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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gerade eine längere Nachricht aus, als sie hereinkamen. Andy Maiden warf einen Blick darauf, sagte teilnahmslos zu seiner Frau: »Es ist diese Gruppe aus New York«, und legte das Schreiben in einen Korb, in dem die Reservierungen gesammelt wurden.
    Weder Andy noch Nan Maiden hatten vom Entschluß ihrer Tochter gewußt, ihr Jurastudium abzubrechen. Ebensowenig hatten sie gewußt, daß sie ihre Wohnung in Islington aufgegeben hatte, um in Fulham mit einer jungen Frau namens Vi Nevin zusammenzuziehen, die Nicola ihnen gegenüber niemals erwähnt hatte. Und sie hatten auch nichts davon gewußt, daß ihre Tochter eine feste Anstellung bei der Firma MKR Financial Management angenommen hatte. Was alles in eklatantem Widerspruch zu Nan Maidens früherer Behauptung stand, ihre Tochter sei die Aufrichtigkeit in Person gewesen.
    Andy Maiden hatte diese unerwarteten Mitteilungen mit Schweigen aufgenommen. Aber er sah so erschöpft aus, als träfe ihn jede neue Enthüllung über seine Tochter wie ein seelischer Schlag. Während seine Frau versuchte, die Widersprüche im Verhalten ihrer Tochter wegzuerklären, schien er lediglich bestrebt, sie irgendwie in sich aufzunehmen, ohne daß es ihm endgültig das Herz brach.
    »Vielleicht wollte sie an eine andere Universität weiter im Norden überwechseln«, sagte Nan, verzweifelt bemüht, ihren eigenen Worten zu glauben. »Ist nicht in Leicester eine? Oder in Lincoln? Sie wollte vielleicht mehr in Julians Nähe sein, da sie doch mit ihm verlobt war.«
    Nan klarzumachen, daß ihre Tochter nie mit Julian Britton verlobt gewesen war, war noch weitaus schwieriger gewesen, als Lynley sich vorgestellt hatte. Sie gab endgültig jeden Versuch auf, eine Erklärung für all die erschütternden Enthüllungen zu finden, als er sie über Brittons falsche Darstellung seiner Beziehung zu Nicola aufklärte. Tief getroffen sagte sie nur: »Sie waren nicht ...? Aber warum hat er dann ...?«, bevor sie endgültig schwieg und sich ihrem Mann zuwandte, als erwartete sie von ihm eine Erklärung des Unerklärlichen.
    Somit war Lynley zu dem Schluß gelangt, daß es nicht ausgeschlossen war, daß die Maidens nichts von der Existenz von Nicolas Funkrufempfänger gewußt hatten. Und als Nan Maiden sich auf eine Frage nach dem Gerät ebenso ahnungslos zeigte wie ihr Mann, war Lynley geneigt gewesen, ihr zu glauben.
    Als Lynley jetzt im Halbschatten zwischen dem schwach beleuchteten Parkplatz und dem hell erleuchteten Hotel stand, ließ er sich einige Minuten Zeit, um nachzudenken und zugleich auch nachzuempfinden. Früher am Abend hatte er Hanken den Wagenschlüssel abgenommen und gesagt: »Fahren Sie nach Hause zu Ihrer Familie, Peter. Ich bringe die Maidens zurück«, und es waren Hankens Worte, als sie zusammen im Black Angel gesessen hatten, an die er jetzt denken mußte. Hanken hatte gesagt, ein Neugeborenes in den Armen zu halten – das eigene Kind, in Liebe gezeugt und empfangen –, verändere einen Mann unwiderruflich. Er hatte gesagt, der Schmerz über den Verlust dieses Kindes sei für ihn unvorstellbar. Was also empfand ein Mann wie Andy Maiden in diesem Augenblick: ein Mann, dessen Lebenseinstellung mit der Geburt seiner Tochter vor so vielen Jahren eine tiefgreifende Veränderung erfahren hatte; dessen Wesen sich im Laufe ihrer Kindheit und Jugend auf subtile Weise gewandelt hatte und dessen Innerstes bei ihrem Tod zerbrochen war – um vielleicht nie mehr zu heilen. Und nun kam zu diesem Verlust auch noch die entsetzliche Erkenntnis hinzu, daß sein einziges Kind Geheimnisse vor ihm gehabt hatte ... Wie mußte einem da zumute sein?
    Der Tod eines Kindes, dachte Lynley, zerstört die Zukunft und wirft einen dunklen Schatten auf die Vergangenheit, indem er erstere zu einer schier endlosen Gefangenschaft macht und letztere zu einem unausgesprochenen Vorwurf für jeden Moment, der durch die berufliche Inanspruchnahme von Vater oder Mutter seiner Bedeutsamkeit beraubt wurde. Von einem solchen Schicksalsschlag erholte man sich nicht. Man lernte nur mit der Zeit, irgendwie weiterzumachen.
    Er blickte zum Haus zurück und sah die ferne Gestalt Andy Maidens, der gerade das kleine Büro verließ, das Vestibül durchquerte und schweren Schrittes zur Treppe ging. Das Licht in dem Raum, den er gerade verlassen hatte, brannte noch immer, und im Fenster erschien Nan Maidens Silhouette. Lynley sah die Getrenntheit der Maidens und wünschte, er könnte ihnen sagen, sie sollten ihren Schmerz nicht in Einsamkeit

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