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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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tat. Aber vielleicht war das Teil der Abmachung gewesen. Eine Mitbewohnerin, in deren Gesellschaft sich die Geliebte die Stunden des Wartens auf ihren Herrn und Meister vertreiben konnte.
    Zugegeben, es war ein bißchen weit hergeholt. Aber auch nicht weiter hergeholt als die Vorstellung, daß Nicola Maiden in den Peaks über Stock und Stein gewandert war, um immer neue lauschige Plätzchen zu erkunden, wo sie es mit ihrem verheirateten Liebhaber treiben konnte.
    Was zum Teufel tu ich eigentlich bei der Polizei, fragte Barbara sich bitter, wenn alle anderen rund herum so viel Spaß haben?
    Sie würden sich gern einmal Nicola Maidens Zimmer ansehen, sagte sie zu Vi Nevin. Dort mußte es doch irgendwo einen konkreten Hinweis darauf geben, was Nicola vorgehabt hatte, und sie war entschlossen, ihn zu finden.
     

12
    »Er hat sich gewunden wie ein Aal, dieser Schweinehund.«
    Inspector Peter Hanken lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und kostete den Moment aus. In seinem Mundwinkel hing eine brennende Zigarette, die ihn dank langjähriger Übung nicht im geringsten beim Sprechen behinderte.
    Lynley stand vor einer Reihe von Aktenschränken, auf denen er die Fotos der beiden Toten ausgebreitet hatte, und betrachtete diese aufmerksam, während er sich nach Kräften bemühte, den Qualm von Hankens Zigarette zu ignorieren. Früher einmal selbst ein starker Raucher, sah er es jetzt beinahe als einen Anlaß zu feiern, daß der Rauch ihn endlich störte und nicht mehr die quälenden Gelüste weckte, die ihn noch vor wenigen Monaten schon beim bloßen Anblick eines vollen Aschenbechers überfallen hatten. Hanken allerdings benutzte seinen Aschenbecher gar nicht. Er ließ die Asche einfach auf den Boden fallen, was eigentlich gar nicht seinem zwanghaften Ordnungssinn entsprach. Es verriet seine starke Erregung.
    Hanken war dabei, von seinem Gespräch mit Will Upman zu berichten. Und er erzählte mit um so größerem Genuß, je näher er dem Höhepunkt der Geschichte kam, der in Upmans Geständnis bestand, daß er im Bett mit Nicola Maiden eben nicht den Höhepunkt erreicht hatte.
    »Aber er hat doch glatt behauptet, ihm sei’s nicht wichtig, daß er zum Orgasmus kommt, wenn er mit einer Frau zusammen ist«, prustete Hanken spöttisch. »Er meint, worauf es ankäme, wär ›der Spaß rundherum‹.«
    »Ich bin fasziniert«, erwiderte Lynley. »Wie haben Sie denn dieses Geständnis aus ihm herausgekitzelt?«
    »Daß er mit ihr gebumst hat oder daß ihm auf halber Strecke die Luft ausgegangen ist?«
    »Beides.« Lynley wählte die Aufnahme aus, die Terry Coles Gesicht am deutlichsten zeigte, und legte sie neben die, auf der die Verletzungen an seinem Körper am klarsten zu erkennen waren.
    »Sie werden ihm doch nicht etwa die Daumenschrauben angelegt haben, Peter?«
    Hanken lachte. »Das war gar nicht nötig. Ich hab ihm nur gesagt, was seine Nachbarn uns erzählt haben, und schon hat er die weiße Fahne gehißt.«
    »Warum hatte er denn überhaupt erst gelogen?«
    »Seiner Meinung nach hat er nicht gelogen. Er sagt, er hätte uns das alles sofort erzählt, wenn wir sofort danach gefragt hätten.«
    »Das ist doch Haarspalterei.«
    »Anwälte!«
    Will Upman hatte Hankens Bericht zufolge eine einzige Nacht mit Nicola Maiden verbracht, und dies an ihrem letzten Arbeitstag. Er hatte sich bereits den ganzen Sommer über sehr stark zu ihr hingezogen gefühlt, hatte es aber als ihr Arbeitgeber nicht gewagt, einen Annäherungsversuch zu machen.
    »Er hat es sich nicht wegen seiner Beziehung zu dieser geschiedenen Frau verkniffen?« erkundigte sich Lynley der Klärung halber.
    Keineswegs. Denn wie konnte das, was er für Joyce empfand, wahre Liebe sein – wie konnte man von einer innigen Beziehung zu ihr sprechen –, wenn er sich doch so leidenschaftlich zu Nicola Maiden hingezogen gefühlt hatte? War er es sich da nicht sogar schuldig gewesen zu prüfen, was es mit dieser leidenschaftlichen Anziehung auf sich hatte? Joyce hatte seit Wochen auf eine engere Bindung gedrängt – sie wollte unbedingt mit ihm zusammenleben –, aber er hatte sich doch nicht festlegen können, solange er die Sache mit Nicola nicht für sich geklärt hatte.
    »Darf ich annehmen, daß er nach der klärenden Nacht mit Nicola Maiden schnurstracks zu Joyce gelaufen ist und ihr einen Heiratsantrag gemacht hat?« fragte Lynley.
    Hanken lachte beifällig. Upman hatte die junge Frau mit gutem Essen und reichlich Alkohol umgarnt, berichtete er.

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