Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld

Titel: Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
Vom Netzwerk:
du damit gewonnen ?«
    »Ein bisschen Wahrheit.« Van Leeuwen führte das Mädchen durch die Bahnhofshalle und hinaus auf den Platz. Es regnete nochimmer, und ein Himmel aus rotem Dunst hing tief über dem Dam. Das Mädchen zog den Kopf ein, sperrte sich jetzt aber nicht mehr. Sie gingen, bis sie einen Schnellimbiss fanden, der noch geöffnet hatte. »Ich sag doch, ich hab keinen Hunger«, sagte das Mädchen.
    »Wie du willst.« Van Leeuwen führte das Mädchen weiter über die Straße, die jetzt leer und still dalag. Auf der anderen Seite stand eins der vielen schmalen Hotels, die alle gleich aussahen. Eine gelbe Vacancy -Leuchtschrift neben dem Eingang; eine Steintreppe, die zu diesem Eingang führte; dahinter eine weitere Treppe aus Holz, deren steile Stufen unter Van Leeuwens Gewicht ächzten. Ein dünner Teppich wies den Weg zu einem Empfangstisch im ersten Stock. Zwei Sessel mit Brandlöchern im Polster flankierten einen nierenförmigen Resopaltisch. Es gab Messinglampen zu beiden Seiten des altersschwachen Aufzugs, eine Topfpalme und an den Wänden die üblichen Stiche von Amsterdamer Straßenszenen aus dem 17. Jahrhundert, daneben hing ein Stadtplan aus dem letzten Jahr.
    Van Leeuwen studierte die vergilbte Aufstellung der Zimmerpreise am Schlüsselbrett. Sie war kurz. Auf dem Empfangstisch stand eine Klingel, aber bevor er sie drücken konnte, erschien der Portier in der Tür des dunklen Zimmers hinter dem Tisch. Seine Augen waren klein und gerötet, und er fuhr sich mit einer Hand durch das dünne Haar, während er mit der anderen die oberen Hemdknöpfe schloss.
    Das Mädchen schien erst jetzt zu begreifen, wo sie waren, denn es sagte: »Du bist wie alle anderen.«
    »Was kann ich für Sie tun, Mijnheer ? Mevrouw ?«, fragte der Portier.
    »Rate mal«, sagte das Mädchen.
    »Wie viel Geld haben Sie ?«, fragte Van Leeuwen den Portier. »Wie bitte ?«
    Van Leeuwen sah das Mädchen an. »Was verdienst du normalerweise in einer Nacht ?«
    »Kommt drauf an«, sagte das Mädchen vorsichtig. »Hundert Euro?«
    »Sie haben eine Kasse für Barzahler in der oberen Schublade«,sagte Van Leeuwen. »Geben Sie mir hundert Euro für das Mädchen und dann den Schlüssel für das Zimmer.«
    »Was für ein Zimmer ?«
    »Ein Einzelzimmer«, sagte Van Leeuwen und zeigte dem Portier seinen Ausweis. Der Portier rührte sich nicht. Van Leeuwen sagte: »Eine polizeiliche Maßnahme.«
    »Wir haben nichts frei«, sagte der Portier kühl.
    Es geschah wie immer ganz plötzlich, dass Van Leeuwen wütend wurde. Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Die Klingel hüpfte scheppernd auf das Telefon zu, dessen Hörer von der Gabel rutschte. Das Mädchen schrie überrascht auf, und der Portier erbleichte. Van Leeuwen beugte sich über den Empfangstisch, zog die oberste Schublade auf und deutete auf die kleine Metallkassette, die da rin stand. Der Schlüssel steckte. »Hundert Euro und den Zimmerschlüssel«, sagte er.
    Der Portier öffnete die Kasse, holte zwei Fünfzigeuroscheine heraus und legte sie auf den Tisch. Dann legte er einen Zimmerschlüssel dazu. Van Leeuwen nahm das Geld und steckte es dem Mädchen in die Jackentasche. »Für den Verdienstausfall«, sagte er.
    Als er nach dem Zimmerschlüssel griff, sagte der Portier: »Ich weiß, wer Sie sind, Commissaris. Ich habe Sie im Fernsehen gesehen, aber selbst Sie dürfen nicht alles. Diesmal sind Sie zu weit gegangen.«
    Van Leeuwen sagte: »Ich gehe nie zu weit. Ich erreiche immer mein Ziel.« Er dirigierte das Mädchen zum Aufzug, denn die Zimmernummer besagte, dass sie in den vierten Stock mussten.
    »Darf die Polizei das, jemandem einfach Geld wegnehmen ?«, fragte das Mädchen, als sie in dem ratternden Aufzug nach oben fuhren.
    »Ich schicke morgen einen Agent vorbei, der es dem Hotel erstattet«, sagte Van Leeuwen.
    Das Zimmer war eine Dachkammer mit schrägen Wänden, einem emaillierten Waschbecken und einem Eisenbett mit einer dünnen, groben Wolldecke. Außer dem Bett gab es noch einen Schrank aus Mahagonifurnier und einen Stuhl, dessen Sitzflächeden roten Samtbezug kaum noch erkennen ließ. Eine kleine Nachttischlampe warf einen Lichtkreis auf das Kopfkissen des Betts. »Und jetzt ?«, fragte das Mädchen.
    »Jetzt ziehst du dich aus und schläfst«, sagte Van Leeuwen. »Willst du mir beim Ausziehen zusehen ?«, fragte das Mädchen. »Ich will dir beim Schlafen zusehen, Tic.«
    »Wieso nennst du mich dauernd Tic ?«
    »Das ist der Name, den ich dir gegeben habe.«
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher