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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Lehrerin hat gesagt, ich wär ein Naturtalent, Barbara. Glaubst du das auch?« Die Stimme wurde von einer anderen unterbrochen, der eines Mannes, der leise im Hintergrund sprach. Dann: »Ach so. Hier spricht Khalidah Hadiyyah aus dem Vorderhaus. Dad hat gesagt, daß ich vergessen habe, dir das zu sagen. Aber du hast wahrscheinlich schon gemerkt, daß ich’s bin, nicht? Ich wollte dich noch an meine Nähstunde erinnern. Die ist morgen, und du hast gesagt, daß du sehen willst, was ich mache. Hast du immer noch Lust mitzukommen? Hinterher können wir ja zum Abendbrot den Rest von dem glasierten Apfel essen. Ruf mich zurück, okay?« Dann wurde der Telefonhörer am anderen Ende der Leitung abrupt aufgelegt.
    Danach hörte Barbara die ruhige, kultivierte Stimme von Inspector Lynleys Frau. Helen sagte: »Barbara, Winston hat eben den Bentley zurückgebracht. Er hat mir erzählt, daß Sie hier in London an dem Fall mitarbeiten. Das freut mich wirklich, und das wollte ich Ihnen sagen. Ich weiß, daß Ihre Arbeit Sie bei allen im Yard rehabilitieren wird. Barbara, haben Sie ein bißchen Geduld mit Tommy. Er hält ungeheuer viel von Ihnen, und ... ach was, ich hoffe, das wissen Sie. Aber diese ganze Geschichte ... das, was im Sommer passiert ist ... das hat ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Darum ... ach, verflixt. Ich wollte Ihnen nur für die Arbeit alles Gute wünschen. Sie haben immer so gut mit Tommy zusammengearbeitet, und ich weiß, es wird diesmal nicht anders sein.«
    Barbara hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Aber sie erstickte die innere Stimme, die ihr sagte, daß sie den größten Teil des Tages gegen Lynleys Anordnungen gehandelt hatte, und hielt dagegen, sie habe nichts dergleichen getan. Sie zeige lediglich Initiative, indem sie zusätzlich zu ihrem Auftrag Aktivitäten auf sich nehme, die sich zwangsläufig aus dem Verlauf der Untersuchungen ergäben.
    Sie kickte ihre Schuhe von den Füßen und ließ sich samt dem Stapel Postkarten auf die Bettcouch fallen. Nachdem sie das Gummiband abgestreift hatte, begann sie die Karten durchzusehen und dachte dabei, wie viele Facetten in Terrys Leben es gab – wie es sich jetzt im Licht der Ermittlungen zeigte –, die ihm das tödliche Interesse eines Killers eingebracht haben konnten, während das Leben Nicola Maidens – ganz gleich, von welchem Blickwinkel aus betrachtet – diese als nichts anderes auswies als eine lebenslustige junge Frau, die sozusagen in jedem Hafen einen oder zwei Männer gehabt hatte und einen betuchten Liebhaber am Bändel. Natürlich konnte Eifersucht einen dieser Männer dazu getrieben haben, die junge Frau zu töten, aber er hätte es ganz sicher nicht nötig gehabt, sie draußen im Moor zu erledigen, schon gar nicht, als er gesehen hatte, daß sie in Gesellschaft war. Es wäre weitaus logischer für ihn gewesen zu warten, bis er sie allein erwischte. Es sei denn natürlich, sie und Terry hatten gerade in dem Moment etwas getan, was er als Beweis dafür ausgelegt hätte, daß die beiden etwas miteinander hatten. In dem Fall war es möglich, daß er blind vor Wut und Eifersucht in den Steinkreis hineingestürzt war, seinen Rivalen angegriffen hatte und, nachdem er diesen aktionsunfähig gemacht hatte, die treulose Geliebte getötet hatte. Aber das war schon ziemlich unwahrscheinlich. Nichts, was Barbara bisher über Nicola Maiden erfahren hatte, deutete auch nur an, daß sie sich für arbeitslose Halbwüchsige interessiert hatte.
    In Terry Coles Leben hingegen hatte es, wie sich allmählich herausstellte, vielerlei Umstände gegeben, die schließlich zu seiner Ermordung geführt haben könnten. Cilla zufolge hatte er die Taschen immer voller Geld gehabt, und die Postkarten, die Barbara jetzt auf ihrer Bettcouch ausbreitete, legten die Vermutung nahe, daß er in einem Bereich der Unterwelt tätig gewesen war, in dem Gewalt an der Tagesordnung war. Trotz allem, was Sally Cole über den Riesenauftrag ihres Sohnes erzählt hatte, trotz allem, was Mrs. Baden über die Gutmütigkeit und Großzügigkeit des Jungen gesagt hatte, wurde zunehmend wahrscheinlicher, daß der wahre Terry Cole sich zumindest am Rande einer Welt bewegt hatte, zu der Drogen, harte Pornographie, Pädophilie und Menschenhandel gehörten. Ganz zu schweigen von hundert pikanten Perversionen. Wie leicht konnte man da jemandem in die Quere kommen, der Mord für die beste Lösung hielt.
    Was aber hatten sie bisher über Nicola Maiden erfahren? Sie hatte ihr

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