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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Sinn meines Lebens ist er. Wenn alle Menschen zugrunde gingen und er allein bliebe übrig, dann lebte auch ich weiter … er ist immer, immer in meinen Gedanken, nicht zum Vergnügen … sondern als mein eigenes Ich.»
    Seufzend blättere ich zur nächsten: «Weder Armut, Erniedrigung und Tod noch sonst irgendetwas, das Gott oder der Satan uns auferlegen konnte, hätte uns je getrennt. Du hast es getan, aus freiem Willen. Nicht ich habe dir das Herz gebrochen, du selbst warst es, und zusammen mit deinem hast du auch meines gebrochen.»
    Und als ich mich gerade den wohltuenden, melodramatischen Wogen von Leidenschaft und Verzweiflung überlassen will, fällt mir ein, wie Ben das Buch zu Anfang unserer Beziehung auf mein Beharren hin gelesen hat. Seine ersten Worte nach der Lektüre waren: «Na. Dieser Heathcliff ist klasse. Jede Minute ein Lacher, was?» Ich weiß noch, dass ich darüber lachen musste.
    Im selben Augenblick klingelt mein Handy. Irrational denke ich, es ist Ben, aber als ich auf das Display schaue, sehe ich, dass es nur Daphne ist. Ich melde mich, und sie fragt, was es Neues gibt. Erst in diesem Augenblick begreife ich, wie schlimm es sein wird, wenn sie von Jess’ Schwangerschaft erfährt. Ich wähle den Weg des geringsten Widerstands und sage, dass es überhaupt nichts Neues gibt. Jess soll es ihr selbst erzählen. Ich werde es nicht tun, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
    «Und was gibt’s bei dir?», frage ich ablenkend.
    «Ach, nicht viel.»
    «Sind Tonys Testergebnisse da?»
    «Ja.»
    «Und?»
    «Alles okay. Überhaupt keine Probleme.» Ihre Stimme klingt seltsam hoch und glücklich. Ist sie etwa schwanger? Aber ich wage nicht zu fragen. Ich bleibe auf sicherem Terrain und frage: «Und was gibt’s sonst noch?»
    «Ach, weißt du … das Schuljahr kommt wieder in Gang … Ich arbeite an einem neuen Mitteilungsbrett und so Sachen.»
    «Das ist gut», sage ich. «Deine Mitteilungsbretter sind fabelhaft.»
    «Na ja. Danke, Claudia.» Nach einer langen Pause fährt sie fort. «Sag mal, Claudia, glaubst du, du kannst morgen Abend zum Essen kommen? Gegen sieben? Ich mache meine Lasagne für dich.»
    «Kommt Maura auch?»
    «Nein.»
    «Mom oder Dad?»
    «Nein, nur du. Ich dachte, das könnte Spaß machen!»
    «Gern, Daph.» Ich komme zu dem Schluss, dass sie wahrscheinlich doch nicht schwanger ist. Wenn sie es wäre, würde sie uns alle einladen. Aber so, wie mein Leben gerade läuft, bin ich ziemlich sicher, dass ein Gespräch über Kinder unvermeidlich sein wird.

    Am nächsten Abend fahre ich mit dem Zug nach Huntington. Als ich vom Bahnsteig komme, sehe ich Daphne; sie steht vor ihrem leuchtend gelben Mini Cooper und winkt. Ich gehe auf sie zu. Etwas an ihrem Gesichtsausdruck wirkt unnatürlich und übertrieben. Wie bei einer Schauspielschülerin, die so tun soll, als wäre sie glücklich.
    Als ich beim Wagen bin, sage ich: «Hey, Daph!» Ich höre die falsche Fröhlichkeit in meiner eigenen Stimme. Es ist schwer, normal zu bleiben, wenn jemand anders sich merkwürdig benimmt.
    Auf der Fahrt zu ihrem Haus plaudern wir; wir reden über ihre Kids in der Schule, und sie erzählt mir mehr als überschwänglich, wie sehr ihr Amy Dickersons Buch gefallen hat. Sie sagt, sie habe es für ihren Buchclub ausgewählt, obwohl sie dort meistens eher Chick Lit lesen.
    «Aber die Mädels werden begeistert sein», sagt sie. «Es regt so sehr … zum Nachdenken an.»
    Ich werfe ihr einen Seitenblick zu. Das könnte das erste Mal sein, dass Daphne sich zum Nachdenken angeregt fühlt. Meine Schwester ist keineswegs dumm, aber sie ist alles andere als nachdenklich.
    Als wir angekommen sind, öffnet sie die Garage mit der Fernbedienung. Ich sehe, dass Tonys schwarzer Minivan da ist, und schließe im Geiste aus, dass es um Eheprobleme geht. Zumindest nicht unmittelbar. Im Zusammenhang mit einer Scheidung würde diese merkwürdige Munterkeit auch nicht einleuchten. Hier ist etwas anderes im Gange.
    «Wieder zu Hause, jiggity jig!», sagt Daphne und lacht nervös. Genau das sagt unser Vater jedes Mal, wenn er in die Garage fährt. Daphne hat diese Gewohnheit übernommen. Vielleicht würde ich es auch tun, wenn ich eine Garage hätte.
    Ich folge ihr in die Küche, begrüße ihre beiden kläffenden Yorkshires, Anna und Gary, und begutachte eine Platte mit herzhaften Krabbentörtchen aus englischen Muffins und einer Menge Butter. Daphne ist keine extravagante Köchin, aber sie beherrscht die Grundlagen

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