Und weg bist du (German Edition)
außerirdische Zombies?
Das Wohngebiet ging in Geschäftsstraßen über. In diesem Teil Watertowns war eindeutig etwas getan worden, seit ich zum letzten Mal hier gewesen war. Auch wenn ich einige der Gebäude wiedererkannte, hatte sich viel verändert und ich kam mir fremd vor. Verzweifelt hoffte ich, dass meinen Verfolgern die Luft ausgehen würde. In dem Versuch, sie endgültig abzuhängen, nahm ich noch einmal all meine Kraft zusammen, schoss zwischen zwei Gebäuden hindurch, bog in die nächste Gasse ab und dann um weitere Ecken. Als ich sie nicht mehr sehen konnte, blieb ich im Eingang eines Geschäfts für Kunstbedarf stehen. Unter dem langen Vordach war es dunkel und es schien mir unwahrscheinlich, dass mich hier jemand bemerken würde – ein gutes Versteck, um zu verschnaufen. Ich konnte kaum schlucken und versuchte vergeblich Arme und Beine zu lockern, die wie verrückt zitterten. Warum diese Verfolger mit ihrer Jagd eine Angst in mir hervorriefen, wie ich sie schon lange nicht mehr gespürt hatte, konnte ich mir nicht erklären.
Ich hockte mich hin, um mich zu beruhigen, und konzentrierte mich auf das Geräusch ihrer schweren Schritte. Doch außer dem fernen Donnern des Gewitters, das weitergezogen war, und dem Brummen vorbeifahrender Autos in der Nähe war nichts zu hören. Noch immer atmete ich schnell und meine Lunge schmerzte, dennoch machte sich Erleichterung in mir breit. Ich war meinen Verfolgern entkommen, was einem Wunder gleichkam. Vielleicht waren ihre Absichten nichts als heiße Luft gewesen, so wie das Gewitter Sturm und Donner mit sich gebracht hatte, aber keinen Regen.
Langsam erhob ich mich und ließ den Blick über die dunkle Straße wandern. Meine Gedanken rasten. Was sollte ich jetzt tun? Die Rückkehr nach Seale House war schlimmer gewesen, als ich es mir je hätte vorstellen können, und es war mir noch nicht einmal gelungen, Jacks Versteck zu öffnen. Das bedeutete, der Ausflug in den Keller war umsonst gewesen. Niedergeschlagen fuhr ich mir mit den Fingern durch mein vom Wind zerzaustes Haar.
Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mich niemand beobachtete, huschte ich aus dem Eingang heraus und hastete auf dem dunkelsten Teil des Gehsteigs an den Geschäften entlang. Dann bog ich in eine Gasse ab, wo ich um einen stinkenden Müllcontainer herumlief, neben dem sich alte Zeitungen stapelten. Ich behielt jeden verdächtigen Schatten im Auge, während ich über eine leere Straße hinweg in die nächste Gasse raste. Diese war noch dunkler als die vorige. Zu spät bemerkte ich, dass sie durch einen Maschendrahtzaun und einen riesigen Berg Kartons zu einer Sackgasse wurde. Langsam bewegte ich mich rückwärts.
»Warum bist du zurückgekommen?«, drang plötzlich eine schrille Stimme durch die Stille.
Erschrocken fuhr ich herum. Als ich jemanden hinter dem Müllcontainer hervortreten und auf mich zukommen sah, stockte mir der Atem. Wie ein Stalker in einem Albtraum baute sich der Typ, der mich über die Dächer gejagt hatte, vor mir auf und versperrte mir den Fluchtweg. Er war von kleiner, drahtiger Statur; ich war eindeutig größer und schwerer, machte mir aber keine Illusionen, dass das ein Vorteil für mich sein könnte. Sein Gesicht war im Dunkel der Nacht nicht gut zu erkennen, doch drang genug Licht von der Straße in die Gasse, um das aggressive Funkeln in seinen Augen sichtbar werden zu lassen. Außerdem tauchten seine vier Komplizen wie Geister aus der Finsternis auf. Ich wich zurück und versuchte mir einen Überblick zu verschaffen. In den Gebäuden zu beiden Seiten brannte kein Licht. Von irgendwoher drang der Geruch von gebratenem Reis und heißem Öl in meine Nase.
»Wer bist du?« Ich war überrascht, wie ruhig meine Stimme klang.
»Erinnerst du dich nicht an mich?« Mein Verfolger klang beleidigt, auch wenn ich nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob es echt war.
»Deine Stimme kommt mir bekannt vor. Warte, ich weiß. Hast du nicht in dem Remake von Das Dorf der Verdammten mitgespielt?«
Er zog das Klappmesser aus der Tasche und ließ die Klinge aufspringen, die in dem schwachen Licht bedrohlich aufblitzte. »Wohl nicht«, stellte ich fest.
»Ich habe dich vermisst, Jocey.«
»Jocelyn«, verbesserte ich ihn. »Du musst eins der Seale-House-Kinder sein. Entweder Martin oder Georgie? Oder vielleicht die kleine Evie, die sich als Junge verkleidet hat?«
Er trat näher. Wenn ich das dunkle Augen-Make-up und die Piercings an Lippen und Augenbrauen außer Acht
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