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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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Ich nahm sie, um damit Merediths kaputtes Paar zu ersetzen. Während wir weiter ins Innere des Hauses schlichen, legte mein Herzschlag an Tempo zu. Was ich vor kurzem zu Tobias gesagt hatte, stimmte – die Tatsache, dass der Wagen noch hier war, bedeutete, dass es seine Besitzer es vermutlich auch waren. Und die Tatsache, dass sie sich nicht beschwerten, als wir in ihr Haus eindrangen, bedeutete, dass sie gegebenenfalls nicht mehr lebten. Zum Glück stießen wir aber nur auf eine verstaubte Küchentheke, eine Kaffeemaschine, deren Kanne noch zu einem Viertel voll und mit einer Eisschicht bedeckt war, und, in der dritten Schublade, die Tessa inspizierte, auf einen Autoschlüssel.
    »Ich hab ihn!«, rief sie und klang dabei so triumphierend, dass ich grinsen musste, als wir wieder nach draußen eilten.
    Das Auto, eine alte weinrote Karre, war schon so gut wie freigelegt. Tessa schloss die Tür auf und stieg ein. Gav stand neben mir und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Der Motor hustete und stotterte und verfiel dann in ein gleichmäßiges Brummen. Meredith gab einen kleinen Freudenschrei von sich.
    Tessa fuhr zwei, drei Meter rückwärts, dann begannen die Räder im Schnee durchzudrehen. Mir blieb fast das Herz stehen. Sie manövrierte den Wagen ein paarmal vor und zurück, kam aber nur wenige Zentimeter vom Fleck. Sie stellte den Motor ab und stieg aus, um sich die Sache anzusehen.
    »Der Schnee ist zu tief«, sagte Leo und sprach aus, was uns jetzt allen klarwurde. »Wir müssten den ganzen Weg bis zum Highway freischaufeln.«
    Und selbst dann kämen wir nur weiter, solange Teile der Strecke bloß vereist oder nur mit wenig Schnee bedeckt wären. Das war äußerst unwahrscheinlich.
    »Wir brauchen also irgendwas Größeres«, sagte Tessa. »So was wie den Laster.«
    »Funktioniert es etwa nicht?«, erkundigte sich Meredith mit einem Zittern in der Stimme.
    »Sieht nicht so aus.« Ich strich ihr über den Rücken. »Keine Angst, Mere. Wir müssen nur warten, bis wir einen Wagen aufgetrieben haben, der besser für dieses Wetter geeignet ist.«
    Als wäre es nicht schon ein Glück gewesen, dass wir dieses Auto samt Schlüssel überhaupt gefunden hatten. Ich blickte nach Westen, in die Richtung, in die wir unterwegs waren, und Ottawa schien in immer weitere Ferne zu rücken.
    »Dann müssen wir eben noch ein bisschen laufen«, sagte Gav und streckte die Hand nach seinem Schlitten aus. »Auf was wartet ihr noch?«

Zehn
    Wir marschierten zwei Tage lang, machten nur kurz in einigen Städten halt, die aber keinerlei fahrbaren Untersatz zu bieten hatten. Bauch, Hüften und Beine taten mir ununterbrochen weh. Unsere Unterhaltungen wurden immer weniger und hörten irgendwann ganz auf.
    Am zweiten Nachmittag konnten wir einen kleinen Erfolg verbuchen, als wir in einer Garage ein Regal mit Eingemachtem und eine Rolle Weidedraht fanden. Damit demonstrierte Leo uns kurz darauf die Fallenstelltechniken, die er von seinem Vater gelernt hatte. »Ich hab die Jagdausflüge, die er immer plante, gehasst wie die Pest«, erzählte er, während er den Draht zurechtbog. »Aber genaugenommen haben sie mir auf dem Rückweg zur Insel das Leben gerettet. Wenn wir Glück haben, fangen wir ein paar Hasen.«
    Nachdem wir zum Übernachten an einem alleinstehenden Bauernhof in der Nähe des Highways haltgemacht hatten, stellten Leo, Gav und ich die Fallen am Rand der benachbarten Weide auf. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schälte Gav sich gerade aus dem Schlafsack neben mir. Das Zimmer wurde nur vom schwachen Schein der Dämmerung erleuchtet.
    »Schon auf?«, murmelte ich.
    »Ich will nach den Fallen sehen, bevor alle wach sind«, erklärte er. »Damit uns das nachher keine Zeit kostet, wenn wir los wollen.«
    Meine Lider waren zwar noch ein bisschen schwer, aber ich nahm an, ich würde ohnehin nicht mehr einschlafen können. Also rutschte ich neben Meredith heraus, um ihn zu begleiten.
    Obwohl die Sonne gerade erst hinter den Bäumen aufging, spürte ich schon, dass es einen Temperatursprung gegeben hatte. Der Schnee unter meinen Stiefeln fühlte sich ganz matschig an, als wir um das Haus herumgingen. Und irgendwo zu meiner Linken hörte ich das leise Tröpfeln von Schmelzwasser.
    Es würde nicht lange anhalten. Tauwetter im Januar gab es selten. Sobald die Temperatur in der Nacht wieder fiel, würde der Boden durch die überfrierende Nässe auf dem halbgetauten Schnee spiegelglatt werden. Morgen würden wir beim Laufen noch

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