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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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berichtete Barbara.
    »Cilla Thompson«, wiederholte Vi und schüttelte wieder den Kopf.
    »Hat Nicola einen der beiden vielleicht mal erwähnt? Terry Cole oder Cilla Thompson?« fragte Nkata.
    »Terry Cole oder Cilla Thompson? Nein«, antwortete sie. Barbara hätte ihr am liebsten gesagt, daß kein Narziß anwesend sei, daß sie ihre Rolle also aufgeben könne; aber sie hatte den Verdacht, die Anspielung auf die griechische Sage würde gar nicht ankommen. Sie sagte: »Miss Nevin, Nicola Maiden ist erschlagen worden. Das bricht Ihnen vielleicht nicht das Herz, aber wenn Sie uns helfen könnten ...«
    »Bitte. Bitte!« rief sie, als könnte sie es nicht ertragen, das noch einmal zu hören. »Ich habe Nikki seit Anfang Juni nicht mehr gesehen. Sie ist nach Derbyshire gefahren, weil sie dort den Sommer über arbeiten wollte, und sie wollte kommenden Mittwoch wieder hier sein, wie ich schon sagte.«
    »Um was zu tun?« fragte Barbara.
    »Bitte?«
    »Was wollte sie nach ihrer Rückkehr nach London tun?«
    Vi antwortete nicht. Sie hatte einen Blick, als durchforschte sie fremde Gewässer nach lauernden Piranhas.
    »Wollte sie arbeiten? Sich dem süßen Nichtstun ergeben? Oder was?« fragte Barbara. »Sie muß doch vorgehabt haben, irgend etwas mit ihrer Zeit anzufangen, und ich würde denken, daß Sie als ihre Mitbewohnerin ihre Pläne kannten.«
    Die Augen verrieten Intelligenz. Sie waren grau mit schwarzen Wimpern. Sie forschten und taxierten, während der Verstand zweifellos jede mögliche Konsequenz jeder Antwort erwog. Vi Nevin wußte etwas darüber, was Nicola Maiden zugestoßen war; soviel stand fest.
    Wenn Barbara in den nahezu vier Jahren ihrer Zusammenarbeit mit Lynley etwas gelernt hatte, dann, daß es Zeiten gab, wo Härte angebracht war, und Zeiten, die Entgegenkommen verlangten. Härte bedeutete Einschüchterung; Entgegenkommen einen Austausch von Informationen. Da sie nichts in der Hand hatte, um Vi Nevin unter Druck zu setzen, war dies wohl der Moment für Entgegenkommen.
    »Wir wissen, daß sie Anfang Mai ihr Studium aufgegeben hat«, sagte Barbara. »Sie hat angegeben, sie habe eine feste Anstellung bei der Firma MKR Financial Management. Aber der Geschäftsführer der Firma – ein Mr. Reeve – teilte uns mit, daß sie kurz vorher aus der Firma ausgeschieden war und ihm erzählt hatte, sie wolle wieder zurück nach Derbyshire. Trotzdem hat sie bei ihrem Umzug aus Islington der Hauswirtin diese Adresse hier angegeben und nicht etwa eine in Derbyshire. Und nach allem, was wir bisher in Erfahrung gebracht haben, hatte in Derbyshire niemand eine Ahnung, daß sie vorhatte, länger als nur den Sommer über zu bleiben. Wie erklären Sie sich das alles, Miss Nevin?«
    »Verwirrung«, sagte Vi. »Sie wußte noch nicht so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte, hatte noch keine festen Pläne. Nikki hat sich immer gern alle Möglichkeiten offengelassen.«
    »Indem sie ihr Studium an den Nagel hängte? Ihre Stellung aufgab? Geschichten ohne faktische Grundlage erzählte? Das nennen Sie, sich alle Möglichkeiten offenhalten? Ich würde sagen, es war Irreführung. Jeder, mit dem wir gesprochen haben, hatte eine andere Vorstellung davon, was sie für Pläne hatte.«
    »Tut mir leid, ich kann das nicht erklären. Ich weiß nicht, was Sie von mir hören wollen.«
    »Hatte sie denn eine Anstellung in Aussicht?« fragte Nkata, von seinem Dienstbuch aufblickend.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hatte sie eine Einkommensquelle?« fragte Barbara.
    »Das weiß ich auch nicht. Sie hat ihren Anteil an den Kosten bezahlt, bevor sie weggefahren ist, und –«
    »Warum ist sie überhaupt weggefahren?«
    »– und da sie bar bezahlt hat«, fuhr Vi fort, »hatte ich keinen Anlaß, mir über ihr Einkommen Gedanken zu machen. Wirklich, es tut mir leid, aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Von wegen, dachte Barbara, die Frau log wie gedruckt. »Wie haben Sie Nicola Maiden eigentlich kennengelernt? Haben Sie auch Jura studiert?«
    »Nein. Wir haben uns über die Arbeit kennengelernt.«
    »Bei MKR?« Und als Vi nickte, fragte Barbara: »Als was sind Sie dort beschäftigt?«
    »Ich bin nicht mehr dort beschäftigt. Ich habe ebenfalls im April aufgehört.« Sie hatte als persönliche Assistentin von Tricia Reeve gearbeitet, erklärte sie. »Ich habe sie nicht besonders gemocht. Sie ist ein bißchen – sonderbar. Ich habe im März gekündigt, und sobald sie einen Ersatz für mich gefunden hatten, bin ich gegangen.«
    »Und jetzt?«

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