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Und tot bist du

Und tot bist du

Titel: Und tot bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ständig lauter.
    Wexler Klint hatte vor, Sunday ins Meer hinauszuschleppen, sie zu ertränken und sie treiben zu lassen, bis die reißende Strömung sie erfaßte. Vielleicht würde ihre Leiche in einigen Tagen oder Monaten irgendwo angeschwemmt werden, aber das spielte für ihn keine Rolle.
    Ihm kam es nur darauf an, sie zu töten. Es kümmerte ihn nicht einmal, ob man ihn für diese Tat festnehmen würde.
    Er wollte ein Zeichen setzen und in die Geschichte eingehen.
    »Sir, sehen sie, da unten links!«
    Henry eilte zur anderen Seite des Helikopters. Durch sein Fernglas konnte er etwa zwanzig Meter vor der Küste eine Gestalt erkennen. Er stellte das Fernglas stärker ein: Es war ein Mann, und er schien etwas unter Wasser zu drücken. Allerdings war die Sicht zu schlecht. Es konnte sich genausogut um einen einsamen Fischer handeln, der mit einer Beute kämpfte. Die Zeit war zu knapp, um einer falschen Fährte zu folgen.
    Sie näherten sich, und Henry stellte noch einmal sein Glas ein. Dann sah er es! Blondes Haar in den tosenden Wellen! Sunday! dachte er. Das muß Sunday sein! »Sinkflug!« rief er.
    Der Helikopter zog abwärts.
    Klint umklammerte Sunday so fest, daß es ihr nicht gelang, den Kopf über Wasser zu halten, so sehr sie sich auch bemühte. Lebewohl, Henry.
    Doch dann hörte Klint das Dröhnen des herannahenden Helikopters, blickte auf und verstand, was da vor sich ging. Verzweifelt schlang er Sunday den Arm um den Hals und preßte sie unter Wasser. Die Zeit reichte noch, um sie zu töten. Auch wenn er erwischt wurde, würde er in die Geschichte eingehen. Er würde es diesen Schweinen zeigen, die er von ganzem Herzen haßte.
    Diesen Schweinen in Washington.
    Das waren Wexler Klints letzte Gedanken. Als er einige Minuten später aufwachte, befand er sich bereits in Polizeigewahrsam.
    Henry stürzte in die Fluten. Mit einer Hand packte er Sunday, mit der anderen riß er Klint die Taucherbrille ab und drückte ihm die Kehle zu. Hoffentlich ersäuft er, dachte Henry. Inzwischen hatten weitere Helikopter die Verstärkung abgesetzt.
    »Mein Liebling«, sagte Henry immer wieder vor sich hin, während er, seine Frau im Schlepptau, durch die Brandung schwamm.

    »Henry, mein Schatz«, flüsterte Sunday zitternd und legte ihm die Arme um den Hals. »Wage es nicht, mich zu küssen, bevor ich mir die Zähne geputzt habe.«
    In seinem ganzen Leben hatte Henry Parker Britland IV.
    bisher nur selten jemandem den Mund verboten, doch nun stand er kurz davor. Außerdem konnte er die Tränen kaum unterdrücken. Am Strand angekommen, ließ er sich in den Sand fallen und nahm seine geliebte Sunday in die Arme.
    Ohne auf ihre Bitte zu achten küßte er sie auf die Lippen und flüsterte: »Sag jetzt nichts mehr, Liebling.«

    Das Geheimnis der Columbia
    New York Times, 8. November
    Der ehemalige Präsident Henry Parker Britland IV. hat die Jacht Columbia zurückgekauft, die sich früher im Besitz seiner Familie befand. Die Columbia wurde im Auftrag der Britlands gebaut und erlebte 1940 ihren Stapellauf. 1964
    wurde sie an den mittlerweile verstorbenen Hodgins Weatherby veräußert. Kurz davor war das Schiff Schauplatz des geheimnisvollen und bis heute ungeklärten Verschwindens von Costa Barrias Premierminister Garcia del Rio.
    In den letzten drei Jahrzehnten hat die Jacht den Ruf eines Geisterschiffes erworben, was einerseits auf die Tragödie um Mr. del Rio und andererseits auf das ziemlich exzentrische und zuweilen umstrittene Verhalten ihres letzten Besitzers zurückgeführt wird.
    Die Columbia, die als weitaus luxuriöser gilt als die frühere offizielle Präsidentenjacht Sequoia, war auch beliebtes Urlaubsdomizil der ehemaligen Präsidenten Franklin D. Roosevelt und Gerald Ford.
    Im Edwardian Room des Plaza Hotels in Manhattan befolgte Congor Reuthers, ein magerer, muskulöser Mann Mitte Fünfzig, mit zitternder Stimme die Anweisung, diesen Artikel laut vorzulesen. Als er fertig war, blickte er ängstlich zu seiner Arbeitgeberin auf.

    Sie saßen an einem Fenstertisch, von dem aus der Central Park zu sehen war. Der Hufschlag der Kutschpferde drang gedämpft in den mit dezenter Eleganz möblierten Raum. Während Reuthers auf eine Antwort wartete, mußte er kurz an seine erste Fuchsjagd denken. Als junger Bursche hatte er sich immer gefragt, wie sich der Fuchs wohl fühlte, wenn er in der Falle saß. Nun wußte er es.
    Allerdings hatte er mit dieser Reaktion gerechnet. Seine Arbeitgeberin stellte langsam die Kaffeetasse

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