Und was, wenn ich mitkomme?
ein Labyrinth von Fluren und Gängen in ein Zimmer mit vier Betten. Wir breiten uns mächtig aus und buchen für zwei Nächte.
Dann spazieren wir zum Strand, picknicken, kühlen unsere Füße im Wasser ab und machen uns auf den Weg zum Wahrzeichen der Stadt, dem Torre de Herkules, der ein im 2. Jahrhundert von den Römern erbauter und sehr gut restaurierter Leuchtturm ist. Auf dem Weg dorthin stolpern wir fast über das Aquarium de Finisterre, das wir spontan besichtigen. Wir sind ganz ergriffen von der Schönheit der Unterwasserwelt, in der Gott seine Phantasie ausgetobt zu haben scheint. Besonders fasziniert sind wir von den Haien. Um sie beobachten zu können, müssen wir in eine Art gläsernes U-Boot hinuntersteigen, das dem aus dem Roman »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde« von Jules Verne nachempfunden ist. Die Haie gleiten um uns herum, als wären wir überhaupt nicht da. Gut so...
Zwei Stunden halten wir uns in dieser sphärischen Unterwasserwelt auf. Draußen scheint die Sonne und überall sind Menschen, vor allem Touristen wie wir.
Nur wenige Schritte vom Torre de Herkules entfernt liegt der Skulpturenpark von La Coruña. Mächtige, keltisch anmutende Hinkelsteine ragen in den Himmel. Durch Löcher so groß wie Fenster schimmert das Meer. Das alles ist sehr beeindruckend... auch die Klippen oder die winzigen, einladend sauberen Badebuchten. Wir lassen uns viel Zeit und genießen wieder einmal nur. Um den Rückweg abzukürzen, schneiden wir die Torre de Herkules-Halbinsel ab und kommen an einem total verschandelten Küstenabschnitt voller Hochhäuser, Kräne und Baustellen vorbei. Dazwischen gibt es aber auch immer wieder kleine Grünflächen.
In einer Bar in der Nähe unseres hostals essen wir Spaghetti mit Bolognese, und dazu gibt es echtes deutsches Bier.
Die Füße tun weh. Wir sind heute doch mehr gelaufen als geplant, sicher um die 13 Kilometer — und das alles auf Asphalt. Jetzt freuen wir uns auf unser Bett und auf morgen. Es ist ein tolles Gefühl, sich auf den neuen Tag zu freuen.
49. TAG LA CORUñA
Aus Pits Tagebuch:
Lange geschlafen und von Eva liebevoll geweckt worden. Um halb elf gehen wir zum Frühstücken (desayuno für 1,80 Euro pro Person) und anschließend in die Altstadt (Vieja ciudad, vorbei am Rathaus an einem schönen, quadratisch geschlossenen Platz. Alle Häuser sind einheitlich gestaltet: in der ersten und zweiten Etage offene, in der dritten verglaste Balkone, Restaurants unter Arkaden im Erdgeschoss. An den Platz schließen sich kleine beschauliche Gassen an mit vielen alten Kirchen, einem Kloster (St. Barbara) und romantischen Plätzen mit alten Bäumen und vielen Bänken. Das Wetter ist prima, sodass wir von den Bänken reichlich Gebrauch machen.
Zu Mittag essen wir im Hinterzimmer eines sehr einfachen Restaurants. In Deutschland würde sich wohl niemand in einen so lieblos gestalteten, fensterlosen Raum verfrachten lassen. Entsprechend abgefertigt fühlen wir uns auch. Hier scheint es bloß darum zu gehen, satt zu werden. Und das werden wir schließlich auch!
Wir laufen zum Strand auf der Westseite der Halbinsel und bleiben dort drei Stunden. Wir haben unsere Badesachen dabei und Eva kommt endlich in den Atlantik. Mir ist das Wasser zu kalt. Aber Eva scheint es zu genießen. Das Meer ist klar wie Kristall und fast algenfrei und Eva sagt, dass die Wellen ganz toll tragen. Sie versucht, mich zum Baden zu überreden, und als ihr das nicht gelingt, will sie mich davon überzeugen, wie gut die »unabgelenkte Ruhe« und das »Auf-mich-selber-zurück-geworfen-Sein« tut. Aber jeder braucht wohl zum Genießen etwas anderes. Doch ich halte aus, weil es Eva so gut gefällt. Außerdem gibt es auch keine echte Alternative.
Nachdem wir genug Sonne getankt haben, kaufen wir noch fürs Abendessen ein und picknicken auf unserem Zimmer im hostal. Neben Brot und Joghurt und Obst breiten wir alle Informationen aus, die wir über den englischen Weg ergattern konnten, was nicht viel ist, und studieren die Karte. Der Camino Inglés wird ein kleines Abenteuer. Wir haben den Eindruck, dass wir dort nicht vielen Leuten begegnen werden. Ich freue mich riesig!
50. TAG LA CORUÑA - FERROL
Das Motto des heutigen Tages könnte lauten: warten und rumsitzen. Nach einem Frühstück in der Bar, in der wir schon gestern gegessen haben, machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof, wo wir erfahren, dass unser Zug nicht wie erwartet um Viertel vor elf, sondern erst um zwanzig vor drei fahrt. Da wir
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