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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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kommen, irgendwie geahnt hatte und nun unter dem Eindruck ihrer letzten Auseinandersetzung versuchen würde, ihm aus dem Weg zu gehen. Aber als er durchs Vestibül zur Treppe ging, hörte er irgendwo im Haus krachend eine Tür zufallen und gleich darauf die Stimme eines Mannes, der sagte: »Hoppla! Tut mir leid. Ich bin manchmal ein bißchen stürmisch, wie?« Einen Augenblick später kamen ihm Denton und Helen entgegen, Denton mit einem Stapel riesiger Mustermappen in den Armen, Helen mit einer Liste in der Hand. Sie sagte gerade: »Ich habe die Wahl schon ein wenig eingeschränkt, Charlie. Und sie waren bereit, mir die Musterbücher bis drei Uhr auszuleihen. Sie müssen mich beraten.«
    »Ich hasse Blumen und Schleifchen und dergleichen«, erwiderte Denton. »So was brauchen Sie mir also gar nicht erst zu zeigen, das finde ich alles kitschig. Erinnert mich an meine Großmutter.«
    »Schon vermerkt«, antwortete Helen.
    »Gut.« Dann sah Denton Lynley. »Sehen Sie nur, wer uns da hereingeschneit ist, Lady Helen! Bestens. Dann werden Sie mich ja nicht mehr brauchen, nicht wahr?«
    »Wofür?« fragte Lynley.
    »Tommy!« rief Helen, als sie seine Stimme hörte. »Du bist wieder da? Das ist ja schnell gegangen.«
    »Um die Tapeten auszusuchen«, bemerkte Denton in Antwort auf Lynleys Frage. Er hob die Musterbücher, die er auf den Armen trug. »Muster.«
    »Für die Gästezimmer«, erläuterte Helen. »Hast du dir die in letzter Zeit mal angesehen, Tommy? Die Tapeten sehen aus, als wären sie seit der Jahrhundertwende nicht mehr gewechselt worden.«
    »Sind sie auch nicht«, erwiderte Lynley.
    »Na bitte, da hab ich mir doch gleich gedacht. Aber wenn ich die Zimmer nicht renovieren lasse, bevor deine Tante Augusta kommt, wird bestimmt sie das in die Hand nehmen. Dem wollte ich lieber zuvorkommen. Ich habe gestern bei Harrods schon in den Büchern geblättert, der Verkäufer war so nett, mir ein paar auszuleihen. Aber nur für heute.« Sie machte sich auf den Weg die Treppe hinauf und rief über ihre Schulter zurück: »Wieso bist du so bald wieder da? Habt ihr bereits alles geklärt?«
    Denton folgte ihr. Lynley beschloß den Zug. Er habe in London einiges zu erledigen, erklärte er Helen. Und er wolle St. James verschiedene Unterlagen zeigen. »Den Autopsiebefund. Fotos und Röntgenbilder«, fügte er hinzu.
    »Meinungsverschiedenheiten zwischen den Experten?« fragte sie, eine durchaus naheliegende Vermutung. Es wäre nicht das erstemal gewesen, daß man St. James als Mittler bei einem Streit zwischen Wissenschaftlern hinzugezogen hätte.
    »Nein, nur ein paar Fragen, die mich persönlich beschäftigen«, antwortete Lynley, »und Informationen, die ich überprüfen möchte.«
    »Ach so.« Sie drehte sich nach ihm um und lächelte flüchtig.
    »Schön, daß du da bist.«
    Die Gästezimmer, die so dringend der Renovierung bedurften, waren in der zweiten Etage des Hauses. Lynley stellte seinen Koffer ins gemeinsame Schlafzimmer und ging dann weiter nach oben, wo Helen im ersten der Zimmer schon dabei war, Tapetenmuster auf dem Bett auszulegen. Eines nach dem anderen nahm sie die Musterbücher von Dentons ausgestreckten Armen und wählte mit großer Sorgfalt aus, was in Frage kam. Der junge Mann ließ die Prozedur mit Leidensmiene über sich ergehen. Lynleys Erscheinen munterte ihn sichtlich auf.
    »Na bitte, da ist er schon«, sagte er hoffnungsvoll. »Wenn Sie mich also jetzt nicht mehr brauchen ...?«
    »Ich kann nicht bleiben, Denton«, klärte Lynley ihn auf.
    Denton ließ den Kopf hängen.
    »Ist das ein Problem?« fragte Lynley. »Wartet vielleicht irgendwo ein hübsches Mädchen auf Sie?« Ungewöhnlich wäre das nicht gewesen. Dentons Empfänglichkeit für weibliche Reize war ein offenes Geheimnis.
    »Nein, heute wartet der Schalter mit den verbilligten Karten auf mich«, antwortete Denton. »Ich wollte eigentlich dort sein, bevor der Ansturm losgeht.«
    »Ach so, natürlich, das Theater. Doch hoffentlich nicht schon wieder ein Musical?«
    »Na ja ...« Denton sah verlegen aus. Seine Leidenschaft für die Ausstattungsstücke in den Theatern des West End verschlang jeden Monat einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Lohns. Er war nach dem Fluidum von Schminke und Rampenlicht beinahe so süchtig wie ein Kokser nach seinem Stoff.
    Lynley nahm Denton die Musterbücher ab. »Gehen Sie«, sagte er. »Wir wollen Sie um Gottes willen nicht daran hindern, in den Genuß des neuesten Hits der Musicalbühne zu

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