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Und wenn es die Chance deines Lebens ist

Und wenn es die Chance deines Lebens ist

Titel: Und wenn es die Chance deines Lebens ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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sie hinausgingen.
    Frédéric bemerkte, dass Jamel den Bruchteil einer Sekunde zögerte, doch dann ging er weiter und schloss die Tür der Kneipe hinter sich. Die beiden Männer standen unter der Markise, die im Wind flatterte, und schauten auf den Dorfplatz. Man konnte keine 20 Meter weit sehen.
    »Würden Sie mich bitte zwei Sekunden entschuldigen?«
    Frédéric kehrte in die Kneipe zurück, ließ die Tür einen Spalt geöffnet und ging geradewegs auf den mageren Mann an der Theke zu. Er schrieb einen Namen und eine Telefonnummer auf ein Blatt in seinem Notizbuch, riss es heraus und reichte es ihm.
    »Was ist das?«, fragte der Typ verdutzt.
    »Der Name und die Telefonnummer eines Kollegen. Wissen Sie, ich bin Rechtsanwalt in Paris, und dieser Mann dort ist mein Mandant.« Er wies mit dem Finger auf Jamel. »Ich glaube, dass Sie bald einen Anwalt brauchen werden. Rassistische Äußerungen in der Öffentlichkeit – ein Jahr Gefängnis. Öffentliche Beleidigung von Personen wegen ihrer sexuellen Orientierung – ein Jahr Gefängnis. Anstiftung zu schwerer Grabschändung – zwei Jahre Gefängnis. Das summiert sich schnell. Wenn ich Sie beispielsweise als ›Blödmann‹ oder ›Arschloch‹ bezeichne, riskiere ich nichts. Da sehen Sie, wie schlecht man unsere Gesetze kennt. So sieht’s aus, Alter. Sie werden merken, der Rechtsanwalt Mireau ist sehr gut. Und nicht zu teuer. Für 10.000 Euro werden Sie bestens vertreten. Nichts zu danken. Auf Wiedersehen zusammen.«
    Mit diesen Abschiedsworten ging Frédéric hinaus. Die Wut, die ihn vorhin auf dem Friedhof gequält hatte, war nun verflogen. Der andere war leichenblass geworden. Jamel und Frédéric gingen durch den Schneesturm davon.

John Witherspoon rutschte auf dem Bürgersteig aus, als er aus dem Wagen stieg. Sein Fahrer versuchte noch, ihn aufzufangen, aber Witherspoon war einfach zu schwer. Er fluchte laut, als er mit dem Hintern im dreckigen Schneematsch landete. In Paris herrschte zwar kein Schneesturm, doch auch hier schneite es seit dem Morgen.
    Schlecht gelaunt und mit schmutziger Hose betrat der Geschäftsmann das Büro des Richters. Der Tag stand schon von Anfang an unter keinem guten Stern. Weil Iko ihn unbedingt zu dem Gerichtstermin begleiten wollte, bekamen sie Streit miteinander. Denn Witherspoon durchschaute sie sofort. Sie wollte nur Solis wiedersehen. Ihm war Solis’ Benehmen bei ihrem gemeinsamen Essen im Jardin de Bagatelle keineswegs entgangen. Mit seiner Arroganz und seinem vorgetäuschten Desinteresse wirkte er nur noch anziehender auf Iko. Witherspoon war ein Frauenkenner, und wusste, dass Frauen diesem Typus cooler Playboy geradezu verfallen waren. Wegen des Streits und des Verkehrschaos in Paris kam er eine Viertelstunde zu spät. Im Wartezimmer sah er niemanden, weder seine Frau noch ihren Anwalt. Auch Solis war nicht da. Sie hatten wohl schon ohne ihn begonnen.
    »Witherspoon«, sagte er zu der Frau im Sekretariat. »Ich habe um 16 Uhr einen Termin.«
    Sie musterte ihn, rutschte nervös auf dem Stuhl hin und her und blätterte ein paar Unterlagen durch.
    »Wurden Sie nicht informiert? Der Termin wurde verschoben«, sagte sie schließlich.
    »Und wer hat das veranlasst?«, fragte Witherspoon ungehalten, wobei sein amerikanischer Akzent stärker als sonst hervortrat. Hals und Wangen des Amerikaners liefen rot an.
    »Monsieur Solis sitzt in der Provinz fest. Dort hat es so stark geschneit, dass der gesamte Verkehr zusammengebrochen ist. Seine Kanzlei hat Ihre Frau und Ihren Anwalt informiert. Ich bin sicher, sie haben versucht, Sie ebenfalls zu erreichen.«
    Witherspoon zog fluchend sein Handy aus der Tasche. Tatsächlich wurde ein Anruf in Abwesenheit angezeigt, und vor einer Stunde hatte er eine SMS erhalten. Warum hatte er das Klingeln nicht gehört? Mittlerweile war er purpurrot im Gesicht.
    » Right . Wann können wir mit dem Richter sprechen? Morgen?«
    »Es tut mir leid, Monsieur Witherspoon, aber dieser Termin muss allen Beteiligten mindestens zwei Wochen vorher per Einschreiben mitgeteilt werden.« Sie blätterte in ihrem Terminkalender. »Wegen der Feiertage werden Sie vor Mitte Januar keinen neuen Termin bekommen.«
    »Well, we’re going to see about that« , ereiferte Witherspoon sich. Wütend wählte er Frédérics Nummer, und sofort sprang die Mailbox an.
    Witherspoon schlug so fest mit der Faust auf den Tisch, dass die Sekretärin zusammenzuckte. » Damn , Solis!«
    Während Witherspoon in seiner schmutzigen Hose in den

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