Und trotzdem ist es Liebe
in meinen Augen ist er ein Macho, der mit so etwas nicht zurechtkäme. Trotzdem will ich jetzt nichts aufrühren – Daphne hat genug Probleme.
Am Nachmittag, nachdem ich ungefähr ein Dutzend Agenten und Autoren zurückgerufen habe, muss ich plötzlich an Ben und an unsere Ehe denken. Es ist alles ganz anders gekommen, als ich an unserem Hochzeitstag dachte. Leute, die zusammengehören, bleiben trotz schwerer Rückschläge und Meinungsverschiedenheiten zusammen. Sie befassen sich vielleicht eine Zeitlang mit Schuldzuweisungen, aber letzten Endes kommen sie wieder miteinander ins Reine. Die Liebe besiegt alles. In kranken und gesunden Tagen . Nur darum geht es bei einer guten Ehe. Ich muss an ein extremes Beispiel denken: Dana Reeve ist mit Christopher Reeve zusammengeblieben, obwohl sie unmöglich den Wunsch gehabt haben kann, mit einem Quadriplegiker verheiratet zu sein. Ihre Liebe war stark und echt und wichtiger als alles, was sie jetzt nicht mehr zusammen tun konnten. Sie war wichtiger als phantastischer Sex, Reiten oder Kinderkriegen. Dana musste eine Menge Träume aufgeben, aber sie hat es freiwillig getan. Er war ihr jedes Opfer wert.
Lange sitze ich so am Schreibtisch, mit dem Rücken zum Computer, und ignoriere das ding! , das mir neue E-Mails – wahrscheinlich von Richard – signalisiert. Ich frage mich, ob Ben mich verlassen hätte, wenn man bei mir eine schwere Erkrankung festgestellt hätte. Wenn ich nur noch wenige Jahre zu leben hätte. Oder wenn ich keine Kinder bekommen könnte – statt nur keine zu wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ben mich unter solchen Umständen verlassen hätte. Wie also konnte er es einfach tun, nur weil ich keine Kinder haben will? Ich habe ihm das Leben nicht schwer gemacht; ich wollte nur, dass alles so bleibt, wie es ist. Konnte mein Mann mich nicht einfach genug lieben, um bei mir zu bleiben? War das wirklich zu viel verlangt?
Sechzehn
Ich brauche gut drei Tage, um die Niedergeschlagenheit abzuschütteln, die sich wegen Ben wieder auf meine Seele senkt. In dieser Zeit gehe ich Richard aus dem Weg. Nicht komplett – wir telefonieren und mailen immer noch unglaublich häufig. Aber als er fragt, ob ich Zeit habe, mit ihm essen zu gehen, rede ich mich heraus. Ich will nicht mit ihm schlafen, solange ich über Ben nachdenke, auch wenn Jess darauf besteht, dass Sex mit Richard genau das Richtige sein könnte, um mir über dieses unerwartete Tief hinwegzuhelfen. Ich weiß aus Erfahrung, dass es eine katastrophal gegenteilige Wirkung haben kann, mit einem Mann zu schlafen und dabei an einen anderen zu denken, und ich erinnere sie an meinen College-Boyfriend Paul – die einzige andere bedeutende Trennung meines Lebens.
Damals, in den ersten Tagen in New York, ging Jess buchstäblich jeden Abend aus, während ich die meisten Abende mit kläglichen Beschäftigungen zu Hause verbrachte: Ich hörte immer wieder «Pictures Of You» von The Cure und rief bei Radiosendern an, um Songs «für Paul in Denver» spielen zu lassen. Aus diesem Elend kam ich nicht heraus – und ich wollte es eigentlich auch nicht –, bis ich auf einer Dachparty in der Upper East Side Anders kennenlernte. Anders war ein zwanzigjähriger schwedischer Tennisprofi mit langen blonden Haaren und einem schiefen Lächeln. Wir verstanden uns auf Anhieb, auch wenn mir klar war, dass er ein Typ war, mit dem sich jeder verstand und in den alle Mädchen sich verliebten.
Deshalb flippte ich fast aus, als er am Ende des Abends zu mir kam und meine Telefonnummer haben wollte. In der Woche darauf gingen wir zusammen essen und ins Kino und trafen uns von da an ziemlich regelmäßig, auch wenn wir niemals analysierten, was wir waren oder wohin wir wollten.
Nach ungefähr einem Monat schliefen wir miteinander auf seinem Futon unter einer kratzigen, regenbogenbunten Wolldecke, die seine Großmutter gestrickt hatte. Es war nicht besser als mein bester Sex mit Paul, aber sehr viel besser als das erste Mal mit ihm, das ich damals für bedeutsam und vielversprechend gehalten hatte. Danach machte Anders uns einen Mitternachtssnack aus Fritos und Hotdogs. Dann schaltete er seine Lavalampe ein, und wir tanzten zu Marky Marks «Feel The Vibrations», bis sein Nachbar an die Wand hämmerte. Ich weiß noch, dass ich dachte, ich sei zwar nicht verliebt in Anders, aber ich könne nicht ausschließen, dass es noch passieren würde. Genau gesagt, ich hoffte es sogar.
Ein paar Tage später, kurz vor dem nächsten Date
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