wird das Vertrauen belohnt, wenn der Arbeitgeber auf eine Strafandrohung verzichtet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Sanktionen in Zweierbeziehungen eher unproduktiv sind.
Umgang mit dem Risiko: Denken in die Zukunft
Evolutionsgeschichtlich entwickelte sich das menschliche Gehirn, um die Probleme eines eiszeitlichen Jägers und Sammlers zu bewältigen. Obwohl es sich seither nicht wesentlich verändert hat, muss es heute mit den komplexen Herausforderungen in einer globalisierten Welt fertig werden. Eine Weltbevölkerung von mehr als 6 Milliarden Menschen, die Risiken der Atomtechnik und drohende Umweltgefahren stellen das Denken vor Herausforderungen, wie es sie nie zuvor hat bewältigen müssen. Für die politische Praxis bedeutet dies, dass die Menschen immer häufiger gezwungen sind, Entscheidungen zu fällen, deren Spätfolgen ein einzelnes Gehirn nicht mehr erfassen kann.
Schon bei den Tieren zählt die Risikoabwägung zu den wichtigsten Aufgaben des Gehirns. Beim Luchs muss es entscheiden, ob sich ein Angriff auf einen Rothirsch lohnt oder ob das Risiko zu hoch ist, von den Hufen oder dem Geweih ernsthaft verletzt zu werden. Meist wartet selbst das hungrigste Raubtier auf ein leichter zu erbeutendes Reh. Diese Abwägung der möglichen Folgen hat sich in den Millionen Jahren der Evolutionsgeschichte eingespielt. Geht eine Entwicklung allerdings zu schnell, wird das Gehirn leicht überfordert. Das beweisen etwa die rund 500 000 Igel, die in Deutschland jährlich überfahren werden. Jahrmillionenlang rollten sich die Tiere bei Gefahr zusammen und waren dann durch ihren Stachelpanzer vor fast jedem Feind geschützt. Auf Autos mit rasender Geschwindigkeit und tonnenschwerem Gewicht ist der Gehirnapparat der Igel einfach nicht eingestellt.
Hirn des Steinzeitjägers kennt keine Nachhaltigkeit
Auch das Gehirn des Steinzeitjägers ist an die Herausforderungen der Moderne nur unzureichend angepasst. Für die Evolution sind die wenigen tausend Jahre zwischen der Steinzeit und dem 21. Jahrhundert nur ein kurzer Moment. Die Biologen wissen längst, dass sich im Denkorgan seither wenig verändert hat. In der heutigen Zeit, in der die Kapazitäten des Planeten durch die Ausbeutung der Ressourcen und die Zunahme der Bevölkerung stark strapaziert werden, könnte vor allem die begrenzte Fähigkeit des menschlichen Bewusstseins für vorausschauendes Handeln fatale Konsequenzen haben. In der Steinzeit reichte es, genug Vorräte für den nächsten Winter zu sammeln. Nachhaltigkeit spielte noch keine Rolle, weil es viel zu wenig Menschen gab, um die Lebensgrundlagen zu gefährden. War das Wild in einer Region tatsächlich so stark dezimiert, dass die Jagd nicht mehr lohnte, zog die Gruppe weiter. Ein in die weitere Zukunft gerichtetes Handeln war unseren steinzeitlichen Vorfahren weitgehend fremd.
Für langfristige, komplexe Zusammenhänge ist unser Gehirn einfach nicht optimiert. Die gewaltigen wissenschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Fortschritte der jüngeren Vergangenheit verschlimmern diesen Mangel zusätzlich. So ist ein einzelnes Gehirn zwar durchaus in der Lage, eine Umgehungsstraße zu planen, auf der die Autos am bisher häufigen Stau in der Innenstadt vorbeirollen. Dabei übersieht der Einzelne aber oft, dass auf Grund der neuen Straße mehr Menschen ins Umland ziehen und so den Verkehr weiter verstärken, so dass die neue Straße bald wieder zum Engpass wird. Für den Einzelnen werden so die Folgen seiner Planungen immer unkalkulierbarer.
Die Katastrophe: Brunnen für die Sahelzone
Experimentell belegt wurde das mangelnde Bewusstsein für Nachhaltigkeit durch den Psychologen Dietrich Dörner von der Universität Bamberg,
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